Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.
Es freute sich die Natur, Es liebte dich früh Die heilige Natur! Da deine Mutter im Thale dich gebar, Wo Simonis in den Skamandros sich er- geußt, Und ermattet dich ließ fallen in der Blumen Thau, Blicktest du schon mit Dichtergefühl Der sinkenden Sonne, Die vom Thrazischen Schneegebürg, Ueber purpurne Wallungen des Helläspon- tos, Dich begrüßte, in ihr flammendes Gesicht! Und es strebten sie zu greifen Deine zarten Hände, Von ihrem Glanze röthlich, in die Luft empor!
Es freute ſich die Natur, Es liebte dich fruͤh Die heilige Natur! Da deine Mutter im Thale dich gebar, Wo Simonis in den Skamandros ſich er- geußt, Und ermattet dich ließ fallen in der Blumen Thau, Blickteſt du ſchon mit Dichtergefuͤhl Der ſinkenden Sonne, Die vom Thraziſchen Schneegebuͤrg, Ueber purpurne Wallungen des Hellaͤſpon- tos, Dich begruͤßte, in ihr flammendes Geſicht! Und es ſtrebten ſie zu greifen Deine zarten Haͤnde, Von ihrem Glanze roͤthlich, in die Luft empor! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="117"> <l><pb facs="#f0151" n="141"/> Es freute ſich die Natur,</l><lb/> <l>Rief ihre Goldgelockten Toͤchter;</l><lb/> <l>Wahrheit und Schoͤnheit beugten ſich uͤber den<lb/><hi rendition="#et">Strom,</hi></l><lb/> <l>Und erkanten in jeder Welle ſtaunend ihr Bild!</l> </lg><lb/> <lg n="118"> <l>Es liebte dich fruͤh</l><lb/> <l>Die heilige Natur!</l><lb/> <l>Da deine Mutter im Thale dich gebar,</l><lb/> <l>Wo Simonis in den Skamandros ſich er-<lb/><hi rendition="#et">geußt,</hi></l><lb/> <l>Und ermattet dich ließ fallen in der Blumen<lb/><hi rendition="#et">Thau,</hi></l><lb/> <l>Blickteſt du ſchon mit Dichtergefuͤhl</l><lb/> <l>Der ſinkenden Sonne,</l><lb/> <l>Die vom Thraziſchen Schneegebuͤrg,</l><lb/> <l>Ueber purpurne Wallungen des Hellaͤſpon-<lb/><hi rendition="#et">tos,</hi></l><lb/> <l>Dich begruͤßte, in ihr flammendes Geſicht!</l><lb/> <l>Und es ſtrebten ſie zu greifen</l><lb/> <l>Deine zarten Haͤnde,</l><lb/> <l>Von ihrem Glanze roͤthlich, in die Luft empor!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0151]
Es freute ſich die Natur,
Rief ihre Goldgelockten Toͤchter;
Wahrheit und Schoͤnheit beugten ſich uͤber den
Strom,
Und erkanten in jeder Welle ſtaunend ihr Bild!
Es liebte dich fruͤh
Die heilige Natur!
Da deine Mutter im Thale dich gebar,
Wo Simonis in den Skamandros ſich er-
geußt,
Und ermattet dich ließ fallen in der Blumen
Thau,
Blickteſt du ſchon mit Dichtergefuͤhl
Der ſinkenden Sonne,
Die vom Thraziſchen Schneegebuͤrg,
Ueber purpurne Wallungen des Hellaͤſpon-
tos,
Dich begruͤßte, in ihr flammendes Geſicht!
Und es ſtrebten ſie zu greifen
Deine zarten Haͤnde,
Von ihrem Glanze roͤthlich, in die Luft empor!
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