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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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dukten seines originellen, durch die höchste Kul-
tur veredelten Talents zu bereichern. Eigen-
thümlichkeit, Feinheit und Eleganz sind der Ka-
rakter dieses Schriftstellers; unnachahmlich ist
die Harmonie seiner Diktion und der Wohllaut
seines leichten Versbaues; er hat das Mittel
gefunden, die üppigste Einbildungskraft und den
gereinigtesten Geschmack zu verschwistern. So
lautet das Urtheil der Kenner.

Gerne verschaffte ich meinen Lesern den
Genuß, einzelne Proben dieses Dichters mit
ihrer Kritik zu vergleichen. Uebersetzungen sind
fast von allen seinen Werken vorhanden; aber
wie grob und körperlich ist hier überall die
Hülle, durch welche der feine Geist des Origi-
nals durchschimmern soll. Keine Sprache, die
ich kenne, legt dem Uebersetzer so unüberwind-
liche Schwierigkeiten in den Weg, als die rus-
sische. Der ganz eigenthümliche Karakter der-
selben macht freye Nachahmungen fast unmög-
lich; und bey einer treuen, wörtlichen Dollmet-
schung ist es nicht selten der Fall, daß die edel-
ste Wendung oder der erhabenste Ausdruck
matt und alltäglich wird, den großen Verlust
der Versifikation nicht einmal zu rechnen. In

dukten ſeines originellen, durch die hoͤchſte Kul-
tur veredelten Talents zu bereichern. Eigen-
thuͤmlichkeit, Feinheit und Eleganz ſind der Ka-
rakter dieſes Schriftſtellers; unnachahmlich iſt
die Harmonie ſeiner Diktion und der Wohllaut
ſeines leichten Versbaues; er hat das Mittel
gefunden, die uͤppigſte Einbildungskraft und den
gereinigteſten Geſchmack zu verſchwiſtern. So
lautet das Urtheil der Kenner.

Gerne verſchaffte ich meinen Leſern den
Genuß, einzelne Proben dieſes Dichters mit
ihrer Kritik zu vergleichen. Ueberſetzungen ſind
faſt von allen ſeinen Werken vorhanden; aber
wie grob und koͤrperlich iſt hier uͤberall die
Huͤlle, durch welche der feine Geiſt des Origi-
nals durchſchimmern ſoll. Keine Sprache, die
ich kenne, legt dem Ueberſetzer ſo unuͤberwind-
liche Schwierigkeiten in den Weg, als die ruſ-
ſiſche. Der ganz eigenthuͤmliche Karakter der-
ſelben macht freye Nachahmungen faſt unmoͤg-
lich; und bey einer treuen, woͤrtlichen Dollmet-
ſchung iſt es nicht ſelten der Fall, daß die edel-
ſte Wendung oder der erhabenſte Ausdruck
matt und alltaͤglich wird, den großen Verluſt
der Verſifikation nicht einmal zu rechnen. In

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[232/0248] dukten ſeines originellen, durch die hoͤchſte Kul- tur veredelten Talents zu bereichern. Eigen- thuͤmlichkeit, Feinheit und Eleganz ſind der Ka- rakter dieſes Schriftſtellers; unnachahmlich iſt die Harmonie ſeiner Diktion und der Wohllaut ſeines leichten Versbaues; er hat das Mittel gefunden, die uͤppigſte Einbildungskraft und den gereinigteſten Geſchmack zu verſchwiſtern. So lautet das Urtheil der Kenner. Gerne verſchaffte ich meinen Leſern den Genuß, einzelne Proben dieſes Dichters mit ihrer Kritik zu vergleichen. Ueberſetzungen ſind faſt von allen ſeinen Werken vorhanden; aber wie grob und koͤrperlich iſt hier uͤberall die Huͤlle, durch welche der feine Geiſt des Origi- nals durchſchimmern ſoll. Keine Sprache, die ich kenne, legt dem Ueberſetzer ſo unuͤberwind- liche Schwierigkeiten in den Weg, als die ruſ- ſiſche. Der ganz eigenthuͤmliche Karakter der- ſelben macht freye Nachahmungen faſt unmoͤg- lich; und bey einer treuen, woͤrtlichen Dollmet- ſchung iſt es nicht ſelten der Fall, daß die edel- ſte Wendung oder der erhabenſte Ausdruck matt und alltaͤglich wird, den großen Verluſt der Verſifikation nicht einmal zu rechnen. In

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/248>, abgerufen am 24.11.2024.