den Gedanken damit verknüpft, daß diese Denkmäler der Pracht und der Kunst ihre Entstehung zum Theil den nachbildenden Hän- den russischer Bauern verdanken. Die Zim- merleute (Plotniki) sind durch ihre eigenthüm- liche Kunstfertigkeit und die einfache Benutzung ihrer Axt, die ihnen statt aller Werkzeuge dient, auch in Deutschland bekannt. Mit die- sem Inbegriff aller Instrumente bauen sie Häuser, verfertigen sie Tische, Stühle, Fuhr- werke, kurz alle Bedürfnisse des gemeinen Mannes, deren Material Holz ist. Sie wer- den ihrer Geschicklichkeit und der Wohlfeilheit ihrer Arbeit wegen, auch bey dem Bauen steinerner Häuser gebraucht, wo sie die grö- bere Zimmerarbeit verrichten.
Auch das Töpfer- und Lichtzieher- handwerk wird fast nur von Russen betrie- ben. In beyden haben sie es sehr weit ge- bracht, wovon die zierlichen, für unser Kli- ma so zweckmäßigen Oefen und die überall hin verführten russischen Lichte den Beweis geben. Die Struktur der hiesigen Oefen ist so vor- trefflich, daß man sie auch in Deutschland einzuführen versucht hat. Ein lübeckischer
Zweiter Theil. D
den Gedanken damit verknuͤpft, daß dieſe Denkmaͤler der Pracht und der Kunſt ihre Entſtehung zum Theil den nachbildenden Haͤn- den ruſſiſcher Bauern verdanken. Die Zim- merleute (Plotniki) ſind durch ihre eigenthuͤm- liche Kunſtfertigkeit und die einfache Benutzung ihrer Axt, die ihnen ſtatt aller Werkzeuge dient, auch in Deutſchland bekannt. Mit die- ſem Inbegriff aller Inſtrumente bauen ſie Haͤuſer, verfertigen ſie Tiſche, Stuͤhle, Fuhr- werke, kurz alle Beduͤrfniſſe des gemeinen Mannes, deren Material Holz iſt. Sie wer- den ihrer Geſchicklichkeit und der Wohlfeilheit ihrer Arbeit wegen, auch bey dem Bauen ſteinerner Haͤuſer gebraucht, wo ſie die groͤ- bere Zimmerarbeit verrichten.
Auch das Toͤpfer- und Lichtzieher- handwerk wird faſt nur von Ruſſen betrie- ben. In beyden haben ſie es ſehr weit ge- bracht, wovon die zierlichen, fuͤr unſer Kli- ma ſo zweckmaͤßigen Oefen und die uͤberall hin verfuͤhrten ruſſiſchen Lichte den Beweis geben. Die Struktur der hieſigen Oefen iſt ſo vor- trefflich, daß man ſie auch in Deutſchland einzufuͤhren verſucht hat. Ein luͤbeckiſcher
Zweiter Theil. D
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den Gedanken damit verknuͤpft, daß dieſe
Denkmaͤler der Pracht und der Kunſt ihre
Entſtehung zum Theil den nachbildenden Haͤn-
den ruſſiſcher Bauern verdanken. Die Zim-
merleute (Plotniki) ſind durch ihre eigenthuͤm-
liche Kunſtfertigkeit und die einfache Benutzung
ihrer Axt, die ihnen ſtatt aller Werkzeuge
dient, auch in Deutſchland bekannt. Mit die-
ſem Inbegriff aller Inſtrumente bauen ſie
Haͤuſer, verfertigen ſie Tiſche, Stuͤhle, Fuhr-
werke, kurz alle Beduͤrfniſſe des gemeinen
Mannes, deren Material Holz iſt. Sie wer-
den ihrer Geſchicklichkeit und der Wohlfeilheit
ihrer Arbeit wegen, auch bey dem Bauen
ſteinerner Haͤuſer gebraucht, wo ſie die groͤ-
bere Zimmerarbeit verrichten.
Auch das Toͤpfer- und Lichtzieher-
handwerk wird faſt nur von Ruſſen betrie-
ben. In beyden haben ſie es ſehr weit ge-
bracht, wovon die zierlichen, fuͤr unſer Kli-
ma ſo zweckmaͤßigen Oefen und die uͤberall hin
verfuͤhrten ruſſiſchen Lichte den Beweis geben.
Die Struktur der hieſigen Oefen iſt ſo vor-
trefflich, daß man ſie auch in Deutſchland
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/65>, abgerufen am 22.11.2024.
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