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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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bald nach dem nordischen Palmyra eilen, um
sich den Beweis zu holen, daß das Feuer zu
welchem die göttlichen Musen begeistern, auch
unter Schnee und Eis nicht erlischt.

Wenn etwas diesen Beweis verstärken kann,
so ist es das Beyspiel der russischen Großen.
In keinem Lande vielleicht giebt es so leiden-
schaftliche Sammler als hier. Aber eben die-
ser allzugroße Eifer, statt die Anzahl und Voll-
kommenheit solcher Privatsammlungen zu
vermehren, wird ihrer Dauer nicht selten nach-
theilig, wenn das, bey aller Größe des Reich-
thums ihrer Besitzer, oft steigende Mißver-
hältniß der Kostbarkeit die Aufopferung dersel-
ben erheischt. Man findet daher wenige Fa-
miliendepots, wie in andern Ländern, wo kost-
bare Privatsammlungen von einer Generation
auf die andere forterben, und selbst, wenn sie
durch Zufall oder Erlöschung des Stammes
in fremde Hände übergehen, noch den Namen
ihrer ursprünglichen Sammler und Besitzer
verewigen helfen. Zu den merkwürdigsten jetzt
in der Residenz bestehenden Kabinetten dieser
Art möchten etwa folgende gehören. Das
Museum des Grafen Iwan Tscherni-

bald nach dem nordiſchen Palmyra eilen, um
ſich den Beweis zu holen, daß das Feuer zu
welchem die goͤttlichen Muſen begeiſtern, auch
unter Schnee und Eis nicht erliſcht.

Wenn etwas dieſen Beweis verſtaͤrken kann,
ſo iſt es das Beyſpiel der ruſſiſchen Großen.
In keinem Lande vielleicht giebt es ſo leiden-
ſchaftliche Sammler als hier. Aber eben die-
ſer allzugroße Eifer, ſtatt die Anzahl und Voll-
kommenheit ſolcher Privatſammlungen zu
vermehren, wird ihrer Dauer nicht ſelten nach-
theilig, wenn das, bey aller Groͤße des Reich-
thums ihrer Beſitzer, oft ſteigende Mißver-
haͤltniß der Koſtbarkeit die Aufopferung derſel-
ben erheiſcht. Man findet daher wenige Fa-
miliendepots, wie in andern Laͤndern, wo koſt-
bare Privatſammlungen von einer Generation
auf die andere forterben, und ſelbſt, wenn ſie
durch Zufall oder Erloͤſchung des Stammes
in fremde Haͤnde uͤbergehen, noch den Namen
ihrer urſpruͤnglichen Sammler und Beſitzer
verewigen helfen. Zu den merkwuͤrdigſten jetzt
in der Reſidenz beſtehenden Kabinetten dieſer
Art moͤchten etwa folgende gehoͤren. Das
Muſeum des Grafen Iwan Tſcherni-

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[146/0162] bald nach dem nordiſchen Palmyra eilen, um ſich den Beweis zu holen, daß das Feuer zu welchem die goͤttlichen Muſen begeiſtern, auch unter Schnee und Eis nicht erliſcht. Wenn etwas dieſen Beweis verſtaͤrken kann, ſo iſt es das Beyſpiel der ruſſiſchen Großen. In keinem Lande vielleicht giebt es ſo leiden- ſchaftliche Sammler als hier. Aber eben die- ſer allzugroße Eifer, ſtatt die Anzahl und Voll- kommenheit ſolcher Privatſammlungen zu vermehren, wird ihrer Dauer nicht ſelten nach- theilig, wenn das, bey aller Groͤße des Reich- thums ihrer Beſitzer, oft ſteigende Mißver- haͤltniß der Koſtbarkeit die Aufopferung derſel- ben erheiſcht. Man findet daher wenige Fa- miliendepots, wie in andern Laͤndern, wo koſt- bare Privatſammlungen von einer Generation auf die andere forterben, und ſelbſt, wenn ſie durch Zufall oder Erloͤſchung des Stammes in fremde Haͤnde uͤbergehen, noch den Namen ihrer urſpruͤnglichen Sammler und Beſitzer verewigen helfen. Zu den merkwuͤrdigſten jetzt in der Reſidenz beſtehenden Kabinetten dieſer Art moͤchten etwa folgende gehoͤren. Das Muſeum des Grafen Iwan Tſcherni-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/162>, abgerufen am 28.04.2024.