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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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der Steinmauern sehr kühl sind, alle Gattungen von
Grünwaaren Gemüsen Kartoffeln Rüben selbst Wein
und Bier aufbewahrt, denen man an kühlen Tagen
Luft durch geöffnete Zuglöcher zulassen kann. Die
Höhe des Thurmes dient jezt blos mehr zur Aussicht,
welche aber leider nur in eine große fruchtbare Ebene
geht.

Der lezte Besizer hat, wie wir sagten, nie gehei¬
rathet. Er war der einzige Sohn seines Vaters von
der Mutter etwas verzogen und von der Natur wider¬
sprechend ausgestattet. Während er nehmlich ein wun¬
derschönes Angesicht und einen sehr wohlgebildeten
Kopf hatte, war der übrige Körper zu klein geblieben,
als gehörte er jemand anderem an. Er hieß im Hause
seines Vaters der kleine, obwohl es einen größeren
nicht gab, da er der einzige war. Er fuhr aber auch
fort, der kleine zu heißen, da er schon dreißig Jahre
alt war, und man nicht mehr daran denken konnte,
daß er noch wachse. Er hieß auch auf der lateinischen
Schule und auf der Universität der kleine. Mit die¬
sem Widerspruche der Körpertheile war noch einer der
Geistesvermögen verbunden. Er hatte ein so reines
Herz, im Alter fast noch knabenhaft rein, daß er die
Liebe und die Verehrung der Edelsten erworben hätte,
er hatte einen klaren sicheren Verstand, der mit Schärfe

der Steinmauern ſehr kühl ſind, alle Gattungen von
Grünwaaren Gemüſen Kartoffeln Rüben ſelbſt Wein
und Bier aufbewahrt, denen man an kühlen Tagen
Luft durch geöffnete Zuglöcher zulaſſen kann. Die
Höhe des Thurmes dient jezt blos mehr zur Ausſicht,
welche aber leider nur in eine große fruchtbare Ebene
geht.

Der lezte Beſizer hat, wie wir ſagten, nie gehei¬
rathet. Er war der einzige Sohn ſeines Vaters von
der Mutter etwas verzogen und von der Natur wider¬
ſprechend ausgeſtattet. Während er nehmlich ein wun¬
derſchönes Angeſicht und einen ſehr wohlgebildeten
Kopf hatte, war der übrige Körper zu klein geblieben,
als gehörte er jemand anderem an. Er hieß im Hauſe
ſeines Vaters der kleine, obwohl es einen größeren
nicht gab, da er der einzige war. Er fuhr aber auch
fort, der kleine zu heißen, da er ſchon dreißig Jahre
alt war, und man nicht mehr daran denken konnte,
daß er noch wachſe. Er hieß auch auf der lateiniſchen
Schule und auf der Univerſität der kleine. Mit die¬
ſem Widerſpruche der Körpertheile war noch einer der
Geiſtesvermögen verbunden. Er hatte ein ſo reines
Herz, im Alter faſt noch knabenhaft rein, daß er die
Liebe und die Verehrung der Edelſten erworben hätte,
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[217/0228] der Steinmauern ſehr kühl ſind, alle Gattungen von Grünwaaren Gemüſen Kartoffeln Rüben ſelbſt Wein und Bier aufbewahrt, denen man an kühlen Tagen Luft durch geöffnete Zuglöcher zulaſſen kann. Die Höhe des Thurmes dient jezt blos mehr zur Ausſicht, welche aber leider nur in eine große fruchtbare Ebene geht. Der lezte Beſizer hat, wie wir ſagten, nie gehei¬ rathet. Er war der einzige Sohn ſeines Vaters von der Mutter etwas verzogen und von der Natur wider¬ ſprechend ausgeſtattet. Während er nehmlich ein wun¬ derſchönes Angeſicht und einen ſehr wohlgebildeten Kopf hatte, war der übrige Körper zu klein geblieben, als gehörte er jemand anderem an. Er hieß im Hauſe ſeines Vaters der kleine, obwohl es einen größeren nicht gab, da er der einzige war. Er fuhr aber auch fort, der kleine zu heißen, da er ſchon dreißig Jahre alt war, und man nicht mehr daran denken konnte, daß er noch wachſe. Er hieß auch auf der lateiniſchen Schule und auf der Univerſität der kleine. Mit die¬ ſem Widerſpruche der Körpertheile war noch einer der Geiſtesvermögen verbunden. Er hatte ein ſo reines Herz, im Alter faſt noch knabenhaft rein, daß er die Liebe und die Verehrung der Edelſten erworben hätte, er hatte einen klaren ſicheren Verſtand, der mit Schärfe

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/228>, abgerufen am 24.11.2024.