in Briefen an einige uns sehr befreundete Familien meine Verlobung an. Zur Fürstin ging ich selbst, um ihr dieses Verhältniß zu eröffnen. Sie lächelte herz¬ lich und sagte, daß sie sehr wohl bemerkt habe, daß ich einmal, da sie des Namens Tarona Erwähnung gethan hatte, äußerst heftig erröthet sei.
Ich erwiederte, daß ich damals nur erröthet sei, weil sie mich auf einer inneren Neigung betroffen habe, den Namen Tarona habe ich in jener Zeit an Natalien noch gar nicht gekannt. Ich sprach auch von meiner Reise, sie lobte diesen Entschluß sehr, und erzählte mir von den Verhältnissen verschiedener Hauptstädte, in denen sie in früheren Jahren zeitwei¬ lig gewohnt hatte. Sie erwähnte kurz auch Manches über das äußere Ansehen der Länder, da sie eine große Freundin landschaftlicher Schönheiten war. Sie hatte eben in dem Augenblicke vor, wieder an den Gardasee zu gehen, den sie schon öfter besucht hatte. Das war auch die Ursache, daß sie noch so spät im Frühlinge in der Stadt war. Sie ersuchte mich, nach meiner Zurückkunft wieder bei ihr auf ein Weilchen zu erscheinen. Ich versprach es.
Meine Reise wurde nun keinen Augenblick mehr verzögert. Ich nahm von den Meinigen Abschied,
in Briefen an einige uns ſehr befreundete Familien meine Verlobung an. Zur Fürſtin ging ich ſelbſt, um ihr dieſes Verhältniß zu eröffnen. Sie lächelte herz¬ lich und ſagte, daß ſie ſehr wohl bemerkt habe, daß ich einmal, da ſie des Namens Tarona Erwähnung gethan hatte, äußerſt heftig erröthet ſei.
Ich erwiederte, daß ich damals nur erröthet ſei, weil ſie mich auf einer inneren Neigung betroffen habe, den Namen Tarona habe ich in jener Zeit an Natalien noch gar nicht gekannt. Ich ſprach auch von meiner Reiſe, ſie lobte dieſen Entſchluß ſehr, und erzählte mir von den Verhältniſſen verſchiedener Hauptſtädte, in denen ſie in früheren Jahren zeitwei¬ lig gewohnt hatte. Sie erwähnte kurz auch Manches über das äußere Anſehen der Länder, da ſie eine große Freundin landſchaftlicher Schönheiten war. Sie hatte eben in dem Augenblicke vor, wieder an den Gardaſee zu gehen, den ſie ſchon öfter beſucht hatte. Das war auch die Urſache, daß ſie noch ſo ſpät im Frühlinge in der Stadt war. Sie erſuchte mich, nach meiner Zurückkunft wieder bei ihr auf ein Weilchen zu erſcheinen. Ich verſprach es.
Meine Reiſe wurde nun keinen Augenblick mehr verzögert. Ich nahm von den Meinigen Abſchied,
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in Briefen an einige uns ſehr befreundete Familien
meine Verlobung an. Zur Fürſtin ging ich ſelbſt, um
ihr dieſes Verhältniß zu eröffnen. Sie lächelte herz¬
lich und ſagte, daß ſie ſehr wohl bemerkt habe, daß
ich einmal, da ſie des Namens Tarona Erwähnung
gethan hatte, äußerſt heftig erröthet ſei.
Ich erwiederte, daß ich damals nur erröthet ſei,
weil ſie mich auf einer inneren Neigung betroffen
habe, den Namen Tarona habe ich in jener Zeit an
Natalien noch gar nicht gekannt. Ich ſprach auch
von meiner Reiſe, ſie lobte dieſen Entſchluß ſehr,
und erzählte mir von den Verhältniſſen verſchiedener
Hauptſtädte, in denen ſie in früheren Jahren zeitwei¬
lig gewohnt hatte. Sie erwähnte kurz auch Manches
über das äußere Anſehen der Länder, da ſie eine
große Freundin landſchaftlicher Schönheiten war. Sie
hatte eben in dem Augenblicke vor, wieder an den
Gardaſee zu gehen, den ſie ſchon öfter beſucht hatte.
Das war auch die Urſache, daß ſie noch ſo ſpät im
Frühlinge in der Stadt war. Sie erſuchte mich, nach
meiner Zurückkunft wieder bei ihr auf ein Weilchen
zu erſcheinen. Ich verſprach es.
Meine Reiſe wurde nun keinen Augenblick mehr
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/413>, abgerufen am 24.11.2024.
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