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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Da man den Gesindezimmern nicht zugleich die
nehmliche Hilfe zuwenden konnte, brannten wirk¬
lich einige ein. Als man aber die Herrnzimmer
in Sicherheit wußte, wendete man sich jezt auch
dorthin, und that dem Weitergreifen des Feuers
Einhalt.

Hierauf wurden die Balken und Sparren, die
rings um das Haus herum gestreut lagen, und
brannten, bei Seite gebracht und gelöscht. Und ehe
Mitternacht gekommen war, war die Hauptsache
vorüber. Nur das vorräthige Brennholz brannte noch
mit stiller aber heftiger Glut und Lohe weiter. Die
Sprize vermehrte nur den Brand, da sich das Wasser
zersezte, und das Brennen beförderte. Man hätte mit
Schaufeln Erde auf das Feuer werfen können; aber
die Hize erlaubte nicht, sich so weit zu nähern, daß
man mit Werfen das Feuer hätte erreichen können.
Es blieb daher nur übrig, das Feuer zu umstehen,
es zusammen brennen zu lassen, und nur zu sorgen,
daß es sich nicht neuerdings weiter verbreite. Auch
um alle Theile des Hauses wurden Wachen gestellt,
daß kein Funke sich neu belebe oder weiter getragen
werde. Der in der niedergebrannten Scheune stehende
und rauchende Stok von Heu konnte zwar nicht ge¬
löscht werden, wurde aber durch die Sprize in einer

Da man den Geſindezimmern nicht zugleich die
nehmliche Hilfe zuwenden konnte, brannten wirk¬
lich einige ein. Als man aber die Herrnzimmer
in Sicherheit wußte, wendete man ſich jezt auch
dorthin, und that dem Weitergreifen des Feuers
Einhalt.

Hierauf wurden die Balken und Sparren, die
rings um das Haus herum geſtreut lagen, und
brannten, bei Seite gebracht und gelöſcht. Und ehe
Mitternacht gekommen war, war die Hauptſache
vorüber. Nur das vorräthige Brennholz brannte noch
mit ſtiller aber heftiger Glut und Lohe weiter. Die
Sprize vermehrte nur den Brand, da ſich das Waſſer
zerſezte, und das Brennen beförderte. Man hätte mit
Schaufeln Erde auf das Feuer werfen können; aber
die Hize erlaubte nicht, ſich ſo weit zu nähern, daß
man mit Werfen das Feuer hätte erreichen können.
Es blieb daher nur übrig, das Feuer zu umſtehen,
es zuſammen brennen zu laſſen, und nur zu ſorgen,
daß es ſich nicht neuerdings weiter verbreite. Auch
um alle Theile des Hauſes wurden Wachen geſtellt,
daß kein Funke ſich neu belebe oder weiter getragen
werde. Der in der niedergebrannten Scheune ſtehende
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[196/0207] Da man den Geſindezimmern nicht zugleich die nehmliche Hilfe zuwenden konnte, brannten wirk¬ lich einige ein. Als man aber die Herrnzimmer in Sicherheit wußte, wendete man ſich jezt auch dorthin, und that dem Weitergreifen des Feuers Einhalt. Hierauf wurden die Balken und Sparren, die rings um das Haus herum geſtreut lagen, und brannten, bei Seite gebracht und gelöſcht. Und ehe Mitternacht gekommen war, war die Hauptſache vorüber. Nur das vorräthige Brennholz brannte noch mit ſtiller aber heftiger Glut und Lohe weiter. Die Sprize vermehrte nur den Brand, da ſich das Waſſer zerſezte, und das Brennen beförderte. Man hätte mit Schaufeln Erde auf das Feuer werfen können; aber die Hize erlaubte nicht, ſich ſo weit zu nähern, daß man mit Werfen das Feuer hätte erreichen können. Es blieb daher nur übrig, das Feuer zu umſtehen, es zuſammen brennen zu laſſen, und nur zu ſorgen, daß es ſich nicht neuerdings weiter verbreite. Auch um alle Theile des Hauſes wurden Wachen geſtellt, daß kein Funke ſich neu belebe oder weiter getragen werde. Der in der niedergebrannten Scheune ſtehende und rauchende Stok von Heu konnte zwar nicht ge¬ löſcht werden, wurde aber durch die Sprize in einer

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/207>, abgerufen am 09.05.2024.