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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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ten ist in deinen Augen eine "Privatsache", welche Dich nichts
angeht, ist eine "Sache für sich". Als eine "Sache für Dich"
existirt nur mein Begriff, mein Gattungsbegriff, nur der
Mensch
, der, wie er Hans heißt, eben so gut Peter oder
Michel sein könnte. Du siehst in Mir nicht Mich, den Leib¬
haftigen, sondern ein Unwirkliches, den Spuk, d. h. einen
Menschen.

Zu "Unsersgleichen" erklärten Wir im Laufe der christli¬
chen Jahrhunderte die Verschiedensten, aber jedesmal nach Maaß
desjenigen Geistes, den Wir von ihnen erwarteten, z. B.
Jeden, bei dem der Geist der Erlösungsbedürftigkeit sich vor¬
aussetzen läßt, dann später Jeden, der den Geist der Recht¬
schaffenheit hat, endlich Jeden, der menschlichen Geist und
ein menschlich Antlitz zeigt. So variirte der Grundsatz der
"Gleichheit".

Indem man nun die Gleichheit als Gleichheit des mensch¬
lichen Geistes
auffaßt, hat man allerdings eine alle Men¬
schen einschließende Gleichheit entdeckt; denn wer könnte leug¬
nen, daß Wir Menschen einen menschlichen, d. h. keinen
andern Geist als einen menschlichen haben!

Aber sind Wir darum nun weiter als im Anfange des
Christenthums? Damals sollten Wir einen göttlichen Geist
haben, jetzt einen menschlichen; erschöpfte Uns aber der
göttliche nicht, wie sollte der menschliche ganz das ausdrücken,
was Wir sind? Feuerbach z. B. meint, wenn er das Gött¬
liche vermenschliche, so habe er die Wahrheit gefunden. Nein,
hat Uns der Gott gequält, so ist "der Mensch" im Stande,
Uns noch martemder zu pressen. Daß Wir's kurz sagen: daß
Wir Menschen sind, das ist das Geringste an Uns und hat
nur Bedeutung, in so fern es eine unserer Eigenschaften,

ten iſt in deinen Augen eine „Privatſache“, welche Dich nichts
angeht, iſt eine „Sache für ſich“. Als eine „Sache für Dich“
exiſtirt nur mein Begriff, mein Gattungsbegriff, nur der
Menſch
, der, wie er Hans heißt, eben ſo gut Peter oder
Michel ſein könnte. Du ſiehſt in Mir nicht Mich, den Leib¬
haftigen, ſondern ein Unwirkliches, den Spuk, d. h. einen
Menſchen.

Zu „Unſersgleichen“ erklärten Wir im Laufe der chriſtli¬
chen Jahrhunderte die Verſchiedenſten, aber jedesmal nach Maaß
desjenigen Geiſtes, den Wir von ihnen erwarteten, z. B.
Jeden, bei dem der Geiſt der Erlöſungsbedürftigkeit ſich vor¬
ausſetzen läßt, dann ſpäter Jeden, der den Geiſt der Recht¬
ſchaffenheit hat, endlich Jeden, der menſchlichen Geiſt und
ein menſchlich Antlitz zeigt. So variirte der Grundſatz der
„Gleichheit“.

Indem man nun die Gleichheit als Gleichheit des menſch¬
lichen Geiſtes
auffaßt, hat man allerdings eine alle Men¬
ſchen einſchließende Gleichheit entdeckt; denn wer könnte leug¬
nen, daß Wir Menſchen einen menſchlichen, d. h. keinen
andern Geiſt als einen menſchlichen haben!

Aber ſind Wir darum nun weiter als im Anfange des
Chriſtenthums? Damals ſollten Wir einen göttlichen Geiſt
haben, jetzt einen menſchlichen; erſchöpfte Uns aber der
göttliche nicht, wie ſollte der menſchliche ganz das ausdrücken,
was Wir ſind? Feuerbach z. B. meint, wenn er das Gött¬
liche vermenſchliche, ſo habe er die Wahrheit gefunden. Nein,
hat Uns der Gott gequält, ſo iſt „der Menſch“ im Stande,
Uns noch martemder zu preſſen. Daß Wir's kurz ſagen: daß
Wir Menſchen ſind, das iſt das Geringſte an Uns und hat
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[228/0236] ten iſt in deinen Augen eine „Privatſache“, welche Dich nichts angeht, iſt eine „Sache für ſich“. Als eine „Sache für Dich“ exiſtirt nur mein Begriff, mein Gattungsbegriff, nur der Menſch, der, wie er Hans heißt, eben ſo gut Peter oder Michel ſein könnte. Du ſiehſt in Mir nicht Mich, den Leib¬ haftigen, ſondern ein Unwirkliches, den Spuk, d. h. einen Menſchen. Zu „Unſersgleichen“ erklärten Wir im Laufe der chriſtli¬ chen Jahrhunderte die Verſchiedenſten, aber jedesmal nach Maaß desjenigen Geiſtes, den Wir von ihnen erwarteten, z. B. Jeden, bei dem der Geiſt der Erlöſungsbedürftigkeit ſich vor¬ ausſetzen läßt, dann ſpäter Jeden, der den Geiſt der Recht¬ ſchaffenheit hat, endlich Jeden, der menſchlichen Geiſt und ein menſchlich Antlitz zeigt. So variirte der Grundſatz der „Gleichheit“. Indem man nun die Gleichheit als Gleichheit des menſch¬ lichen Geiſtes auffaßt, hat man allerdings eine alle Men¬ ſchen einſchließende Gleichheit entdeckt; denn wer könnte leug¬ nen, daß Wir Menſchen einen menſchlichen, d. h. keinen andern Geiſt als einen menſchlichen haben! Aber ſind Wir darum nun weiter als im Anfange des Chriſtenthums? Damals ſollten Wir einen göttlichen Geiſt haben, jetzt einen menſchlichen; erſchöpfte Uns aber der göttliche nicht, wie ſollte der menſchliche ganz das ausdrücken, was Wir ſind? Feuerbach z. B. meint, wenn er das Gött¬ liche vermenſchliche, ſo habe er die Wahrheit gefunden. Nein, hat Uns der Gott gequält, ſo iſt „der Menſch“ im Stande, Uns noch martemder zu preſſen. Daß Wir's kurz ſagen: daß Wir Menſchen ſind, das iſt das Geringſte an Uns und hat nur Bedeutung, in ſo fern es eine unſerer Eigenſchaften,

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/236>, abgerufen am 23.11.2024.