welcher ihm die Sterbsakramente gereicht hatte, ihm dargethan hätte, daß er auch irdische Mittel gebrau¬ chen, und es Gott überlassen müsse, ob sie wirkten oder nicht. Von dem Augenblike an nahm er alles, was man ihm gab, und ließ alles mit sich thun, was man thun wollte. Er lag wieder in seinem Stübchen wo man ihm wieder aus den Wolldeken ein Bett ge¬ macht hatte. Sabine war immer bei ihm. Als es zum Sterben kam, machte er keine besondere Vorbe¬ reitung, sondern er lag wie alle Tage. Man konnte nicht abnehmen, ob er es wisse, daß er jezt sterbe oder nicht. Er war wie gewöhnlich, und redete gewöhn¬ liche Worte. Endlich schlief er sanft ein, und es war vorüber.
Man entkleidete ihn, um ihn für die Bahre an¬ zuziehen. Man legte ihm das Schönste seiner Wäsche an. Dann zog man ihm sein fadenscheiniges Kleid an, und über das Kleid den Priesterchorrok. So wurde er auf der Bahre ausgestellt. Die Leute kamen sehr zahlreich, um ihn anzuschauen; denn sie hatten so etwas nie gesehen; er war der erste Pfarrer gewe¬ sen, der in dem Kar gestorben war. Er lag mit seinen weißen Haaren da, sein Angesicht war mild, nur viel blässer als sonst, und die blauen Augen waren von den Lidern gedekt. Mehrere seiner Amtsbrüder kamen,
welcher ihm die Sterbſakramente gereicht hatte, ihm dargethan hätte, daß er auch irdiſche Mittel gebrau¬ chen, und es Gott überlaſſen müſſe, ob ſie wirkten oder nicht. Von dem Augenblike an nahm er alles, was man ihm gab, und ließ alles mit ſich thun, was man thun wollte. Er lag wieder in ſeinem Stübchen wo man ihm wieder aus den Wolldeken ein Bett ge¬ macht hatte. Sabine war immer bei ihm. Als es zum Sterben kam, machte er keine beſondere Vorbe¬ reitung, ſondern er lag wie alle Tage. Man konnte nicht abnehmen, ob er es wiſſe, daß er jezt ſterbe oder nicht. Er war wie gewöhnlich, und redete gewöhn¬ liche Worte. Endlich ſchlief er ſanft ein, und es war vorüber.
Man entkleidete ihn, um ihn für die Bahre an¬ zuziehen. Man legte ihm das Schönſte ſeiner Wäſche an. Dann zog man ihm ſein fadenſcheiniges Kleid an, und über das Kleid den Prieſterchorrok. So wurde er auf der Bahre ausgeſtellt. Die Leute kamen ſehr zahlreich, um ihn anzuſchauen; denn ſie hatten ſo etwas nie geſehen; er war der erſte Pfarrer gewe¬ ſen, der in dem Kar geſtorben war. Er lag mit ſeinen weißen Haaren da, ſein Angeſicht war mild, nur viel bläſſer als ſonſt, und die blauen Augen waren von den Lidern gedekt. Mehrere ſeiner Amtsbrüder kamen,
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welcher ihm die Sterbſakramente gereicht hatte, ihm
dargethan hätte, daß er auch irdiſche Mittel gebrau¬
chen, und es Gott überlaſſen müſſe, ob ſie wirkten
oder nicht. Von dem Augenblike an nahm er alles,
was man ihm gab, und ließ alles mit ſich thun, was
man thun wollte. Er lag wieder in ſeinem Stübchen
wo man ihm wieder aus den Wolldeken ein Bett ge¬
macht hatte. Sabine war immer bei ihm. Als es
zum Sterben kam, machte er keine beſondere Vorbe¬
reitung, ſondern er lag wie alle Tage. Man konnte
nicht abnehmen, ob er es wiſſe, daß er jezt ſterbe oder
nicht. Er war wie gewöhnlich, und redete gewöhn¬
liche Worte. Endlich ſchlief er ſanft ein, und es war
vorüber.
Man entkleidete ihn, um ihn für die Bahre an¬
zuziehen. Man legte ihm das Schönſte ſeiner Wäſche
an. Dann zog man ihm ſein fadenſcheiniges Kleid
an, und über das Kleid den Prieſterchorrok. So
wurde er auf der Bahre ausgeſtellt. Die Leute kamen
ſehr zahlreich, um ihn anzuſchauen; denn ſie hatten
ſo etwas nie geſehen; er war der erſte Pfarrer gewe¬
ſen, der in dem Kar geſtorben war. Er lag mit ſeinen
weißen Haaren da, ſein Angeſicht war mild, nur viel
bläſſer als ſonſt, und die blauen Augen waren von
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/196>, abgerufen am 21.11.2024.
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