neue Waare machen, nur bei dem Plazschuster lassen. Im Winter sizt der alte Tobias in seinem Stübchen hinter den Hollunderstauden, und hat warm geheizt, weil das Holz in Gschaid nicht theuer ist.
Der Plazschuster ist, ehe er das Haus angetreten hat, ein Gemsewildschüze gewesen, und hat überhaupt in seiner Jugend, wie die Gschaider sagen, nicht gut gethan. Er war in der Schule immer einer der besten Schüler gewesen, hatte dann von seinem Vater das Handwerk gelernt, ist auf Wanderung gegangen, und ist endlich wieder zurük gekehrt. Statt, wie es sich für einen Gewerbsmann ziemt, und wie sein Vater es Zeit Lebens gethan, einen schwarzen Hut zu tragen, that er einen grünen auf, stekte noch alle bestehenden Federn darauf, und stolzirte mit ihm und mit dem kürzesten Lodenroke, den es im Thale gab, herum, während sein Vater immer einen Rok von dunkler wo möglich schwarzer Farbe hatte, der auch, weil er einem Gewerbsmanne angehörte, immer sehr weit herab geschnitten sein mußte. Der junge Schuster war auf allen Tanzpläzen und Kegelbahnen zu sehen. Wenn ihm jemand eine gute Lehre gab, so pfiff er ein Liedlein. Er ging mit seinem Scheibengewehre zu allen Schießen der Nachbarschaft, und brachte manchmal einen Preis nach Hause, was er für einen großen Sieg hielt.
neue Waare machen, nur bei dem Plazſchuſter laſſen. Im Winter ſizt der alte Tobias in ſeinem Stübchen hinter den Hollunderſtauden, und hat warm geheizt, weil das Holz in Gſchaid nicht theuer iſt.
Der Plazſchuſter iſt, ehe er das Haus angetreten hat, ein Gemſewildſchüze geweſen, und hat überhaupt in ſeiner Jugend, wie die Gſchaider ſagen, nicht gut gethan. Er war in der Schule immer einer der beſten Schüler geweſen, hatte dann von ſeinem Vater das Handwerk gelernt, iſt auf Wanderung gegangen, und iſt endlich wieder zurük gekehrt. Statt, wie es ſich für einen Gewerbsmann ziemt, und wie ſein Vater es Zeit Lebens gethan, einen ſchwarzen Hut zu tragen, that er einen grünen auf, ſtekte noch alle beſtehenden Federn darauf, und ſtolzirte mit ihm und mit dem kürzeſten Lodenroke, den es im Thale gab, herum, während ſein Vater immer einen Rok von dunkler wo möglich ſchwarzer Farbe hatte, der auch, weil er einem Gewerbsmanne angehörte, immer ſehr weit herab geſchnitten ſein mußte. Der junge Schuſter war auf allen Tanzpläzen und Kegelbahnen zu ſehen. Wenn ihm jemand eine gute Lehre gab, ſo pfiff er ein Liedlein. Er ging mit ſeinem Scheibengewehre zu allen Schießen der Nachbarſchaft, und brachte manchmal einen Preis nach Hauſe, was er für einen großen Sieg hielt.
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neue Waare machen, nur bei dem Plazſchuſter laſſen.
Im Winter ſizt der alte Tobias in ſeinem Stübchen
hinter den Hollunderſtauden, und hat warm geheizt,
weil das Holz in Gſchaid nicht theuer iſt.
Der Plazſchuſter iſt, ehe er das Haus angetreten
hat, ein Gemſewildſchüze geweſen, und hat überhaupt
in ſeiner Jugend, wie die Gſchaider ſagen, nicht gut
gethan. Er war in der Schule immer einer der beſten
Schüler geweſen, hatte dann von ſeinem Vater das
Handwerk gelernt, iſt auf Wanderung gegangen, und
iſt endlich wieder zurük gekehrt. Statt, wie es ſich
für einen Gewerbsmann ziemt, und wie ſein Vater es
Zeit Lebens gethan, einen ſchwarzen Hut zu tragen,
that er einen grünen auf, ſtekte noch alle beſtehenden
Federn darauf, und ſtolzirte mit ihm und mit dem
kürzeſten Lodenroke, den es im Thale gab, herum,
während ſein Vater immer einen Rok von dunkler wo
möglich ſchwarzer Farbe hatte, der auch, weil er einem
Gewerbsmanne angehörte, immer ſehr weit herab
geſchnitten ſein mußte. Der junge Schuſter war auf
allen Tanzpläzen und Kegelbahnen zu ſehen. Wenn
ihm jemand eine gute Lehre gab, ſo pfiff er ein Liedlein.
Er ging mit ſeinem Scheibengewehre zu allen Schießen
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/33>, abgerufen am 16.02.2025.
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