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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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gegangen, und ging mit ihnen über den grauen Rasen
durch den Wald durch die Klippen und über die Sand¬
lehne herab. Und da man zu den Glashäusern des
Gartens gekommen war, da sagte es anmuthige
Worte, und lief dann wieder über die Sandlehne
empor, und ward nicht mehr gesehen.

Die Kinder erzählten den Eltern, daß das braune
Mädchen nun da gewesen, und daß es mit ihnen
gegangen sei.

Sie gingen nun, so oft es möglich war, auf den
hohen Nußberg, das fremde Mädchen kam immer,
und sie spielten und kos'ten. Sie brachten dem braunen
Mädchen schöne Sachen. Das braune Mädchen
brachte ihnen auch bunte Steine, es brachte ihnen
verspätete Brombeeren, es trug in seinem Wamse
Haselnüsse herbei, die es im Sommer gesammelt
hatte, oder brachte ihnen die geflekte Feder eines
Geiers oder die schwarze eines Raben.

Wenn die Kinder nach Hause gingen, so ging
das braune Mädchen immer mit ihnen bis zu den
Glashäusern, man hielt sich bei den Händen, und
scherzte. Bei den Glashäusern liebkos'ten sie sich, und
das fremde Mädchen lief dann immer über die Sand¬
lehne zurük.

Wenn es Nacht war, und wenn die Kinder an

gegangen, und ging mit ihnen über den grauen Raſen
durch den Wald durch die Klippen und über die Sand¬
lehne herab. Und da man zu den Glashäuſern des
Gartens gekommen war, da ſagte es anmuthige
Worte, und lief dann wieder über die Sandlehne
empor, und ward nicht mehr geſehen.

Die Kinder erzählten den Eltern, daß das braune
Mädchen nun da geweſen, und daß es mit ihnen
gegangen ſei.

Sie gingen nun, ſo oft es möglich war, auf den
hohen Nußberg, das fremde Mädchen kam immer,
und ſie ſpielten und koſ’ten. Sie brachten dem braunen
Mädchen ſchöne Sachen. Das braune Mädchen
brachte ihnen auch bunte Steine, es brachte ihnen
verſpätete Brombeeren, es trug in ſeinem Wamſe
Haſelnüſſe herbei, die es im Sommer geſammelt
hatte, oder brachte ihnen die geflekte Feder eines
Geiers oder die ſchwarze eines Raben.

Wenn die Kinder nach Hauſe gingen, ſo ging
das braune Mädchen immer mit ihnen bis zu den
Glashäuſern, man hielt ſich bei den Händen, und
ſcherzte. Bei den Glashäuſern liebkoſ’ten ſie ſich, und
das fremde Mädchen lief dann immer über die Sand¬
lehne zurük.

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[158/0169] gegangen, und ging mit ihnen über den grauen Raſen durch den Wald durch die Klippen und über die Sand¬ lehne herab. Und da man zu den Glashäuſern des Gartens gekommen war, da ſagte es anmuthige Worte, und lief dann wieder über die Sandlehne empor, und ward nicht mehr geſehen. Die Kinder erzählten den Eltern, daß das braune Mädchen nun da geweſen, und daß es mit ihnen gegangen ſei. Sie gingen nun, ſo oft es möglich war, auf den hohen Nußberg, das fremde Mädchen kam immer, und ſie ſpielten und koſ’ten. Sie brachten dem braunen Mädchen ſchöne Sachen. Das braune Mädchen brachte ihnen auch bunte Steine, es brachte ihnen verſpätete Brombeeren, es trug in ſeinem Wamſe Haſelnüſſe herbei, die es im Sommer geſammelt hatte, oder brachte ihnen die geflekte Feder eines Geiers oder die ſchwarze eines Raben. Wenn die Kinder nach Hauſe gingen, ſo ging das braune Mädchen immer mit ihnen bis zu den Glashäuſern, man hielt ſich bei den Händen, und ſcherzte. Bei den Glashäuſern liebkoſ’ten ſie ſich, und das fremde Mädchen lief dann immer über die Sand¬ lehne zurük. Wenn es Nacht war, und wenn die Kinder an

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/169>, abgerufen am 25.11.2024.