herangerückt, und heuer sollte sie von den vereinigten Familien als ein Denkzeichen der Vergangenheit und aber auch als eins der Zukunft zum ersten Male in dieser Vereinigung und mit besonderer Festlichkeit begangen werden. Mein Vater sollte sehen, welche Gewalt die Menge und die Manigfaltigkeit auszu¬ üben im Stande ist, wenn diese Menge und Manig¬ faltigkeit auch nur lauter Rosen sind. Nach Verlauf der Rosenblüthe sollte alles und jedes, das durch diese Vermählung unterbrochen worden war, in das alte Geleise zurückkehren.
Da wir in dem Asperhofe angekommen waren, gelangte ich erst zu einiger Ruhe. Da sah ich auch gele¬ gentlich die Papiere an, die uns Risach und der Vater gegeben hatten, und erstaunte sehr. Beide enthiel¬ ten für uns viel mehr als wir nur entfernt vermuthet hatten. Risach wollte bis zu seinem Tode das Haus in der Art wie bisher fort bewirthschaften, damit, wie er sagte, er seinen Nachsommer bis zum Ende ausgenie¬ ßen könne. Unser Rath und unsere Hilfe in der Bewirth¬ schaftung wird ihm Freude machen. Einen namhaften Theil seiner Barschaft hatte er uns übergeben. Und weil öfter zwei Familien in dem Asperhofe sein kön¬ nen, so lagen den Papieren Plane bei, daß auf einem
herangerückt, und heuer ſollte ſie von den vereinigten Familien als ein Denkzeichen der Vergangenheit und aber auch als eins der Zukunft zum erſten Male in dieſer Vereinigung und mit beſonderer Feſtlichkeit begangen werden. Mein Vater ſollte ſehen, welche Gewalt die Menge und die Manigfaltigkeit auszu¬ üben im Stande iſt, wenn dieſe Menge und Manig¬ faltigkeit auch nur lauter Roſen ſind. Nach Verlauf der Roſenblüthe ſollte alles und jedes, das durch dieſe Vermählung unterbrochen worden war, in das alte Geleiſe zurückkehren.
Da wir in dem Asperhofe angekommen waren, gelangte ich erſt zu einiger Ruhe. Da ſah ich auch gele¬ gentlich die Papiere an, die uns Riſach und der Vater gegeben hatten, und erſtaunte ſehr. Beide enthiel¬ ten für uns viel mehr als wir nur entfernt vermuthet hatten. Riſach wollte bis zu ſeinem Tode das Haus in der Art wie bisher fort bewirthſchaften, damit, wie er ſagte, er ſeinen Nachſommer bis zum Ende ausgenie¬ ßen könne. Unſer Rath und unſere Hilfe in der Bewirth¬ ſchaftung wird ihm Freude machen. Einen namhaften Theil ſeiner Barſchaft hatte er uns übergeben. Und weil öfter zwei Familien in dem Asperhofe ſein kön¬ nen, ſo lagen den Papieren Plane bei, daß auf einem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0452"n="438"/>
herangerückt, und heuer ſollte ſie von den vereinigten<lb/>
Familien als ein Denkzeichen der Vergangenheit und<lb/>
aber auch als eins der Zukunft zum erſten Male in<lb/>
dieſer Vereinigung und mit beſonderer Feſtlichkeit<lb/>
begangen werden. Mein Vater ſollte ſehen, welche<lb/>
Gewalt die Menge und die Manigfaltigkeit auszu¬<lb/>
üben im Stande iſt, wenn dieſe Menge und Manig¬<lb/>
faltigkeit auch nur lauter Roſen ſind. Nach Verlauf<lb/>
der Roſenblüthe ſollte alles und jedes, das durch<lb/>
dieſe Vermählung unterbrochen worden war, in das<lb/>
alte Geleiſe zurückkehren.</p><lb/><p>Da wir in dem Asperhofe angekommen waren,<lb/>
gelangte ich erſt zu einiger Ruhe. Da ſah ich auch gele¬<lb/>
gentlich die Papiere an, die uns Riſach und der Vater<lb/>
gegeben hatten, und erſtaunte ſehr. Beide enthiel¬<lb/>
ten für uns viel mehr als wir nur entfernt vermuthet<lb/>
hatten. Riſach wollte bis zu ſeinem Tode das Haus<lb/>
in der Art wie bisher fort bewirthſchaften, damit, wie<lb/>
er ſagte, er ſeinen Nachſommer bis zum Ende ausgenie¬<lb/>
ßen könne. Unſer Rath und unſere Hilfe in der Bewirth¬<lb/>ſchaftung wird ihm Freude machen. Einen namhaften<lb/>
Theil ſeiner Barſchaft hatte er uns übergeben. Und<lb/>
weil öfter zwei Familien in dem Asperhofe ſein kön¬<lb/>
nen, ſo lagen den Papieren Plane bei, daß auf einem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[438/0452]
herangerückt, und heuer ſollte ſie von den vereinigten
Familien als ein Denkzeichen der Vergangenheit und
aber auch als eins der Zukunft zum erſten Male in
dieſer Vereinigung und mit beſonderer Feſtlichkeit
begangen werden. Mein Vater ſollte ſehen, welche
Gewalt die Menge und die Manigfaltigkeit auszu¬
üben im Stande iſt, wenn dieſe Menge und Manig¬
faltigkeit auch nur lauter Roſen ſind. Nach Verlauf
der Roſenblüthe ſollte alles und jedes, das durch
dieſe Vermählung unterbrochen worden war, in das
alte Geleiſe zurückkehren.
Da wir in dem Asperhofe angekommen waren,
gelangte ich erſt zu einiger Ruhe. Da ſah ich auch gele¬
gentlich die Papiere an, die uns Riſach und der Vater
gegeben hatten, und erſtaunte ſehr. Beide enthiel¬
ten für uns viel mehr als wir nur entfernt vermuthet
hatten. Riſach wollte bis zu ſeinem Tode das Haus
in der Art wie bisher fort bewirthſchaften, damit, wie
er ſagte, er ſeinen Nachſommer bis zum Ende ausgenie¬
ßen könne. Unſer Rath und unſere Hilfe in der Bewirth¬
ſchaftung wird ihm Freude machen. Einen namhaften
Theil ſeiner Barſchaft hatte er uns übergeben. Und
weil öfter zwei Familien in dem Asperhofe ſein kön¬
nen, ſo lagen den Papieren Plane bei, daß auf einem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/452>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.