Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

dern es waren nur sehr viele kleine Hügel da, jeder
Hügel bestand aus naktem grauem Kalksteine, der
aber nicht, wie es oft bei diesem Gesteine der Fall ist,
zerrissen war, oder steil abfiel, sondern in rundlichen
breiten Gestalten auseinander ging, und an seinem
Fuße eine lange gestrekte Sandbank um sich herum
hatte. Durch diese Hügel ging in großen Windungen
ein kleiner Fluß Namens Zirder. Das Wasser des
Flusses, das in der grauen und gelben Farbe des
Steines und Sandes durch den Widerschein des
Himmels oft dunkelblau erschien, dann die schmalen
grünen Streifen, die oft am Saume des Wassers
hingingen, und die andern einzelnen Rasenfleke, die
in dem Gesteine hie und da lagen, bildeten die ganze
Abwechslung und Erquikung in dieser Gegend.

Ich wohnte in einem Gasthofe, der in einem
etwas besseren und darum sehr entfernten Theile der
Gegend lag. Es ging dort eine Strasse über eine
Anhöhe, und führte, wie das in manchen Gegenden
der Fall ist, den Namen Hochstrasse, welchen Namen
auch der Gasthof hatte. Um nicht durch Hin- und
Hergehen zu viele Zeit zu verlieren, nahm ich mir
immer kalte Speisen und Wein auf meinen Arbeits¬
plaz mit, und aß erst am Abende mein Mittagsmal.
Einige meiner Leute wohnten auch in dem Gasthofe,

dern es waren nur ſehr viele kleine Hügel da, jeder
Hügel beſtand aus naktem grauem Kalkſteine, der
aber nicht, wie es oft bei dieſem Geſteine der Fall iſt,
zerriſſen war, oder ſteil abfiel, ſondern in rundlichen
breiten Geſtalten auseinander ging, und an ſeinem
Fuße eine lange geſtrekte Sandbank um ſich herum
hatte. Durch dieſe Hügel ging in großen Windungen
ein kleiner Fluß Namens Zirder. Das Waſſer des
Fluſſes, das in der grauen und gelben Farbe des
Steines und Sandes durch den Widerſchein des
Himmels oft dunkelblau erſchien, dann die ſchmalen
grünen Streifen, die oft am Saume des Waſſers
hingingen, und die andern einzelnen Raſenfleke, die
in dem Geſteine hie und da lagen, bildeten die ganze
Abwechſlung und Erquikung in dieſer Gegend.

Ich wohnte in einem Gaſthofe, der in einem
etwas beſſeren und darum ſehr entfernten Theile der
Gegend lag. Es ging dort eine Straſſe über eine
Anhöhe, und führte, wie das in manchen Gegenden
der Fall iſt, den Namen Hochſtraſſe, welchen Namen
auch der Gaſthof hatte. Um nicht durch Hin- und
Hergehen zu viele Zeit zu verlieren, nahm ich mir
immer kalte Speiſen und Wein auf meinen Arbeits¬
plaz mit, und aß erſt am Abende mein Mittagsmal.
Einige meiner Leute wohnten auch in dem Gaſthofe,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0103" n="90"/>
dern es waren nur &#x017F;ehr viele kleine Hügel da, jeder<lb/>
Hügel be&#x017F;tand aus naktem grauem Kalk&#x017F;teine, der<lb/>
aber nicht, wie es oft bei die&#x017F;em Ge&#x017F;teine der Fall i&#x017F;t,<lb/>
zerri&#x017F;&#x017F;en war, oder &#x017F;teil abfiel, &#x017F;ondern in rundlichen<lb/>
breiten Ge&#x017F;talten auseinander ging, und an &#x017F;einem<lb/>
Fuße eine lange ge&#x017F;trekte Sandbank um &#x017F;ich herum<lb/>
hatte. Durch die&#x017F;e Hügel ging in großen Windungen<lb/>
ein kleiner Fluß Namens Zirder. Das Wa&#x017F;&#x017F;er des<lb/>
Flu&#x017F;&#x017F;es, das in der grauen und gelben Farbe des<lb/>
Steines und Sandes durch den Wider&#x017F;chein des<lb/>
Himmels oft dunkelblau er&#x017F;chien, dann die &#x017F;chmalen<lb/>
grünen Streifen, die oft am Saume des Wa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
hingingen, und die andern einzelnen Ra&#x017F;enfleke, die<lb/>
in dem Ge&#x017F;teine hie und da lagen, bildeten die ganze<lb/>
Abwech&#x017F;lung und Erquikung in die&#x017F;er Gegend.</p><lb/>
        <p>Ich wohnte in einem Ga&#x017F;thofe, der in einem<lb/>
etwas be&#x017F;&#x017F;eren und darum &#x017F;ehr entfernten Theile der<lb/>
Gegend lag. Es ging dort eine Stra&#x017F;&#x017F;e über eine<lb/>
Anhöhe, und führte, wie das in manchen Gegenden<lb/>
der Fall i&#x017F;t, den Namen Hoch&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e, welchen Namen<lb/>
auch der Ga&#x017F;thof hatte. Um nicht durch Hin- und<lb/>
Hergehen zu viele Zeit zu verlieren, nahm ich mir<lb/>
immer kalte Spei&#x017F;en und Wein auf meinen Arbeits¬<lb/>
plaz mit, und aß er&#x017F;t am Abende mein Mittagsmal.<lb/>
Einige meiner Leute wohnten auch in dem Ga&#x017F;thofe,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0103] dern es waren nur ſehr viele kleine Hügel da, jeder Hügel beſtand aus naktem grauem Kalkſteine, der aber nicht, wie es oft bei dieſem Geſteine der Fall iſt, zerriſſen war, oder ſteil abfiel, ſondern in rundlichen breiten Geſtalten auseinander ging, und an ſeinem Fuße eine lange geſtrekte Sandbank um ſich herum hatte. Durch dieſe Hügel ging in großen Windungen ein kleiner Fluß Namens Zirder. Das Waſſer des Fluſſes, das in der grauen und gelben Farbe des Steines und Sandes durch den Widerſchein des Himmels oft dunkelblau erſchien, dann die ſchmalen grünen Streifen, die oft am Saume des Waſſers hingingen, und die andern einzelnen Raſenfleke, die in dem Geſteine hie und da lagen, bildeten die ganze Abwechſlung und Erquikung in dieſer Gegend. Ich wohnte in einem Gaſthofe, der in einem etwas beſſeren und darum ſehr entfernten Theile der Gegend lag. Es ging dort eine Straſſe über eine Anhöhe, und führte, wie das in manchen Gegenden der Fall iſt, den Namen Hochſtraſſe, welchen Namen auch der Gaſthof hatte. Um nicht durch Hin- und Hergehen zu viele Zeit zu verlieren, nahm ich mir immer kalte Speiſen und Wein auf meinen Arbeits¬ plaz mit, und aß erſt am Abende mein Mittagsmal. Einige meiner Leute wohnten auch in dem Gaſthofe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/103
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/103>, abgerufen am 25.11.2024.