Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

das Leben, die Blüthe, der Stempel des Indi-
genats; durch die Kunst unter fremden Himmel
und auf fremden Boden gefesselt, scheinen sie nur
ihr glücklicheres Vaterland zu betrauren.

Unser Reiseplan für die Gegend um St.
Petersburg ist sehr einfach. Die Merkwürdig-
keiten derselben reihen sich zu unserer Bequem-
lichkeit an drey große Heerstraßen, die wir von
der Residenz aus so lange verfolgen wollen, als
sie uns Gegenstände darbieten werden, die unse-
rer Aufmerksamkeit werth sind.

Wir machen mit dem peterhofschen
Wege
, oder der rigischen Heerstraße, den An-
fang; ehe wir aber einen Blick auf die umher-
liegenden Gegenstände werfen, wollen wir der
Beschaffenheit desselben eine kleine Untersuchung
widmen. Dieser Weg hat eine Breite von acht
Klaftern; zu beyden Seiten laufen erhöhete
Fußsteige und neben diesen tiefe, mit Steinen aus-
gefutterte Graben hin, die durch gewölbte und
bedeckte Quergraben verbunden sind. Ueberall
wo er durch Kanäle oder Gewässer unterbrochen
wird, ist er mit gewölbten steinernen Brücken
versehen, deren Lehne aus Granitquadern zusam-
mengesetzt sind. Die Entfernung der Werste

das Leben, die Bluͤthe, der Stempel des Indi-
genats; durch die Kunſt unter fremden Himmel
und auf fremden Boden gefeſſelt, ſcheinen ſie nur
ihr gluͤcklicheres Vaterland zu betrauren.

Unſer Reiſeplan fuͤr die Gegend um St.
Petersburg iſt ſehr einfach. Die Merkwuͤrdig-
keiten derſelben reihen ſich zu unſerer Bequem-
lichkeit an drey große Heerſtraßen, die wir von
der Reſidenz aus ſo lange verfolgen wollen, als
ſie uns Gegenſtaͤnde darbieten werden, die unſe-
rer Aufmerkſamkeit werth ſind.

Wir machen mit dem peterhofſchen
Wege
, oder der rigiſchen Heerſtraße, den An-
fang; ehe wir aber einen Blick auf die umher-
liegenden Gegenſtaͤnde werfen, wollen wir der
Beſchaffenheit deſſelben eine kleine Unterſuchung
widmen. Dieſer Weg hat eine Breite von acht
Klaftern; zu beyden Seiten laufen erhoͤhete
Fußſteige und neben dieſen tiefe, mit Steinen aus-
gefutterte Graben hin, die durch gewoͤlbte und
bedeckte Quergraben verbunden ſind. Ueberall
wo er durch Kanaͤle oder Gewaͤſſer unterbrochen
wird, iſt er mit gewoͤlbten ſteinernen Bruͤcken
verſehen, deren Lehne aus Granitquadern zuſam-
mengeſetzt ſind. Die Entfernung der Werſte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0111" n="77"/>
das Leben, die Blu&#x0364;the, der Stempel des Indi-<lb/>
genats; durch die Kun&#x017F;t unter fremden Himmel<lb/>
und auf fremden Boden gefe&#x017F;&#x017F;elt, &#x017F;cheinen &#x017F;ie nur<lb/>
ihr glu&#x0364;cklicheres Vaterland zu betrauren.</p><lb/>
          <p>Un&#x017F;er Rei&#x017F;eplan fu&#x0364;r die Gegend um St.<lb/>
Petersburg i&#x017F;t &#x017F;ehr einfach. Die Merkwu&#x0364;rdig-<lb/>
keiten der&#x017F;elben reihen &#x017F;ich zu un&#x017F;erer Bequem-<lb/>
lichkeit an drey große Heer&#x017F;traßen, die wir von<lb/>
der Re&#x017F;idenz aus &#x017F;o lange verfolgen wollen, als<lb/>
&#x017F;ie uns Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde darbieten werden, die un&#x017F;e-<lb/>
rer Aufmerk&#x017F;amkeit werth &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Wir machen mit dem <hi rendition="#g">peterhof&#x017F;chen<lb/>
Wege</hi>, oder der rigi&#x017F;chen Heer&#x017F;traße, den An-<lb/>
fang; ehe wir aber einen Blick auf die umher-<lb/>
liegenden Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde werfen, wollen wir der<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit de&#x017F;&#x017F;elben eine kleine Unter&#x017F;uchung<lb/>
widmen. Die&#x017F;er Weg hat eine Breite von acht<lb/>
Klaftern; zu beyden Seiten laufen erho&#x0364;hete<lb/>
Fuß&#x017F;teige und neben die&#x017F;en tiefe, mit Steinen aus-<lb/>
gefutterte Graben hin, die durch gewo&#x0364;lbte und<lb/>
bedeckte Quergraben verbunden &#x017F;ind. Ueberall<lb/>
wo er durch Kana&#x0364;le oder Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er unterbrochen<lb/>
wird, i&#x017F;t er mit gewo&#x0364;lbten &#x017F;teinernen Bru&#x0364;cken<lb/>
ver&#x017F;ehen, deren Lehne aus Granitquadern zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;etzt &#x017F;ind. Die Entfernung der Wer&#x017F;te<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0111] das Leben, die Bluͤthe, der Stempel des Indi- genats; durch die Kunſt unter fremden Himmel und auf fremden Boden gefeſſelt, ſcheinen ſie nur ihr gluͤcklicheres Vaterland zu betrauren. Unſer Reiſeplan fuͤr die Gegend um St. Petersburg iſt ſehr einfach. Die Merkwuͤrdig- keiten derſelben reihen ſich zu unſerer Bequem- lichkeit an drey große Heerſtraßen, die wir von der Reſidenz aus ſo lange verfolgen wollen, als ſie uns Gegenſtaͤnde darbieten werden, die unſe- rer Aufmerkſamkeit werth ſind. Wir machen mit dem peterhofſchen Wege, oder der rigiſchen Heerſtraße, den An- fang; ehe wir aber einen Blick auf die umher- liegenden Gegenſtaͤnde werfen, wollen wir der Beſchaffenheit deſſelben eine kleine Unterſuchung widmen. Dieſer Weg hat eine Breite von acht Klaftern; zu beyden Seiten laufen erhoͤhete Fußſteige und neben dieſen tiefe, mit Steinen aus- gefutterte Graben hin, die durch gewoͤlbte und bedeckte Quergraben verbunden ſind. Ueberall wo er durch Kanaͤle oder Gewaͤſſer unterbrochen wird, iſt er mit gewoͤlbten ſteinernen Bruͤcken verſehen, deren Lehne aus Granitquadern zuſam- mengeſetzt ſind. Die Entfernung der Werſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/111
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/111>, abgerufen am 30.04.2024.