soldungen, ohne auf der breiten Heerstraße Nebeneinkünfte zu suchen, den äußern Anstand und selbst zum Theil den Modeton in ihrer Lebensart halten. Bey diesen ersetzt eine große Sparsamkeit und jene Kunst, die Außenseite zu retten, den Ueberfluß, der in einer unklugen Wirthschaft ohne Genuß und ohne bemerkt zu werden verfliegt. Der große Vortheil, dessen sich viele unter ihnen erfreuen, indem sie Woh- nung, Licht und Holz von der Krone erhalten, vermindert ihre Ausgaben um eine sehr starke Rubrik; mit einigen Stellen ist auch der Vor- theil der freyen Bedienung verknüpft. Der Erziehung ihrer Kinder können sie sich, wenn sie ihnen lästig wird, sehr leicht entledigen, denn die Kinder aller im Range eines Ober- offiziers stehenden Beamten haben Anspruch an die Aufnahme in die kaiserlichen Institute. Diese und andere Bequemlichkeiten setzen die Familien der Staatsbedienten in den Stand, mehr auf das Aeußere zu wenden; der größte Theil derselben erscheint daher unter einem vortheilhaftern Gesichtspunkt, als eine nähere Kenntniß der wahren Lage erwarten läßt.
ſoldungen, ohne auf der breiten Heerſtraße Nebeneinkuͤnfte zu ſuchen, den aͤußern Anſtand und ſelbſt zum Theil den Modeton in ihrer Lebensart halten. Bey dieſen erſetzt eine große Sparſamkeit und jene Kunſt, die Außenſeite zu retten, den Ueberfluß, der in einer unklugen Wirthſchaft ohne Genuß und ohne bemerkt zu werden verfliegt. Der große Vortheil, deſſen ſich viele unter ihnen erfreuen, indem ſie Woh- nung, Licht und Holz von der Krone erhalten, vermindert ihre Ausgaben um eine ſehr ſtarke Rubrik; mit einigen Stellen iſt auch der Vor- theil der freyen Bedienung verknuͤpft. Der Erziehung ihrer Kinder koͤnnen ſie ſich, wenn ſie ihnen laͤſtig wird, ſehr leicht entledigen, denn die Kinder aller im Range eines Ober- offiziers ſtehenden Beamten haben Anſpruch an die Aufnahme in die kaiſerlichen Inſtitute. Dieſe und andere Bequemlichkeiten ſetzen die Familien der Staatsbedienten in den Stand, mehr auf das Aeußere zu wenden; der groͤßte Theil derſelben erſcheint daher unter einem vortheilhaftern Geſichtspunkt, als eine naͤhere Kenntniß der wahren Lage erwarten laͤßt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0428"n="410"/>ſoldungen, ohne auf der breiten Heerſtraße<lb/>
Nebeneinkuͤnfte zu ſuchen, den aͤußern Anſtand<lb/>
und ſelbſt zum Theil den Modeton in ihrer<lb/>
Lebensart halten. Bey dieſen erſetzt eine große<lb/>
Sparſamkeit und jene Kunſt, die Außenſeite<lb/>
zu retten, den Ueberfluß, der in einer unklugen<lb/>
Wirthſchaft ohne Genuß und ohne bemerkt zu<lb/>
werden verfliegt. Der große Vortheil, deſſen<lb/>ſich viele unter ihnen erfreuen, indem ſie Woh-<lb/>
nung, Licht und Holz von der Krone erhalten,<lb/>
vermindert ihre Ausgaben um eine ſehr ſtarke<lb/>
Rubrik; mit einigen Stellen iſt auch der Vor-<lb/>
theil der freyen Bedienung verknuͤpft. Der<lb/>
Erziehung ihrer Kinder koͤnnen ſie ſich, wenn<lb/>ſie ihnen laͤſtig wird, ſehr leicht entledigen,<lb/>
denn die Kinder aller im Range eines Ober-<lb/>
offiziers ſtehenden Beamten haben Anſpruch<lb/>
an die Aufnahme in die kaiſerlichen Inſtitute.<lb/>
Dieſe und andere Bequemlichkeiten ſetzen die<lb/>
Familien der Staatsbedienten in den Stand,<lb/>
mehr auf das Aeußere zu wenden; der groͤßte<lb/>
Theil derſelben erſcheint daher unter einem<lb/>
vortheilhaftern Geſichtspunkt, als eine naͤhere<lb/>
Kenntniß der wahren Lage erwarten laͤßt.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[410/0428]
ſoldungen, ohne auf der breiten Heerſtraße
Nebeneinkuͤnfte zu ſuchen, den aͤußern Anſtand
und ſelbſt zum Theil den Modeton in ihrer
Lebensart halten. Bey dieſen erſetzt eine große
Sparſamkeit und jene Kunſt, die Außenſeite
zu retten, den Ueberfluß, der in einer unklugen
Wirthſchaft ohne Genuß und ohne bemerkt zu
werden verfliegt. Der große Vortheil, deſſen
ſich viele unter ihnen erfreuen, indem ſie Woh-
nung, Licht und Holz von der Krone erhalten,
vermindert ihre Ausgaben um eine ſehr ſtarke
Rubrik; mit einigen Stellen iſt auch der Vor-
theil der freyen Bedienung verknuͤpft. Der
Erziehung ihrer Kinder koͤnnen ſie ſich, wenn
ſie ihnen laͤſtig wird, ſehr leicht entledigen,
denn die Kinder aller im Range eines Ober-
offiziers ſtehenden Beamten haben Anſpruch
an die Aufnahme in die kaiſerlichen Inſtitute.
Dieſe und andere Bequemlichkeiten ſetzen die
Familien der Staatsbedienten in den Stand,
mehr auf das Aeußere zu wenden; der groͤßte
Theil derſelben erſcheint daher unter einem
vortheilhaftern Geſichtspunkt, als eine naͤhere
Kenntniß der wahren Lage erwarten laͤßt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/428>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.