Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.
Gesänge der Jungfrauen tönten darein: Hoch schwingt, tief schwingt, wild sich umher Der Adler des Gesangs! Jn Blutgefilden weilen Geier unter ihm, denn wir siegten oft. Er eilet, er eilet, er schwebt Ueber der lezten Schlacht mit steifem Fittig! Es glühte der Mittag; es rann Heldenschweiß auf zertretnes Gras; Kühlung des Waldes umwehete nur den Feind. Drei Stunden wankte zwischen uns und ih- nen der Sieg, Wie röthlich die Saat wanket auf Hügeln hin und her. Da brachen hervor neue Schaaren aus des Waldes Höh, Mit Waffengetös und lautem Geschrei! Langsam, wie des Ozeanes Ebbe, Wich der Freien linkes Heer!
Geſaͤnge der Jungfrauen toͤnten darein: Hoch ſchwingt, tief ſchwingt, wild ſich umher Der Adler des Geſangs! Jn Blutgefilden weilen Geier unter ihm, denn wir ſiegten oft. Er eilet, er eilet, er ſchwebt Ueber der lezten Schlacht mit ſteifem Fittig! Es gluͤhte der Mittag; es rann Heldenſchweiß auf zertretnes Gras; Kuͤhlung des Waldes umwehete nur den Feind. Drei Stunden wankte zwiſchen uns und ih- nen der Sieg, Wie roͤthlich die Saat wanket auf Huͤgeln hin und her. Da brachen hervor neue Schaaren aus des Waldes Hoͤh, Mit Waffengetoͤs und lautem Geſchrei! Langſam, wie des Ozeanes Ebbe, Wich der Freien linkes Heer! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="34"> <l><pb facs="#f0117" n="107"/> Geſaͤnge der Jungfrauen toͤnten darein:</l><lb/> <l>So floͤten Nachtigallen</l><lb/> <l>Beim Felſenquell.</l> </lg><lb/> <lg n="35"> <l>Hoch ſchwingt, tief ſchwingt, wild ſich umher</l><lb/> <l>Der Adler des Geſangs!</l><lb/> <l>Jn Blutgefilden weilen Geier unter ihm, denn<lb/><hi rendition="#et">wir ſiegten oft.</hi></l><lb/> <l>Er eilet, er eilet, er ſchwebt</l><lb/> <l>Ueber der lezten Schlacht mit ſteifem Fittig!</l> </lg><lb/> <lg n="36"> <l>Es gluͤhte der Mittag; es rann</l><lb/> <l>Heldenſchweiß auf zertretnes Gras;</l><lb/> <l>Kuͤhlung des Waldes umwehete nur den Feind.</l><lb/> <l>Drei Stunden wankte zwiſchen uns und ih-<lb/><hi rendition="#et">nen der Sieg,</hi></l><lb/> <l>Wie roͤthlich die Saat wanket auf Huͤgeln hin<lb/><hi rendition="#et">und her.</hi></l><lb/> <l>Da brachen hervor neue Schaaren aus des<lb/><hi rendition="#et">Waldes Hoͤh,</hi></l><lb/> <l>Mit Waffengetoͤs und lautem Geſchrei!</l><lb/> <l>Langſam, wie des Ozeanes Ebbe,</l><lb/> <l>Wich der Freien linkes Heer!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0117]
Geſaͤnge der Jungfrauen toͤnten darein:
So floͤten Nachtigallen
Beim Felſenquell.
Hoch ſchwingt, tief ſchwingt, wild ſich umher
Der Adler des Geſangs!
Jn Blutgefilden weilen Geier unter ihm, denn
wir ſiegten oft.
Er eilet, er eilet, er ſchwebt
Ueber der lezten Schlacht mit ſteifem Fittig!
Es gluͤhte der Mittag; es rann
Heldenſchweiß auf zertretnes Gras;
Kuͤhlung des Waldes umwehete nur den Feind.
Drei Stunden wankte zwiſchen uns und ih-
nen der Sieg,
Wie roͤthlich die Saat wanket auf Huͤgeln hin
und her.
Da brachen hervor neue Schaaren aus des
Waldes Hoͤh,
Mit Waffengetoͤs und lautem Geſchrei!
Langſam, wie des Ozeanes Ebbe,
Wich der Freien linkes Heer!
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