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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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der Griechen, der der Christen den der Juden, der der Pro¬
testanten den der Katholiken u. s. w. -- Streifen die him¬
melstürmenden
Menschen des caucasischen Blutes ihre Mon¬
golenhaut ab, so werden sie den Gemüthsmenschen unter dem
Schutt der ungeheuren Gemüthswelt begraben, den isolirten
Menschen unter seiner isolirten Welt, den Verhimmelnden un¬
ter seinem Himmel. Und der Himmel ist das Geisterreich,
das Reich der Geistesfreiheit.

Das Himmelreich, das Reich der Geister und Gespenster,
hat in der speculativen Philosophie seine rechte Ordnung ge¬
funden. Hier wurde es ausgesprochen als das Reich der Ge¬
danken, Begriffe und Ideen: der Himmel ist von Gedanken
und Ideen bevölkert, und dieß "Geisterreich" ist dann die wahre
Wirklichkeit.

Dem Geiste Freiheit erwerben wollen, das ist Mongolen¬
thum, Geistesfreiheit ist mongolische Freiheit, Gemüthsfreiheit,
moralische, sittliche Freiheit u. s. w.

Man nimmt das Wort "Sittlichkeit" wohl für gleich¬
bedeutend mit Selbstthätigkeit, Selbstbestimmung. Allein das
liegt nicht darin, und es hat sich der Caucasier vielmehr nur
selbstthätig bewiesen trotz seiner mongolischen Sittlichkeit. Der
mongolische Himmel oder die Sitte blieb die feste Burg, und
nur dadurch, daß der Caucasier unaufhörlich gegen diese Burg
anstürmte, bewies er sich sittlich; hätte er's gar nicht mehr
mit der Sitte zu thun gehabt, hätte er nicht an ihr seinen
unbezwinglichen, fortwährenden Feind gehabt, so hörte die Be¬
ziehung zur Sitte auf, mithin die Sittlichkeit. Daß also seine
Selbstthätigkeit noch eine sittliche ist, das ist eben das Mon¬
golenhafte an ihr, ist ein Zeichen, daß er in derselben nicht
zu sich selbst gekommen. Die "sittliche Selbstthätigkeit" ent¬

der Griechen, der der Chriſten den der Juden, der der Pro¬
teſtanten den der Katholiken u. ſ. w. — Streifen die him¬
melſtürmenden
Menſchen des caucaſiſchen Blutes ihre Mon¬
golenhaut ab, ſo werden ſie den Gemüthsmenſchen unter dem
Schutt der ungeheuren Gemüthswelt begraben, den iſolirten
Menſchen unter ſeiner iſolirten Welt, den Verhimmelnden un¬
ter ſeinem Himmel. Und der Himmel iſt das Geiſterreich,
das Reich der Geiſtesfreiheit.

Das Himmelreich, das Reich der Geiſter und Geſpenſter,
hat in der ſpeculativen Philoſophie ſeine rechte Ordnung ge¬
funden. Hier wurde es ausgeſprochen als das Reich der Ge¬
danken, Begriffe und Ideen: der Himmel iſt von Gedanken
und Ideen bevölkert, und dieß „Geiſterreich“ iſt dann die wahre
Wirklichkeit.

Dem Geiſte Freiheit erwerben wollen, das iſt Mongolen¬
thum, Geiſtesfreiheit iſt mongoliſche Freiheit, Gemüthsfreiheit,
moraliſche, ſittliche Freiheit u. ſ. w.

Man nimmt das Wort „Sittlichkeit“ wohl für gleich¬
bedeutend mit Selbſtthätigkeit, Selbſtbeſtimmung. Allein das
liegt nicht darin, und es hat ſich der Caucaſier vielmehr nur
ſelbſtthätig bewieſen trotz ſeiner mongoliſchen Sittlichkeit. Der
mongoliſche Himmel oder die Sitte blieb die feſte Burg, und
nur dadurch, daß der Caucaſier unaufhörlich gegen dieſe Burg
anſtürmte, bewies er ſich ſittlich; hätte er's gar nicht mehr
mit der Sitte zu thun gehabt, hätte er nicht an ihr ſeinen
unbezwinglichen, fortwährenden Feind gehabt, ſo hörte die Be¬
ziehung zur Sitte auf, mithin die Sittlichkeit. Daß alſo ſeine
Selbſtthätigkeit noch eine ſittliche iſt, das iſt eben das Mon¬
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[92/0100] der Griechen, der der Chriſten den der Juden, der der Pro¬ teſtanten den der Katholiken u. ſ. w. — Streifen die him¬ melſtürmenden Menſchen des caucaſiſchen Blutes ihre Mon¬ golenhaut ab, ſo werden ſie den Gemüthsmenſchen unter dem Schutt der ungeheuren Gemüthswelt begraben, den iſolirten Menſchen unter ſeiner iſolirten Welt, den Verhimmelnden un¬ ter ſeinem Himmel. Und der Himmel iſt das Geiſterreich, das Reich der Geiſtesfreiheit. Das Himmelreich, das Reich der Geiſter und Geſpenſter, hat in der ſpeculativen Philoſophie ſeine rechte Ordnung ge¬ funden. Hier wurde es ausgeſprochen als das Reich der Ge¬ danken, Begriffe und Ideen: der Himmel iſt von Gedanken und Ideen bevölkert, und dieß „Geiſterreich“ iſt dann die wahre Wirklichkeit. Dem Geiſte Freiheit erwerben wollen, das iſt Mongolen¬ thum, Geiſtesfreiheit iſt mongoliſche Freiheit, Gemüthsfreiheit, moraliſche, ſittliche Freiheit u. ſ. w. Man nimmt das Wort „Sittlichkeit“ wohl für gleich¬ bedeutend mit Selbſtthätigkeit, Selbſtbeſtimmung. Allein das liegt nicht darin, und es hat ſich der Caucaſier vielmehr nur ſelbſtthätig bewieſen trotz ſeiner mongoliſchen Sittlichkeit. Der mongoliſche Himmel oder die Sitte blieb die feſte Burg, und nur dadurch, daß der Caucaſier unaufhörlich gegen dieſe Burg anſtürmte, bewies er ſich ſittlich; hätte er's gar nicht mehr mit der Sitte zu thun gehabt, hätte er nicht an ihr ſeinen unbezwinglichen, fortwährenden Feind gehabt, ſo hörte die Be¬ ziehung zur Sitte auf, mithin die Sittlichkeit. Daß alſo ſeine Selbſtthätigkeit noch eine ſittliche iſt, das iſt eben das Mon¬ golenhafte an ihr, iſt ein Zeichen, daß er in derſelben nicht zu ſich ſelbſt gekommen. Die „ſittliche Selbſtthätigkeit“ ent¬

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/100>, abgerufen am 27.11.2024.