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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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sagte er: "Sie können in Ihrem Herzen ganz beruhigt
sein, ganz beruhigt."

Ich wendete gegen dieses nichts mehr ein, nament¬
lich war der Grund, daß er sich ja auch ein Bett
hätte machen können, überzeugend.

Nach einer Weile, während welcher ich noch immer
dagestanden war, sagte ich: "Wenn es eine alte Ge¬
wohnheit ist, hochwürdiger Herr, so habe ich freilich
nichts mehr einzuwenden; aber Sie werden es auch
begreifen, daß ich anfänglich dagegen sprach, weil
man gewöhnlich überall ein gebettetes Lager hat."

"Ja man hat es," sagte er, "und gewöhnt sich
daran, und meint, es müsse so sein. Aber es kann
auch anders sein. An alles gewöhnt sich der Mensch,
und die Gewohnheit wird dann sehr leicht, sehr
leicht."

Nach diesen Worten ging ich wieder, nachdem ich
ihm zum zweiten Male eine gute Nacht gewünscht
hatte, in mein Stüblein, und legte mich wieder in
mein Bett. Ich erinnerte mich nun auch, daß ich
wirklich nie ein Bett gesehen habe, so oft ich früher
in der Behausung des Pfarrers gewesen war. Ich
dachte noch eine Zeit lang an die Sache, und konnte
nicht umhin, die äußerste Feinheit des Linnens des
Pfarrers sehr wohlthätig an meinem Körper zu empfin¬

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ſagte er: „Sie können in Ihrem Herzen ganz beruhigt
ſein, ganz beruhigt.“

Ich wendete gegen dieſes nichts mehr ein, nament¬
lich war der Grund, daß er ſich ja auch ein Bett
hätte machen können, überzeugend.

Nach einer Weile, während welcher ich noch immer
dageſtanden war, ſagte ich: „Wenn es eine alte Ge¬
wohnheit iſt, hochwürdiger Herr, ſo habe ich freilich
nichts mehr einzuwenden; aber Sie werden es auch
begreifen, daß ich anfänglich dagegen ſprach, weil
man gewöhnlich überall ein gebettetes Lager hat.“

„Ja man hat es,“ ſagte er, „und gewöhnt ſich
daran, und meint, es müſſe ſo ſein. Aber es kann
auch anders ſein. An alles gewöhnt ſich der Menſch,
und die Gewohnheit wird dann ſehr leicht, ſehr
leicht.“

Nach dieſen Worten ging ich wieder, nachdem ich
ihm zum zweiten Male eine gute Nacht gewünſcht
hatte, in mein Stüblein, und legte mich wieder in
mein Bett. Ich erinnerte mich nun auch, daß ich
wirklich nie ein Bett geſehen habe, ſo oft ich früher
in der Behauſung des Pfarrers geweſen war. Ich
dachte noch eine Zeit lang an die Sache, und konnte
nicht umhin, die äußerſte Feinheit des Linnens des
Pfarrers ſehr wohlthätig an meinem Körper zu empfin¬

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[115/0128] ſagte er: „Sie können in Ihrem Herzen ganz beruhigt ſein, ganz beruhigt.“ Ich wendete gegen dieſes nichts mehr ein, nament¬ lich war der Grund, daß er ſich ja auch ein Bett hätte machen können, überzeugend. Nach einer Weile, während welcher ich noch immer dageſtanden war, ſagte ich: „Wenn es eine alte Ge¬ wohnheit iſt, hochwürdiger Herr, ſo habe ich freilich nichts mehr einzuwenden; aber Sie werden es auch begreifen, daß ich anfänglich dagegen ſprach, weil man gewöhnlich überall ein gebettetes Lager hat.“ „Ja man hat es,“ ſagte er, „und gewöhnt ſich daran, und meint, es müſſe ſo ſein. Aber es kann auch anders ſein. An alles gewöhnt ſich der Menſch, und die Gewohnheit wird dann ſehr leicht, ſehr leicht.“ Nach dieſen Worten ging ich wieder, nachdem ich ihm zum zweiten Male eine gute Nacht gewünſcht hatte, in mein Stüblein, und legte mich wieder in mein Bett. Ich erinnerte mich nun auch, daß ich wirklich nie ein Bett geſehen habe, ſo oft ich früher in der Behauſung des Pfarrers geweſen war. Ich dachte noch eine Zeit lang an die Sache, und konnte nicht umhin, die äußerſte Feinheit des Linnens des Pfarrers ſehr wohlthätig an meinem Körper zu empfin¬ 8*

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/128>, abgerufen am 25.11.2024.