Wasser wird durch Röhren hieher geleitet, die das Becken nur bis zu einer gewissen Höhe füllen. Der Thiergarten dieses Lustschlosses ent- hält nichts was unsere Aufmerksamkeit verdien- te; aber desto interessanter ist der noch nicht vollendete englische Garten. Wer diese Manier kennt, der bedarf keiner Beschreibung, und für diejenigen welche sie nicht kennen, würde jede Schilderung langweilig seyn. Daß es auch hier nicht an Pallästen und Tempeln fehlt, wird Jeder leicht vermuthen; überraschender ist eine kleine Bauerhütte, welche von aussen die Behausung des Elends verkündet und in- wendig auf das prächtigste und geschmackvollste eingerichtet ist. Das Erstaunen, welches dieser unerwartete Anblick hervorbringt, wird durch die scheinbare Größe und Entfernung der Ka- binette vermehrt, die sich in künstlich verborge- nen Spiegeln verdoppeln. -- In der Nähe von Peterhof liegt eine Slobode von hölzernen aber gut gebauten Häusern, die einem artigen Flecken gleicht.
Jetzt setzen wir unsere Reise nach dem acht Werst entfernten Lustschloß Oranien- baum fort. Dieser Weg, der nun nicht mehr
Waſſer wird durch Roͤhren hieher geleitet, die das Becken nur bis zu einer gewiſſen Hoͤhe fuͤllen. Der Thiergarten dieſes Luſtſchloſſes ent- haͤlt nichts was unſere Aufmerkſamkeit verdien- te; aber deſto intereſſanter iſt der noch nicht vollendete engliſche Garten. Wer dieſe Manier kennt, der bedarf keiner Beſchreibung, und fuͤr diejenigen welche ſie nicht kennen, wuͤrde jede Schilderung langweilig ſeyn. Daß es auch hier nicht an Pallaͤſten und Tempeln fehlt, wird Jeder leicht vermuthen; uͤberraſchender iſt eine kleine Bauerhuͤtte, welche von auſſen die Behauſung des Elends verkuͤndet und in- wendig auf das praͤchtigſte und geſchmackvollſte eingerichtet iſt. Das Erſtaunen, welches dieſer unerwartete Anblick hervorbringt, wird durch die ſcheinbare Groͤße und Entfernung der Ka- binette vermehrt, die ſich in kuͤnſtlich verborge- nen Spiegeln verdoppeln. — In der Naͤhe von Peterhof liegt eine Slobode von hoͤlzernen aber gut gebauten Haͤuſern, die einem artigen Flecken gleicht.
Jetzt ſetzen wir unſere Reiſe nach dem acht Werſt entfernten Luſtſchloß Oranien- baum fort. Dieſer Weg, der nun nicht mehr
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Waſſer wird durch Roͤhren hieher geleitet, die
das Becken nur bis zu einer gewiſſen Hoͤhe
fuͤllen. Der Thiergarten dieſes Luſtſchloſſes ent-
haͤlt nichts was unſere Aufmerkſamkeit verdien-
te; aber deſto intereſſanter iſt der noch nicht
vollendete engliſche Garten. Wer dieſe Manier
kennt, der bedarf keiner Beſchreibung, und
fuͤr diejenigen welche ſie nicht kennen, wuͤrde
jede Schilderung langweilig ſeyn. Daß es auch
hier nicht an Pallaͤſten und Tempeln fehlt,
wird Jeder leicht vermuthen; uͤberraſchender
iſt eine kleine Bauerhuͤtte, welche von auſſen
die Behauſung des Elends verkuͤndet und in-
wendig auf das praͤchtigſte und geſchmackvollſte
eingerichtet iſt. Das Erſtaunen, welches dieſer
unerwartete Anblick hervorbringt, wird durch
die ſcheinbare Groͤße und Entfernung der Ka-
binette vermehrt, die ſich in kuͤnſtlich verborge-
nen Spiegeln verdoppeln. — In der Naͤhe
von Peterhof liegt eine Slobode von hoͤlzernen
aber gut gebauten Haͤuſern, die einem artigen
Flecken gleicht.
Jetzt ſetzen wir unſere Reiſe nach dem
acht Werſt entfernten Luſtſchloß Oranien-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/118>, abgerufen am 24.11.2024.
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