gen Fasten und die Beschaffenheit seiner Spei- sen machen ihm starke Getränke unentbehrlich. Die Klasse von Menschen, die ich hier meyne, besteht gänzlich aus Russen, denn auch der ärmste hiesige Deutsche oder Franzose genießt eine bessere Nahrung; aber selbst unter den gemeinen Russen ist es nur der niedrigste Pö- bel, der sich an diese Tafel hält, periodisch hierher kommende Arbeiter, Taglöhner, Fuhr- leute, u. s. w.
Ihre täglichen Gerichte sind der Schtschi oder die Kohlsuppe, deren vorhin schon erwähnt worden ist; Kascha, ein dicker Grützbrey; Botwinja, eine kalte Schaale von Quas, mit Fischen oder Fleisch und Gurken; Snetki, klei- ne an der Luft getrocknete Fische; Piroghi, Kuchen mit Fleisch oder Eyern und rothen Rü- ben gefüllt und in Butter oder Lein- und Hanföl gebacken; Twarock, gekäsete Milch; gebratene Schwämme, u. s. w. Alle diese Spei- sen sind russischer Erfindung und seit langer Zeit bey der Nation gebräuchlich. Sie wer- den auch in den größten russischen und vielen ausländischen Häusern, aber freylich mit einer
gen Faſten und die Beſchaffenheit ſeiner Spei- ſen machen ihm ſtarke Getraͤnke unentbehrlich. Die Klaſſe von Menſchen, die ich hier meyne, beſteht gaͤnzlich aus Ruſſen, denn auch der aͤrmſte hieſige Deutſche oder Franzoſe genießt eine beſſere Nahrung; aber ſelbſt unter den gemeinen Ruſſen iſt es nur der niedrigſte Poͤ- bel, der ſich an dieſe Tafel haͤlt, periodiſch hierher kommende Arbeiter, Tagloͤhner, Fuhr- leute, u. ſ. w.
Ihre taͤglichen Gerichte ſind der Schtſchi oder die Kohlſuppe, deren vorhin ſchon erwaͤhnt worden iſt; Kaſcha, ein dicker Gruͤtzbrey; Botwinja, eine kalte Schaale von Quas, mit Fiſchen oder Fleiſch und Gurken; Snetki, klei- ne an der Luft getrocknete Fiſche; Piroghi, Kuchen mit Fleiſch oder Eyern und rothen Ruͤ- ben gefuͤllt und in Butter oder Lein- und Hanfoͤl gebacken; Twarock, gekaͤſete Milch; gebratene Schwaͤmme, u. ſ. w. Alle dieſe Spei- ſen ſind ruſſiſcher Erfindung und ſeit langer Zeit bey der Nation gebraͤuchlich. Sie wer- den auch in den groͤßten ruſſiſchen und vielen auslaͤndiſchen Haͤuſern, aber freylich mit einer
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gen Faſten und die Beſchaffenheit ſeiner Spei-
ſen machen ihm ſtarke Getraͤnke unentbehrlich.
Die Klaſſe von Menſchen, die ich hier meyne,
beſteht gaͤnzlich aus Ruſſen, denn auch der
aͤrmſte hieſige Deutſche oder Franzoſe genießt
eine beſſere Nahrung; aber ſelbſt unter den
gemeinen Ruſſen iſt es nur der niedrigſte Poͤ-
bel, der ſich an dieſe Tafel haͤlt, periodiſch
hierher kommende Arbeiter, Tagloͤhner, Fuhr-
leute, u. ſ. w.
Ihre taͤglichen Gerichte ſind der Schtſchi
oder die Kohlſuppe, deren vorhin ſchon erwaͤhnt
worden iſt; Kaſcha, ein dicker Gruͤtzbrey;
Botwinja, eine kalte Schaale von Quas, mit
Fiſchen oder Fleiſch und Gurken; Snetki, klei-
ne an der Luft getrocknete Fiſche; Piroghi,
Kuchen mit Fleiſch oder Eyern und rothen Ruͤ-
ben gefuͤllt und in Butter oder Lein- und
Hanfoͤl gebacken; Twarock, gekaͤſete Milch;
gebratene Schwaͤmme, u. ſ. w. Alle dieſe Spei-
ſen ſind ruſſiſcher Erfindung und ſeit langer
Zeit bey der Nation gebraͤuchlich. Sie wer-
den auch in den groͤßten ruſſiſchen und vielen
auslaͤndiſchen Haͤuſern, aber freylich mit einer
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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