Granitufers geben dieser Stelle in der Residenz Vorzüge, die ihr vielleicht von keiner der Wunder- städte Europens streitig gemacht werden können.
Der erste Admiralitätstheil hat vier öf- fentliche Plätze, die bey aller Vollkommen- heit einzelner Theile dennoch großer Verschöne- rungen bedürfen, um ihres Ranges werth zu seyn. Eine Ausnahme von dieser Bemerkung macht der Schloßplatz, der zwar durchaus gut, aber doch sehr ungleich, bebaut ist. Seine un- geheure Größe ist der wesentlichste aber auch nothwendigste Vorzug, da sich hier an Courta- gen und bey öffentlichen Gelegenheiten mehrere tausend Equipagen versammeln. Die Form die- ses Platzes ist ein etwas unregelmäßiger halber Zirkel, dessen Grundlinie der Winterpallast bil- det. Zur Rechten dieses Pallasts liegt die Admi- ralität, gegen über das Amphitheater, und zur Linken eine gerade fortlaufende auf das Amphi- theater zustoßende Reihe von Häusern, die sämtlich gut ins Auge fallen, aber durch ihre ungleiche Höhe mit den eben genannten Gebäu- den kontrastiren. -- Der Platz neben den Sommergärten ist durch nichts merkwür- dig. Sein ländliches Ansehn (denn er ist über-
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Granitufers geben dieſer Stelle in der Reſidenz Vorzuͤge, die ihr vielleicht von keiner der Wunder- ſtaͤdte Europens ſtreitig gemacht werden koͤnnen.
Der erſte Admiralitaͤtstheil hat vier oͤf- fentliche Plaͤtze, die bey aller Vollkommen- heit einzelner Theile dennoch großer Verſchoͤne- rungen beduͤrfen, um ihres Ranges werth zu ſeyn. Eine Ausnahme von dieſer Bemerkung macht der Schloßplatz, der zwar durchaus gut, aber doch ſehr ungleich, bebaut iſt. Seine un- geheure Groͤße iſt der weſentlichſte aber auch nothwendigſte Vorzug, da ſich hier an Courta- gen und bey oͤffentlichen Gelegenheiten mehrere tauſend Equipagen verſammeln. Die Form die- ſes Platzes iſt ein etwas unregelmaͤßiger halber Zirkel, deſſen Grundlinie der Winterpallaſt bil- det. Zur Rechten dieſes Pallaſts liegt die Admi- ralitaͤt, gegen uͤber das Amphitheater, und zur Linken eine gerade fortlaufende auf das Amphi- theater zuſtoßende Reihe von Haͤuſern, die ſaͤmtlich gut ins Auge fallen, aber durch ihre ungleiche Hoͤhe mit den eben genannten Gebaͤu- den kontraſtiren. — Der Platz neben den Sommergaͤrten iſt durch nichts merkwuͤr- dig. Sein laͤndliches Anſehn (denn er iſt uͤber-
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Granitufers geben dieſer Stelle in der Reſidenz
Vorzuͤge, die ihr vielleicht von keiner der Wunder-
ſtaͤdte Europens ſtreitig gemacht werden koͤnnen.
Der erſte Admiralitaͤtstheil hat vier oͤf-
fentliche Plaͤtze, die bey aller Vollkommen-
heit einzelner Theile dennoch großer Verſchoͤne-
rungen beduͤrfen, um ihres Ranges werth zu ſeyn.
Eine Ausnahme von dieſer Bemerkung macht
der Schloßplatz, der zwar durchaus gut,
aber doch ſehr ungleich, bebaut iſt. Seine un-
geheure Groͤße iſt der weſentlichſte aber auch
nothwendigſte Vorzug, da ſich hier an Courta-
gen und bey oͤffentlichen Gelegenheiten mehrere
tauſend Equipagen verſammeln. Die Form die-
ſes Platzes iſt ein etwas unregelmaͤßiger halber
Zirkel, deſſen Grundlinie der Winterpallaſt bil-
det. Zur Rechten dieſes Pallaſts liegt die Admi-
ralitaͤt, gegen uͤber das Amphitheater, und zur
Linken eine gerade fortlaufende auf das Amphi-
theater zuſtoßende Reihe von Haͤuſern, die
ſaͤmtlich gut ins Auge fallen, aber durch ihre
ungleiche Hoͤhe mit den eben genannten Gebaͤu-
den kontraſtiren. — Der Platz neben den
Sommergaͤrten iſt durch nichts merkwuͤr-
dig. Sein laͤndliches Anſehn (denn er iſt uͤber-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/85>, abgerufen am 25.11.2024.
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