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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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und theuersten Fischarten ist der Sterlet, von
welchen St. Petersburg jährlich gegen 25,000
Stück lebendig aus der Wolga erhält, die über-
dem von andern Fischgattungen über eine Mil-
lion Stück hierher liefert. Der Ladogasee ver-
sorgt die Residenz mit den gewöhnlichsten Gat-
tungen lebendiger Fische; unter den gesalzenen
sind der Hausen (Beluga) und der Stör (Osetr)
die wohlschmeckendsten und theuersten. Die
gefrornen und an der Luft getrockneten Fische
sind größtentheils die Speise der ärmern Volks-
klassen; zu einer Schüssel, die Einen Mann
sättigen soll, werden tausende solcher kleinen
getrockneten Fische genommen, die man Snetki
nennt. Die Newa ist reich an Lächsen, die
aber an Wohlgeschmack den rigischen weichen.
Krebse werden auch in der Newa gefangen;
außerdem liefert die Wolga deren jährlich ge-
gen eine Million.

Die Vegetabilien sind der einzige Kon-
sumtionsartikel, den die Residenz zum großen
Theil aus ihrer Nähe bezieht. Die Kultur
der Gartengewächse ist hier so weit getrieben,
daß man die feinsten exotischen Produkte fast

und theuerſten Fiſcharten iſt der Sterlet, von
welchen St. Petersburg jaͤhrlich gegen 25,000
Stuͤck lebendig aus der Wolga erhaͤlt, die uͤber-
dem von andern Fiſchgattungen uͤber eine Mil-
lion Stuͤck hierher liefert. Der Ladogaſee ver-
ſorgt die Reſidenz mit den gewoͤhnlichſten Gat-
tungen lebendiger Fiſche; unter den geſalzenen
ſind der Hauſen (Beluga) und der Stoͤr (Oſetr)
die wohlſchmeckendſten und theuerſten. Die
gefrornen und an der Luft getrockneten Fiſche
ſind groͤßtentheils die Speiſe der aͤrmern Volks-
klaſſen; zu einer Schuͤſſel, die Einen Mann
ſaͤttigen ſoll, werden tauſende ſolcher kleinen
getrockneten Fiſche genommen, die man Snetki
nennt. Die Newa iſt reich an Laͤchſen, die
aber an Wohlgeſchmack den rigiſchen weichen.
Krebſe werden auch in der Newa gefangen;
außerdem liefert die Wolga deren jaͤhrlich ge-
gen eine Million.

Die Vegetabilien ſind der einzige Kon-
ſumtionsartikel, den die Reſidenz zum großen
Theil aus ihrer Naͤhe bezieht. Die Kultur
der Gartengewaͤchſe iſt hier ſo weit getrieben,
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[146/0180] und theuerſten Fiſcharten iſt der Sterlet, von welchen St. Petersburg jaͤhrlich gegen 25,000 Stuͤck lebendig aus der Wolga erhaͤlt, die uͤber- dem von andern Fiſchgattungen uͤber eine Mil- lion Stuͤck hierher liefert. Der Ladogaſee ver- ſorgt die Reſidenz mit den gewoͤhnlichſten Gat- tungen lebendiger Fiſche; unter den geſalzenen ſind der Hauſen (Beluga) und der Stoͤr (Oſetr) die wohlſchmeckendſten und theuerſten. Die gefrornen und an der Luft getrockneten Fiſche ſind groͤßtentheils die Speiſe der aͤrmern Volks- klaſſen; zu einer Schuͤſſel, die Einen Mann ſaͤttigen ſoll, werden tauſende ſolcher kleinen getrockneten Fiſche genommen, die man Snetki nennt. Die Newa iſt reich an Laͤchſen, die aber an Wohlgeſchmack den rigiſchen weichen. Krebſe werden auch in der Newa gefangen; außerdem liefert die Wolga deren jaͤhrlich ge- gen eine Million. Die Vegetabilien ſind der einzige Kon- ſumtionsartikel, den die Reſidenz zum großen Theil aus ihrer Naͤhe bezieht. Die Kultur der Gartengewaͤchſe iſt hier ſo weit getrieben, daß man die feinſten exotiſchen Produkte faſt

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/180>, abgerufen am 26.11.2024.