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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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sie zu dieser Art von Industrie vorzüglich auf-
gelegt, und die Pickpockets von Petersburg
und Moskau können sicherlich jeden Wettstreit
mit denen zu London und Paris eingehen.

Vor einiger Zeit trug sich in Moskau fol-
gende Geschichte zu, die dort sowol als hier
Aufsehen erregte und ihrer Originalität wegen
in dieser Rubrik eine Stelle verdient. Ein
reicher Edelmann, der wegen seiner Liebhaberey
für kostbare Steine bekannt war, trifft zufälli-
ger Weise in einer Gesellschaft einen Unbe-
kannten an, der einen Ring von sehr großer
Schönheit und hohem Werth am Finger trug.
Nach einer langen Unterredung über den ei-
gentlichen Werth desselben, bietet der Edelmann
dem Besitzer eine ansehnliche Summe dafür,
die dieser anfangs aus dem Grunde ausschlägt,
weil er keine Lust habe, den Ring zu verkau-
sen, endlich aber, um den fortgesetzten Zu-
dringlichkeiten des Edelmanns auszuweichen,
erklärt, daß er ihn nicht verkaufen könne, weil
-- die Steine nicht ächt seyen. Diese Erklä-
rung setzt alle Anwesende, unter denen sich
Kenner befanden, in Erstaunen. Der Edel-
mann, um seiner Sache gewiß zu werden,

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ſie zu dieſer Art von Induſtrie vorzuͤglich auf-
gelegt, und die Pickpockets von Petersburg
und Moskau koͤnnen ſicherlich jeden Wettſtreit
mit denen zu London und Paris eingehen.

Vor einiger Zeit trug ſich in Moskau fol-
gende Geſchichte zu, die dort ſowol als hier
Aufſehen erregte und ihrer Originalitaͤt wegen
in dieſer Rubrik eine Stelle verdient. Ein
reicher Edelmann, der wegen ſeiner Liebhaberey
fuͤr koſtbare Steine bekannt war, trifft zufaͤlli-
ger Weiſe in einer Geſellſchaft einen Unbe-
kannten an, der einen Ring von ſehr großer
Schoͤnheit und hohem Werth am Finger trug.
Nach einer langen Unterredung uͤber den ei-
gentlichen Werth deſſelben, bietet der Edelmann
dem Beſitzer eine anſehnliche Summe dafuͤr,
die dieſer anfangs aus dem Grunde ausſchlaͤgt,
weil er keine Luſt habe, den Ring zu verkau-
ſen, endlich aber, um den fortgeſetzten Zu-
dringlichkeiten des Edelmanns auszuweichen,
erklaͤrt, daß er ihn nicht verkaufen koͤnne, weil
— die Steine nicht aͤcht ſeyen. Dieſe Erklaͤ-
rung ſetzt alle Anweſende, unter denen ſich
Kenner befanden, in Erſtaunen. Der Edel-
mann, um ſeiner Sache gewiß zu werden,

N 3
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[197/0231] ſie zu dieſer Art von Induſtrie vorzuͤglich auf- gelegt, und die Pickpockets von Petersburg und Moskau koͤnnen ſicherlich jeden Wettſtreit mit denen zu London und Paris eingehen. Vor einiger Zeit trug ſich in Moskau fol- gende Geſchichte zu, die dort ſowol als hier Aufſehen erregte und ihrer Originalitaͤt wegen in dieſer Rubrik eine Stelle verdient. Ein reicher Edelmann, der wegen ſeiner Liebhaberey fuͤr koſtbare Steine bekannt war, trifft zufaͤlli- ger Weiſe in einer Geſellſchaft einen Unbe- kannten an, der einen Ring von ſehr großer Schoͤnheit und hohem Werth am Finger trug. Nach einer langen Unterredung uͤber den ei- gentlichen Werth deſſelben, bietet der Edelmann dem Beſitzer eine anſehnliche Summe dafuͤr, die dieſer anfangs aus dem Grunde ausſchlaͤgt, weil er keine Luſt habe, den Ring zu verkau- ſen, endlich aber, um den fortgeſetzten Zu- dringlichkeiten des Edelmanns auszuweichen, erklaͤrt, daß er ihn nicht verkaufen koͤnne, weil — die Steine nicht aͤcht ſeyen. Dieſe Erklaͤ- rung ſetzt alle Anweſende, unter denen ſich Kenner befanden, in Erſtaunen. Der Edel- mann, um ſeiner Sache gewiß zu werden, N 3

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/231>, abgerufen am 24.11.2024.