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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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haben. Aber auch Mathilde mein Gastfreund und
der Kreis jener trefflichen Menschen wird in eure
Verbindung gezogen werden, ihr werdet zu ihnen
hingezogen werden, und was bis jezt getrennt war,
wird Einigung sein."

"Ich habe mir es so gedacht, mein Sohn," ant¬
wortete die Mutter, "und ich glaube wohl, daß es so
kommen wird; aber Klotilde wird die Art ihrer Nei¬
gung zu dir umwandeln müssen, und möge das alles
mit gelindem Kelche vorübergehen."

Zu dem Ende dieser Worte war auch Klotilde
herzu gekommen. Sie brachte mir eine Rose, und
sagte mit heiteren Mienen, daß sie mir dieselbe blos
darum gebe, um mir einen kleinen Ersaz für alle die
Rosen zu biethen, welche ich heuer im Asperhofe durch
meine Hieherreise versäumt habe.

Mir fiel es bei diesen Worten erst auf, daß im
väterlichen Garten die Rosen blühten, während sie
doch in dem höher gelegenen und einer rauheren Luft
ausgesezten Asperhofe schon verblüht waren. Ich
sprach davon. Man fand den Grund bald heraus.
Die Asperhofrosen waren den ganzen Tag der Sonne
ausgesezt, mochten auch besser gepflegt werden und
einen besseren Boden haben, während hier theils durch

haben. Aber auch Mathilde mein Gaſtfreund und
der Kreis jener trefflichen Menſchen wird in eure
Verbindung gezogen werden, ihr werdet zu ihnen
hingezogen werden, und was bis jezt getrennt war,
wird Einigung ſein.“

„Ich habe mir es ſo gedacht, mein Sohn,“ ant¬
wortete die Mutter, „und ich glaube wohl, daß es ſo
kommen wird; aber Klotilde wird die Art ihrer Nei¬
gung zu dir umwandeln müſſen, und möge das alles
mit gelindem Kelche vorübergehen.“

Zu dem Ende dieſer Worte war auch Klotilde
herzu gekommen. Sie brachte mir eine Roſe, und
ſagte mit heiteren Mienen, daß ſie mir dieſelbe blos
darum gebe, um mir einen kleinen Erſaz für alle die
Roſen zu biethen, welche ich heuer im Asperhofe durch
meine Hieherreiſe verſäumt habe.

Mir fiel es bei dieſen Worten erſt auf, daß im
väterlichen Garten die Roſen blühten, während ſie
doch in dem höher gelegenen und einer rauheren Luft
ausgeſezten Asperhofe ſchon verblüht waren. Ich
ſprach davon. Man fand den Grund bald heraus.
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[42/0056] haben. Aber auch Mathilde mein Gaſtfreund und der Kreis jener trefflichen Menſchen wird in eure Verbindung gezogen werden, ihr werdet zu ihnen hingezogen werden, und was bis jezt getrennt war, wird Einigung ſein.“ „Ich habe mir es ſo gedacht, mein Sohn,“ ant¬ wortete die Mutter, „und ich glaube wohl, daß es ſo kommen wird; aber Klotilde wird die Art ihrer Nei¬ gung zu dir umwandeln müſſen, und möge das alles mit gelindem Kelche vorübergehen.“ Zu dem Ende dieſer Worte war auch Klotilde herzu gekommen. Sie brachte mir eine Roſe, und ſagte mit heiteren Mienen, daß ſie mir dieſelbe blos darum gebe, um mir einen kleinen Erſaz für alle die Roſen zu biethen, welche ich heuer im Asperhofe durch meine Hieherreiſe verſäumt habe. Mir fiel es bei dieſen Worten erſt auf, daß im väterlichen Garten die Roſen blühten, während ſie doch in dem höher gelegenen und einer rauheren Luft ausgeſezten Asperhofe ſchon verblüht waren. Ich ſprach davon. Man fand den Grund bald heraus. Die Asperhofroſen waren den ganzen Tag der Sonne ausgeſezt, mochten auch beſſer gepflegt werden und einen beſſeren Boden haben, während hier theils durch

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/56>, abgerufen am 22.11.2024.