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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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nung der Fremden findet man nirgend; Jeder-
mann sieht sich gezwungen, sogleich einen Lohn-
lakay zu miethen, weil er ohne diesen kein
Glas Wasser erhalten würde, und seine Schu-
he selbst putzen müßte.

Um billig zu seyn, muß man, außer den
angeführten Ursachen, noch zur Entschuldi-
gung der schlechten Tafel bemerken, daß hier
die Gasthöfe nicht, wie in Deutschland und
Frankreich, von den Eingebornen zugleich als
Speisehäuser benutzt werden. Fast jeder Pe-
tersburger der keine eigne Küche hält, ist
Mitglied von einer oder mehreren Klubben,
wo er für sehr mäßige Bezahlung einen aus-
gesuchten Tisch findet und in einem selbstge-
wählten Zirkel speist. Auch Fremde essen sel-
ten im Gasthofe; ihre Adressen oder Geschäfte
oder auch der Zufall verschaffen ihnen bald Be-
kanntschaften, bey denen sie, nach dem Ton
und den Regeln der hiesigen Gastfreyheit, zu
Mittage und zu Abend eingeladen werden, und
einige Tage nach ihrer Ankunft sind sie der
Sorge für dieses Bedürfniß überhoben. Um
diese gefällige und in Petersburg einheimische
Tugend mit Anstand benutzen zu können, ist

nung der Fremden findet man nirgend; Jeder-
mann ſieht ſich gezwungen, ſogleich einen Lohn-
lakay zu miethen, weil er ohne dieſen kein
Glas Waſſer erhalten wuͤrde, und ſeine Schu-
he ſelbſt putzen muͤßte.

Um billig zu ſeyn, muß man, außer den
angefuͤhrten Urſachen, noch zur Entſchuldi-
gung der ſchlechten Tafel bemerken, daß hier
die Gaſthoͤfe nicht, wie in Deutſchland und
Frankreich, von den Eingebornen zugleich als
Speiſehaͤuſer benutzt werden. Faſt jeder Pe-
tersburger der keine eigne Kuͤche haͤlt, iſt
Mitglied von einer oder mehreren Klubben,
wo er fuͤr ſehr maͤßige Bezahlung einen aus-
geſuchten Tiſch findet und in einem ſelbſtge-
waͤhlten Zirkel ſpeiſt. Auch Fremde eſſen ſel-
ten im Gaſthofe; ihre Adreſſen oder Geſchaͤfte
oder auch der Zufall verſchaffen ihnen bald Be-
kanntſchaften, bey denen ſie, nach dem Ton
und den Regeln der hieſigen Gaſtfreyheit, zu
Mittage und zu Abend eingeladen werden, und
einige Tage nach ihrer Ankunft ſind ſie der
Sorge fuͤr dieſes Beduͤrfniß uͤberhoben. Um
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Tugend mit Anſtand benutzen zu koͤnnen, iſt

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[226/0260] nung der Fremden findet man nirgend; Jeder- mann ſieht ſich gezwungen, ſogleich einen Lohn- lakay zu miethen, weil er ohne dieſen kein Glas Waſſer erhalten wuͤrde, und ſeine Schu- he ſelbſt putzen muͤßte. Um billig zu ſeyn, muß man, außer den angefuͤhrten Urſachen, noch zur Entſchuldi- gung der ſchlechten Tafel bemerken, daß hier die Gaſthoͤfe nicht, wie in Deutſchland und Frankreich, von den Eingebornen zugleich als Speiſehaͤuſer benutzt werden. Faſt jeder Pe- tersburger der keine eigne Kuͤche haͤlt, iſt Mitglied von einer oder mehreren Klubben, wo er fuͤr ſehr maͤßige Bezahlung einen aus- geſuchten Tiſch findet und in einem ſelbſtge- waͤhlten Zirkel ſpeiſt. Auch Fremde eſſen ſel- ten im Gaſthofe; ihre Adreſſen oder Geſchaͤfte oder auch der Zufall verſchaffen ihnen bald Be- kanntſchaften, bey denen ſie, nach dem Ton und den Regeln der hieſigen Gaſtfreyheit, zu Mittage und zu Abend eingeladen werden, und einige Tage nach ihrer Ankunft ſind ſie der Sorge fuͤr dieſes Beduͤrfniß uͤberhoben. Um dieſe gefaͤllige und in Petersburg einheimiſche Tugend mit Anſtand benutzen zu koͤnnen, iſt

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/260>, abgerufen am 25.11.2024.