Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Jch verstand dich! Auch mich ergrif der bängste Gedanke: Ach! wenn einst das Geschick uns wie die Blumen verstreut! So schlich Wehmut oft in unsere Freuden; so sprosset Jn dem Myrtengebüsch' eine Zypresse mit auf. Oftmal standen wir still am schroffen Hange des Felsen, Müden Pilgern gleich, über die Stäbe gelehnt; Und umhüllte mich dann der Nebel der schwarzen Schwermut, O so schüttet' ich, Freund, dir in das deine mein Herz! Seufzend hörtest du mich, und jede Sorge, die theilend Du mir nahmest, erhob meine beklommene Brust! Phantasie, wo gaukelst du hin? -- O Bester, nun leichterst Du nicht wieder die Last meiner beklommenen Brust! Jch verſtand dich! Auch mich ergrif der baͤngſte Gedanke: Ach! wenn einſt das Geſchick uns wie die Blumen verſtreut! So ſchlich Wehmut oft in unſere Freuden; ſo ſproſſet Jn dem Myrtengebuͤſch’ eine Zypreſſe mit auf. Oftmal ſtanden wir ſtill am ſchroffen Hange des Felſen, Muͤden Pilgern gleich, uͤber die Staͤbe gelehnt; Und umhuͤllte mich dann der Nebel der ſchwarzen Schwermut, O ſo ſchuͤttet’ ich, Freund, dir in das deine mein Herz! Seufzend hoͤrteſt du mich, und jede Sorge, die theilend Du mir nahmeſt, erhob meine beklommene Bruſt! Phantaſie, wo gaukelſt du hin? — O Beſter, nun leichterſt Du nicht wieder die Laſt meiner beklommenen Bruſt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0031" n="21"/> <l>Jch verſtand dich! Auch mich ergrif der baͤngſte</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Gedanke:</hi> </l><lb/> <l>Ach! wenn einſt das Geſchick uns wie die</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Blumen verſtreut!</hi> </l><lb/> <l>So ſchlich Wehmut oft in unſere Freuden; ſo</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſproſſet</hi> </l><lb/> <l>Jn dem Myrtengebuͤſch’ eine Zypreſſe mit</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">auf.</hi> </l><lb/> <l>Oftmal ſtanden wir ſtill am ſchroffen Hange des</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Felſen,</hi> </l><lb/> <l>Muͤden Pilgern gleich, uͤber die Staͤbe gelehnt;</l><lb/> <l>Und umhuͤllte mich dann der Nebel der ſchwarzen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Schwermut,</hi> </l><lb/> <l>O ſo ſchuͤttet’ ich, Freund, dir in das deine</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mein Herz!</hi> </l><lb/> <l>Seufzend hoͤrteſt du mich, und jede Sorge, die</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">theilend</hi> </l><lb/> <l>Du mir nahmeſt, erhob meine beklommene</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bruſt!</hi> </l><lb/> <l>Phantaſie, wo gaukelſt du hin? — O Beſter,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nun leichterſt</hi> </l><lb/> <l>Du nicht wieder die Laſt meiner beklommenen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bruſt!</hi> </l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0031]
Jch verſtand dich! Auch mich ergrif der baͤngſte
Gedanke:
Ach! wenn einſt das Geſchick uns wie die
Blumen verſtreut!
So ſchlich Wehmut oft in unſere Freuden; ſo
ſproſſet
Jn dem Myrtengebuͤſch’ eine Zypreſſe mit
auf.
Oftmal ſtanden wir ſtill am ſchroffen Hange des
Felſen,
Muͤden Pilgern gleich, uͤber die Staͤbe gelehnt;
Und umhuͤllte mich dann der Nebel der ſchwarzen
Schwermut,
O ſo ſchuͤttet’ ich, Freund, dir in das deine
mein Herz!
Seufzend hoͤrteſt du mich, und jede Sorge, die
theilend
Du mir nahmeſt, erhob meine beklommene
Bruſt!
Phantaſie, wo gaukelſt du hin? — O Beſter,
nun leichterſt
Du nicht wieder die Laſt meiner beklommenen
Bruſt!
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