Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.welches auch die Blicke der leidenschaftlosesten Die erwerbende Klasse ist der wesentlichste welches auch die Blicke der leidenſchaftloſeſten Die erwerbende Klaſſe iſt der weſentlichſte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0022" n="6"/> welches auch die Blicke der leidenſchaftloſeſten<lb/> Zuſchauer feſſelt und ihr Gefuͤhl zu einer theil-<lb/> nehmenden Stimmung erhoͤht.</p><lb/> <p>Die erwerbende Klaſſe iſt der weſentlichſte<lb/> und unentbehrlichſte Stand des Menſchenge-<lb/> ſchlechts; alles uͤbrige ſind die Verzierungen,<lb/> die mit der Zeit aus dem Schooß derſelben<lb/> hervorgegangen ſind. Staatsverfaſſungen, Ge-<lb/> ſetze und Armeen ſind das Werk der Noth-<lb/> durft; Kuͤnſte und Wiſſenſchaften das Werk<lb/> der Kultur und des Luxus; aber beides ſetzt<lb/> Exiſtenz voraus, und dieſe giebt der erwerben-<lb/> de Stand. Wir arbeiten um zu leben, und<lb/> leben um zu genießen: in dieſen Worten liegt<lb/> das Syſtem aller menſchlichen Verhaͤltniſſe<lb/> und das Ziel alles menſchlichen Beſtrebens.<lb/> Die Befriedigung des bloßen Beduͤrfniſſes iſt<lb/> die erſte Stufe der Ausbildung des Menſchen:<lb/> ſobald er dieſe errungen hat, entwickelt ſich<lb/> ſein Sinn fuͤr Genuß. Ein mehr oder minder<lb/> veredeltes Beduͤrfniß wird zur Bequemlichkeit,<lb/> und bey dem nimmer zu erſaͤttigenden Triebe<lb/> zur Verbeſſerung ſeines Zuſtandes, vertauſcht<lb/> er auch die Bequemlichkeit bald gegen den Lu-<lb/> xus. Dieſe drey Perioden ſind es durch welche<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0022]
welches auch die Blicke der leidenſchaftloſeſten
Zuſchauer feſſelt und ihr Gefuͤhl zu einer theil-
nehmenden Stimmung erhoͤht.
Die erwerbende Klaſſe iſt der weſentlichſte
und unentbehrlichſte Stand des Menſchenge-
ſchlechts; alles uͤbrige ſind die Verzierungen,
die mit der Zeit aus dem Schooß derſelben
hervorgegangen ſind. Staatsverfaſſungen, Ge-
ſetze und Armeen ſind das Werk der Noth-
durft; Kuͤnſte und Wiſſenſchaften das Werk
der Kultur und des Luxus; aber beides ſetzt
Exiſtenz voraus, und dieſe giebt der erwerben-
de Stand. Wir arbeiten um zu leben, und
leben um zu genießen: in dieſen Worten liegt
das Syſtem aller menſchlichen Verhaͤltniſſe
und das Ziel alles menſchlichen Beſtrebens.
Die Befriedigung des bloßen Beduͤrfniſſes iſt
die erſte Stufe der Ausbildung des Menſchen:
ſobald er dieſe errungen hat, entwickelt ſich
ſein Sinn fuͤr Genuß. Ein mehr oder minder
veredeltes Beduͤrfniß wird zur Bequemlichkeit,
und bey dem nimmer zu erſaͤttigenden Triebe
zur Verbeſſerung ſeines Zuſtandes, vertauſcht
er auch die Bequemlichkeit bald gegen den Lu-
xus. Dieſe drey Perioden ſind es durch welche
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