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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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hatte, und lud mich zu derselben ein. Ich nahm die
Einladung an.

Wir fuhren eines Morgens von dem Asperhofe
fort, mein Gastfreund Eustach Gustav und ich.
Gustav wird, wie mir mein Gastfreund sagte, auf
jede kleinere Reise von ihm mitgenommen. Wenn
dies bei ausgedehnteren Reisen nicht der Fall sein
kann, so wird er zu seiner Mutter in den Sternenhof
gebracht. Wir kamen erst am zweiten Tage bei der
Kirche an. Roland, welcher von unserer Ankunft unter¬
richtet gewesen war, erwartete uns dort. Die Kirche
war ein Gebäude im altdeutschen Sinn. Sie stammte,
wie meine Freunde versicherten, aus dem vierzehnten
Jahrhunderte her. Die Gemeinde war nicht groß
und nicht besonders wohlhabend. Die leztvergange¬
nen Jahrhunderte hatten an dieser Kirche viel ver¬
schuldet. Man hatte Fenster zumauern lassen, ent¬
weder ganz oder zum Theile, man hatte aus den
Nischen der Säulen die Steinbilder entfernt, und
hatte hölzerne, die vergoldet und gemalt waren, an
ihre Stelle gebracht. Weil aber diese größer waren
als ihre Vorgänger, so hat man die Stellen, an die
sie kommen sollten, häufig ausgebrochen, und die frü¬
heren Überdächer mit ihren Verzierungen weggeschla¬

hatte, und lud mich zu derſelben ein. Ich nahm die
Einladung an.

Wir fuhren eines Morgens von dem Asperhofe
fort, mein Gaſtfreund Euſtach Guſtav und ich.
Guſtav wird, wie mir mein Gaſtfreund ſagte, auf
jede kleinere Reiſe von ihm mitgenommen. Wenn
dies bei ausgedehnteren Reiſen nicht der Fall ſein
kann, ſo wird er zu ſeiner Mutter in den Sternenhof
gebracht. Wir kamen erſt am zweiten Tage bei der
Kirche an. Roland, welcher von unſerer Ankunft unter¬
richtet geweſen war, erwartete uns dort. Die Kirche
war ein Gebäude im altdeutſchen Sinn. Sie ſtammte,
wie meine Freunde verſicherten, aus dem vierzehnten
Jahrhunderte her. Die Gemeinde war nicht groß
und nicht beſonders wohlhabend. Die leztvergange¬
nen Jahrhunderte hatten an dieſer Kirche viel ver¬
ſchuldet. Man hatte Fenſter zumauern laſſen, ent¬
weder ganz oder zum Theile, man hatte aus den
Niſchen der Säulen die Steinbilder entfernt, und
hatte hölzerne, die vergoldet und gemalt waren, an
ihre Stelle gebracht. Weil aber dieſe größer waren
als ihre Vorgänger, ſo hat man die Stellen, an die
ſie kommen ſollten, häufig ausgebrochen, und die frü¬
heren Überdächer mit ihren Verzierungen weggeſchla¬

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[72/0086] hatte, und lud mich zu derſelben ein. Ich nahm die Einladung an. Wir fuhren eines Morgens von dem Asperhofe fort, mein Gaſtfreund Euſtach Guſtav und ich. Guſtav wird, wie mir mein Gaſtfreund ſagte, auf jede kleinere Reiſe von ihm mitgenommen. Wenn dies bei ausgedehnteren Reiſen nicht der Fall ſein kann, ſo wird er zu ſeiner Mutter in den Sternenhof gebracht. Wir kamen erſt am zweiten Tage bei der Kirche an. Roland, welcher von unſerer Ankunft unter¬ richtet geweſen war, erwartete uns dort. Die Kirche war ein Gebäude im altdeutſchen Sinn. Sie ſtammte, wie meine Freunde verſicherten, aus dem vierzehnten Jahrhunderte her. Die Gemeinde war nicht groß und nicht beſonders wohlhabend. Die leztvergange¬ nen Jahrhunderte hatten an dieſer Kirche viel ver¬ ſchuldet. Man hatte Fenſter zumauern laſſen, ent¬ weder ganz oder zum Theile, man hatte aus den Niſchen der Säulen die Steinbilder entfernt, und hatte hölzerne, die vergoldet und gemalt waren, an ihre Stelle gebracht. Weil aber dieſe größer waren als ihre Vorgänger, ſo hat man die Stellen, an die ſie kommen ſollten, häufig ausgebrochen, und die frü¬ heren Überdächer mit ihren Verzierungen weggeſchla¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/86>, abgerufen am 24.11.2024.