blossen Stoffes am ähnlichsten wäre. Die Gewölb¬ rippen, deren Stein nicht mit Farbe bestrichen war, so wie alles Andere von Stein wurde unberührt ge¬ lassen, und sollte mit seiner bloß stofflichen Oberfläche wirken. Die Gerüste zu der Übertünchung waren bereits dort geschlagen, wo man mit Leitern nicht aus¬ langen konnte. Freilich wäre in der Kirche noch vie¬ les Andere zu verbessern gewesen. Man hatte den alten Chor verkleidet und ganz neue Mauern zu einer Emporkirche aufgeführt, man hatte ein Seitenkapell¬ chen im neuesten Sinne hinzugefügt, und es war ein Theil der Wand des Nebenschiffes ausgenommen worden, um eine Vertiefung zu mauern, in welche ein neuer Seitenaltar zu stehen kam. Alle diese Fehler konnten wegen Unzulänglichkeit der Mittel nicht verbessert werden. Der Hauptaltar in alt¬ deutscher Art war geblieben. Roland sagte, es sei ein Glück gewesen, daß man im vorigen Jahrhun¬ derte nicht mehr so viel Geld gehabt habe als zur Zeit der Erbauung der Kirche, denn sonst hätte man gewiß den ursprünglichen Altar weggenommen, und hätte einen in dem abscheulichen Sinne des vergange¬ nen Jahrhunderts an seine Stelle gesezt. Mein Gast¬ freund besah alles, was da gearbeitet wurde, und es
bloſſen Stoffes am ähnlichſten wäre. Die Gewölb¬ rippen, deren Stein nicht mit Farbe beſtrichen war, ſo wie alles Andere von Stein wurde unberührt ge¬ laſſen, und ſollte mit ſeiner bloß ſtofflichen Oberfläche wirken. Die Gerüſte zu der Übertünchung waren bereits dort geſchlagen, wo man mit Leitern nicht aus¬ langen konnte. Freilich wäre in der Kirche noch vie¬ les Andere zu verbeſſern geweſen. Man hatte den alten Chor verkleidet und ganz neue Mauern zu einer Emporkirche aufgeführt, man hatte ein Seitenkapell¬ chen im neueſten Sinne hinzugefügt, und es war ein Theil der Wand des Nebenſchiffes ausgenommen worden, um eine Vertiefung zu mauern, in welche ein neuer Seitenaltar zu ſtehen kam. Alle dieſe Fehler konnten wegen Unzulänglichkeit der Mittel nicht verbeſſert werden. Der Hauptaltar in alt¬ deutſcher Art war geblieben. Roland ſagte, es ſei ein Glück geweſen, daß man im vorigen Jahrhun¬ derte nicht mehr ſo viel Geld gehabt habe als zur Zeit der Erbauung der Kirche, denn ſonſt hätte man gewiß den urſprünglichen Altar weggenommen, und hätte einen in dem abſcheulichen Sinne des vergange¬ nen Jahrhunderts an ſeine Stelle geſezt. Mein Gaſt¬ freund beſah alles, was da gearbeitet wurde, und es
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bloſſen Stoffes am ähnlichſten wäre. Die Gewölb¬
rippen, deren Stein nicht mit Farbe beſtrichen war,
ſo wie alles Andere von Stein wurde unberührt ge¬
laſſen, und ſollte mit ſeiner bloß ſtofflichen Oberfläche
wirken. Die Gerüſte zu der Übertünchung waren
bereits dort geſchlagen, wo man mit Leitern nicht aus¬
langen konnte. Freilich wäre in der Kirche noch vie¬
les Andere zu verbeſſern geweſen. Man hatte den
alten Chor verkleidet und ganz neue Mauern zu einer
Emporkirche aufgeführt, man hatte ein Seitenkapell¬
chen im neueſten Sinne hinzugefügt, und es war ein
Theil der Wand des Nebenſchiffes ausgenommen
worden, um eine Vertiefung zu mauern, in welche
ein neuer Seitenaltar zu ſtehen kam. Alle dieſe
Fehler konnten wegen Unzulänglichkeit der Mittel
nicht verbeſſert werden. Der Hauptaltar in alt¬
deutſcher Art war geblieben. Roland ſagte, es ſei
ein Glück geweſen, daß man im vorigen Jahrhun¬
derte nicht mehr ſo viel Geld gehabt habe als zur
Zeit der Erbauung der Kirche, denn ſonſt hätte man
gewiß den urſprünglichen Altar weggenommen, und
hätte einen in dem abſcheulichen Sinne des vergange¬
nen Jahrhunderts an ſeine Stelle geſezt. Mein Gaſt¬
freund beſah alles, was da gearbeitet wurde, und es
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/90>, abgerufen am 24.11.2024.
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