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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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Laute hervorbringen, und nichts thun konnte, als die
Füßchen empor heben, auf denen jezt auch aus dem
Peche noch das häßliche Roth der Züchtigung her¬
vor sah.

Er aber lächelte, und sagte: "So komme nur her
zu mir, komme mit mir."

Bei diesen Worten nahm er mich bei der Hand,
zog mich sanft von dem Steine herab, und führte mich,
der ich ihm vor Ergriffenheit kaum folgen konnte, durch
die Länge des Vorhauses zurük, und in den Hof
hinaus. In dem Hofe ist ein breiter mit Steinen
gepflasterter Gang, der rings an den Bauwerken her¬
um läuft. Auf diesem Gange stehen unter dem Über¬
dache des Hauses gewöhnlich einige Schemel oder
derlei Dinge, die dazu dienen, daß sich die Mägde
beim Hecheln des Flachses oder andern ähnlichen
Arbeiten darauf nieder sezen können, um vor dem
Unwetter geschüzt zu sein. Zu einem solchen Schemel
führte er mich hinzu, und sagte: "Seze dich da nieder,
und warte ein wenig, ich werde gleich wieder kommen."

Mit diesen Worten ging er in das Haus, und
nachdem ich ein Weilchen gewartet hatte, kam er
wieder heraus, indem er eine große, grünglasirte
Schüssel, einen Topf mit Wasser und Seife und
Tücher in den Händen trug. Diese Dinge stellte er

Laute hervorbringen, und nichts thun konnte, als die
Füßchen empor heben, auf denen jezt auch aus dem
Peche noch das häßliche Roth der Züchtigung her¬
vor ſah.

Er aber lächelte, und ſagte: „So komme nur her
zu mir, komme mit mir.“

Bei dieſen Worten nahm er mich bei der Hand,
zog mich ſanft von dem Steine herab, und führte mich,
der ich ihm vor Ergriffenheit kaum folgen konnte, durch
die Länge des Vorhauſes zurük, und in den Hof
hinaus. In dem Hofe iſt ein breiter mit Steinen
gepflaſterter Gang, der rings an den Bauwerken her¬
um läuft. Auf dieſem Gange ſtehen unter dem Über¬
dache des Hauſes gewöhnlich einige Schemel oder
derlei Dinge, die dazu dienen, daß ſich die Mägde
beim Hecheln des Flachſes oder andern ähnlichen
Arbeiten darauf nieder ſezen können, um vor dem
Unwetter geſchüzt zu ſein. Zu einem ſolchen Schemel
führte er mich hinzu, und ſagte: „Seze dich da nieder,
und warte ein wenig, ich werde gleich wieder kommen.“

Mit dieſen Worten ging er in das Haus, und
nachdem ich ein Weilchen gewartet hatte, kam er
wieder heraus, indem er eine große, grünglaſirte
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[27/0040] Laute hervorbringen, und nichts thun konnte, als die Füßchen empor heben, auf denen jezt auch aus dem Peche noch das häßliche Roth der Züchtigung her¬ vor ſah. Er aber lächelte, und ſagte: „So komme nur her zu mir, komme mit mir.“ Bei dieſen Worten nahm er mich bei der Hand, zog mich ſanft von dem Steine herab, und führte mich, der ich ihm vor Ergriffenheit kaum folgen konnte, durch die Länge des Vorhauſes zurük, und in den Hof hinaus. In dem Hofe iſt ein breiter mit Steinen gepflaſterter Gang, der rings an den Bauwerken her¬ um läuft. Auf dieſem Gange ſtehen unter dem Über¬ dache des Hauſes gewöhnlich einige Schemel oder derlei Dinge, die dazu dienen, daß ſich die Mägde beim Hecheln des Flachſes oder andern ähnlichen Arbeiten darauf nieder ſezen können, um vor dem Unwetter geſchüzt zu ſein. Zu einem ſolchen Schemel führte er mich hinzu, und ſagte: „Seze dich da nieder, und warte ein wenig, ich werde gleich wieder kommen.“ Mit dieſen Worten ging er in das Haus, und nachdem ich ein Weilchen gewartet hatte, kam er wieder heraus, indem er eine große, grünglaſirte Schüſſel, einen Topf mit Waſſer und Seife und Tücher in den Händen trug. Dieſe Dinge ſtellte er

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/40>, abgerufen am 18.04.2024.