sparsam, von isolirten Fremden oder Auslän- dern besucht. Selten wird die Unterhaltung lebhaft und allgemein; wenn das gewöhnliche Bedürfniß der Zeitungslektüre befriedigt ist, setzt man sich zum Schach- oder Damenspiel nieder. Karten habe ich niemals in diesen Häusern spielen sehen; ich vermuthe daher, daß sie verboten sind. Die Preise der gewöhn- lichen Erfrischungen und Getränke werden überall auf eine übermäßige Weise gesteigert. Es ist schwerlich zu erwarten, daß diese Gat- tung der öffentlichen Vergnügungsörter eine bessere und geschmackvollere Einrichtung er- halten dürfte, so lange die Manie der Klubbs in St. Petersburg währt.
Eines desto reichlichern Zuspruchs erfreuen sich die Gasthäuser, vorzüglich außerhalb der Stadt, weil diese gewöhnlich das Ziel der Promenaden und Spazierfahrten des Publi- kums sind, und weil sie den Petersburgern die beliebtesten Arten des gesellschaftlichen Genus- ses -- Kartenspiel und Speisetische, gewähren. Ueberall wo diese edlen Zweige der Unterhal- tung blühen, kann man gewiß seyn, zahlreiche Versammlungen von Menschen aus allen
ſparſam, von iſolirten Fremden oder Auslaͤn- dern beſucht. Selten wird die Unterhaltung lebhaft und allgemein; wenn das gewoͤhnliche Beduͤrfniß der Zeitungslektuͤre befriedigt iſt, ſetzt man ſich zum Schach- oder Damenſpiel nieder. Karten habe ich niemals in dieſen Haͤuſern ſpielen ſehen; ich vermuthe daher, daß ſie verboten ſind. Die Preiſe der gewoͤhn- lichen Erfriſchungen und Getraͤnke werden uͤberall auf eine uͤbermaͤßige Weiſe geſteigert. Es iſt ſchwerlich zu erwarten, daß dieſe Gat- tung der oͤffentlichen Vergnuͤgungsoͤrter eine beſſere und geſchmackvollere Einrichtung er- halten duͤrfte, ſo lange die Manie der Klubbs in St. Petersburg waͤhrt.
Eines deſto reichlichern Zuſpruchs erfreuen ſich die Gaſthaͤuſer, vorzuͤglich außerhalb der Stadt, weil dieſe gewoͤhnlich das Ziel der Promenaden und Spazierfahrten des Publi- kums ſind, und weil ſie den Petersburgern die beliebteſten Arten des geſellſchaftlichen Genuſ- ſes — Kartenſpiel und Speiſetiſche, gewaͤhren. Ueberall wo dieſe edlen Zweige der Unterhal- tung bluͤhen, kann man gewiß ſeyn, zahlreiche Verſammlungen von Menſchen aus allen
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ſparſam, von iſolirten Fremden oder Auslaͤn-
dern beſucht. Selten wird die Unterhaltung
lebhaft und allgemein; wenn das gewoͤhnliche
Beduͤrfniß der Zeitungslektuͤre befriedigt iſt,
ſetzt man ſich zum Schach- oder Damenſpiel
nieder. Karten habe ich niemals in dieſen
Haͤuſern ſpielen ſehen; ich vermuthe daher,
daß ſie verboten ſind. Die Preiſe der gewoͤhn-
lichen Erfriſchungen und Getraͤnke werden
uͤberall auf eine uͤbermaͤßige Weiſe geſteigert.
Es iſt ſchwerlich zu erwarten, daß dieſe Gat-
tung der oͤffentlichen Vergnuͤgungsoͤrter eine
beſſere und geſchmackvollere Einrichtung er-
halten duͤrfte, ſo lange die Manie der Klubbs
in St. Petersburg waͤhrt.
Eines deſto reichlichern Zuſpruchs erfreuen
ſich die Gaſthaͤuſer, vorzuͤglich außerhalb
der Stadt, weil dieſe gewoͤhnlich das Ziel der
Promenaden und Spazierfahrten des Publi-
kums ſind, und weil ſie den Petersburgern die
beliebteſten Arten des geſellſchaftlichen Genuſ-
ſes — Kartenſpiel und Speiſetiſche, gewaͤhren.
Ueberall wo dieſe edlen Zweige der Unterhal-
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Verſammlungen von Menſchen aus allen
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/337>, abgerufen am 23.11.2024.
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