Vater in Beeten an der Sandlehne zog. Sie gingen in die Felder, wo der brennende Mohn die blauen Korn¬ blumen und die hellgelben Frauenschühlein blühten.
Für sich allein standen die Kinder gerne am Bache, wo er sanft fließt, und allerlei krause Linien zieht, und blikten auf den Sand, der wohl wie Gold war, wenn die Sonne durch das Wasser auf ihn schien, und der glänzende Blättchen und Körner zeigte. Wenn sie aber mit einem Schäufelchen Sand heraus holten, und gut wuschen, und schwemmten, so waren die Blätt¬ chen Kazensilber, und die Körner waren schneeweiße Stükchen von Kiesel. Muscheln waren wenige zu sehen, und wenn sie eine fanden, so war sie im Innern glatt, und es war keine Perle darin.
Als Blondköpfchen und Schwarzköpfchen schon schöner und wunderbarer geworden waren, als Sigis¬ mund schon groß geworden war, und sie wieder ein¬ mal auf dem hohen Nußberge an der diken veralteten Haselwurzel sassen, kam aus dem Gebüsche ein frem¬ des braunes Kind heraus. Es war ein Mädchen, es war fast so groß und noch schlanker als Blondköpf¬ chen, hatte nakte Arme, die es an der Seite herab hängen ließ, hatte einen nakten Hals, und hatte ein grünes Wams und grüne Höschen an, an welchem viele rothe Bänder waren. In dem Angesichte hatte
Vater in Beeten an der Sandlehne zog. Sie gingen in die Felder, wo der brennende Mohn die blauen Korn¬ blumen und die hellgelben Frauenſchühlein blühten.
Für ſich allein ſtanden die Kinder gerne am Bache, wo er ſanft fließt, und allerlei krauſe Linien zieht, und blikten auf den Sand, der wohl wie Gold war, wenn die Sonne durch das Waſſer auf ihn ſchien, und der glänzende Blättchen und Körner zeigte. Wenn ſie aber mit einem Schäufelchen Sand heraus holten, und gut wuſchen, und ſchwemmten, ſo waren die Blätt¬ chen Kazenſilber, und die Körner waren ſchneeweiße Stükchen von Kieſel. Muſcheln waren wenige zu ſehen, und wenn ſie eine fanden, ſo war ſie im Innern glatt, und es war keine Perle darin.
Als Blondköpfchen und Schwarzköpfchen ſchon ſchöner und wunderbarer geworden waren, als Sigis¬ mund ſchon groß geworden war, und ſie wieder ein¬ mal auf dem hohen Nußberge an der diken veralteten Haſelwurzel ſaſſen, kam aus dem Gebüſche ein frem¬ des braunes Kind heraus. Es war ein Mädchen, es war faſt ſo groß und noch ſchlanker als Blondköpf¬ chen, hatte nakte Arme, die es an der Seite herab hängen ließ, hatte einen nakten Hals, und hatte ein grünes Wams und grüne Höschen an, an welchem viele rothe Bänder waren. In dem Angeſichte hatte
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Vater in Beeten an der Sandlehne zog. Sie gingen in
die Felder, wo der brennende Mohn die blauen Korn¬
blumen und die hellgelben Frauenſchühlein blühten.
Für ſich allein ſtanden die Kinder gerne am Bache,
wo er ſanft fließt, und allerlei krauſe Linien zieht, und
blikten auf den Sand, der wohl wie Gold war, wenn
die Sonne durch das Waſſer auf ihn ſchien, und der
glänzende Blättchen und Körner zeigte. Wenn ſie
aber mit einem Schäufelchen Sand heraus holten, und
gut wuſchen, und ſchwemmten, ſo waren die Blätt¬
chen Kazenſilber, und die Körner waren ſchneeweiße
Stükchen von Kieſel. Muſcheln waren wenige zu
ſehen, und wenn ſie eine fanden, ſo war ſie im Innern
glatt, und es war keine Perle darin.
Als Blondköpfchen und Schwarzköpfchen ſchon
ſchöner und wunderbarer geworden waren, als Sigis¬
mund ſchon groß geworden war, und ſie wieder ein¬
mal auf dem hohen Nußberge an der diken veralteten
Haſelwurzel ſaſſen, kam aus dem Gebüſche ein frem¬
des braunes Kind heraus. Es war ein Mädchen, es
war faſt ſo groß und noch ſchlanker als Blondköpf¬
chen, hatte nakte Arme, die es an der Seite herab
hängen ließ, hatte einen nakten Hals, und hatte ein
grünes Wams und grüne Höschen an, an welchem
viele rothe Bänder waren. In dem Angeſichte hatte
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/129>, abgerufen am 22.07.2024.
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