Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

seine Stimme schmettern ließ, da alle Bäume mit
Blüthen bedekt waren, kleine Laubbüschel bekamen,
und nichts mehr von dem Unglüke des Hagels zu
erbliken war, da die Felder grün waren, und die
weißen Wolken darauf nieder leuchteten: da ging
man wieder herum, und ergözte sich, wie man sich in
früheren Zeiten ergözt hatte.

Das braune Mädchen war nun auch nicht scheu,
wenn der Vater bei den Kindern war, und es wich
vor den Knechten und den Mägden nicht zurük,
welche im Hause im Garten und auf den Feldern
herum gingen und arbeiteten.

Da auf diese Weise der Sommer sehr weit vorge¬
rükt war, da eines Tages die Sonne schon gegen Un¬
tergang neigte, da die Kinder von ihrer Wanderung
heimgekehrt waren, ihr Vesperbrot gegessen hatten,
das fremde Mädchen schon fortgegangen war, und
die Kinder mit der Mutter allein in der Stube gegen
den Garten hinaus sassen, weil der Vater verreiset
war: geschah es, daß Blondköpfchen wiederholt
sagte, es rieche etwas unangenehm, als würden
widrige Gegenstände verbrannt. Man sah überall
nach. Auf dem Heerde war kein Feuer, in den Kami¬
nen war auch keines, da man in der Hize des hohen
Sommers keines brauchte. Auf den Feuerstellen der

ſeine Stimme ſchmettern ließ, da alle Bäume mit
Blüthen bedekt waren, kleine Laubbüſchel bekamen,
und nichts mehr von dem Unglüke des Hagels zu
erbliken war, da die Felder grün waren, und die
weißen Wolken darauf nieder leuchteten: da ging
man wieder herum, und ergözte ſich, wie man ſich in
früheren Zeiten ergözt hatte.

Das braune Mädchen war nun auch nicht ſcheu,
wenn der Vater bei den Kindern war, und es wich
vor den Knechten und den Mägden nicht zurük,
welche im Hauſe im Garten und auf den Feldern
herum gingen und arbeiteten.

Da auf dieſe Weiſe der Sommer ſehr weit vorge¬
rükt war, da eines Tages die Sonne ſchon gegen Un¬
tergang neigte, da die Kinder von ihrer Wanderung
heimgekehrt waren, ihr Vesperbrot gegeſſen hatten,
das fremde Mädchen ſchon fortgegangen war, und
die Kinder mit der Mutter allein in der Stube gegen
den Garten hinaus ſaſſen, weil der Vater verreiſet
war: geſchah es, daß Blondköpfchen wiederholt
ſagte, es rieche etwas unangenehm, als würden
widrige Gegenſtände verbrannt. Man ſah überall
nach. Auf dem Heerde war kein Feuer, in den Kami¬
nen war auch keines, da man in der Hize des hohen
Sommers keines brauchte. Auf den Feuerſtellen der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0189" n="178"/>
&#x017F;eine Stimme &#x017F;chmettern ließ, da alle Bäume mit<lb/>
Blüthen bedekt waren, kleine Laubbü&#x017F;chel bekamen,<lb/>
und nichts mehr von dem Unglüke des Hagels zu<lb/>
erbliken war, da die Felder grün waren, und die<lb/>
weißen Wolken darauf nieder leuchteten: da ging<lb/>
man wieder herum, und ergözte &#x017F;ich, wie man &#x017F;ich in<lb/>
früheren Zeiten ergözt hatte.</p><lb/>
        <p>Das braune Mädchen war nun auch nicht &#x017F;cheu,<lb/>
wenn der Vater bei den Kindern war, und es wich<lb/>
vor den Knechten und den Mägden nicht zurük,<lb/>
welche im Hau&#x017F;e im Garten und auf den Feldern<lb/>
herum gingen und arbeiteten.</p><lb/>
        <p>Da auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e der Sommer &#x017F;ehr weit vorge¬<lb/>
rükt war, da eines Tages die Sonne &#x017F;chon gegen Un¬<lb/>
tergang neigte, da die Kinder von ihrer Wanderung<lb/>
heimgekehrt waren, ihr Vesperbrot gege&#x017F;&#x017F;en hatten,<lb/>
das fremde Mädchen &#x017F;chon fortgegangen war, und<lb/>
die Kinder mit der Mutter allein in der Stube gegen<lb/>
den Garten hinaus &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en, weil der Vater verrei&#x017F;et<lb/>
war: ge&#x017F;chah es, daß Blondköpfchen wiederholt<lb/>
&#x017F;agte, es rieche etwas unangenehm, als würden<lb/>
widrige Gegen&#x017F;tände verbrannt. Man &#x017F;ah überall<lb/>
nach. Auf dem Heerde war kein Feuer, in den Kami¬<lb/>
nen war auch keines, da man in der Hize des hohen<lb/>
Sommers keines brauchte. Auf den Feuer&#x017F;tellen der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0189] ſeine Stimme ſchmettern ließ, da alle Bäume mit Blüthen bedekt waren, kleine Laubbüſchel bekamen, und nichts mehr von dem Unglüke des Hagels zu erbliken war, da die Felder grün waren, und die weißen Wolken darauf nieder leuchteten: da ging man wieder herum, und ergözte ſich, wie man ſich in früheren Zeiten ergözt hatte. Das braune Mädchen war nun auch nicht ſcheu, wenn der Vater bei den Kindern war, und es wich vor den Knechten und den Mägden nicht zurük, welche im Hauſe im Garten und auf den Feldern herum gingen und arbeiteten. Da auf dieſe Weiſe der Sommer ſehr weit vorge¬ rükt war, da eines Tages die Sonne ſchon gegen Un¬ tergang neigte, da die Kinder von ihrer Wanderung heimgekehrt waren, ihr Vesperbrot gegeſſen hatten, das fremde Mädchen ſchon fortgegangen war, und die Kinder mit der Mutter allein in der Stube gegen den Garten hinaus ſaſſen, weil der Vater verreiſet war: geſchah es, daß Blondköpfchen wiederholt ſagte, es rieche etwas unangenehm, als würden widrige Gegenſtände verbrannt. Man ſah überall nach. Auf dem Heerde war kein Feuer, in den Kami¬ nen war auch keines, da man in der Hize des hohen Sommers keines brauchte. Auf den Feuerſtellen der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/189
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/189>, abgerufen am 24.11.2024.