ter, könne er nicht entfernt aufweisen, nur einige sei¬ ner alten geschnittenen Steine könnten neben dieser Gestalt noch besehen werden. Der Marmorsaal gefiel ihm sehr, und der Gedanke ein solches Gemach zu bauen, erschien ihm als ein äußerst glücklicher. Er pries die Geduld meines Gastfreundes im Suchen des Marmors, und lobte die, welche die Zusammen¬ stellung entworfen hatten, daß etwas so Reines und Großartiges zu Stande gekommen sei. Die alten Geräthe die Bilder die Bücher die Kupferstiche be¬ schäftigten meinen Vater auf das Lebhafteste, er sah alles genau an, und sprach als Liebhaber und auch als Kenner über vieles. Mein Gastfreund verstän¬ digte sich leicht mit ihm, ihre Ansichten trafen häufig zusammen, und ergänzten sich häufig, in so ferne man überhaupt Ansichten in einer Gesellschaft, in welcher man sich kurz fassen mußte, aussprechen konnte. Meine Mutter freute sich innig über die Freude des Vaters. So war es denn also doch in Erfüllung gegangen, was sie so oft gewünscht hatte, daß mein Vater das Haus meines Gastfreundes besuchte, und es war auf eine liebe Art in Erfüllung gegangen, die sie sich gewiß einstens nicht gedacht hatte. Rolands Bild betrachtete der Vater sehr aufmerksam, er hielt es für
ter, könne er nicht entfernt aufweiſen, nur einige ſei¬ ner alten geſchnittenen Steine könnten neben dieſer Geſtalt noch beſehen werden. Der Marmorſaal gefiel ihm ſehr, und der Gedanke ein ſolches Gemach zu bauen, erſchien ihm als ein äußerſt glücklicher. Er pries die Geduld meines Gaſtfreundes im Suchen des Marmors, und lobte die, welche die Zuſammen¬ ſtellung entworfen hatten, daß etwas ſo Reines und Großartiges zu Stande gekommen ſei. Die alten Geräthe die Bilder die Bücher die Kupferſtiche be¬ ſchäftigten meinen Vater auf das Lebhafteſte, er ſah alles genau an, und ſprach als Liebhaber und auch als Kenner über vieles. Mein Gaſtfreund verſtän¬ digte ſich leicht mit ihm, ihre Anſichten trafen häufig zuſammen, und ergänzten ſich häufig, in ſo ferne man überhaupt Anſichten in einer Geſellſchaft, in welcher man ſich kurz faſſen mußte, ausſprechen konnte. Meine Mutter freute ſich innig über die Freude des Vaters. So war es denn alſo doch in Erfüllung gegangen, was ſie ſo oft gewünſcht hatte, daß mein Vater das Haus meines Gaſtfreundes beſuchte, und es war auf eine liebe Art in Erfüllung gegangen, die ſie ſich gewiß einſtens nicht gedacht hatte. Rolands Bild betrachtete der Vater ſehr aufmerkſam, er hielt es für
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0406"n="392"/>
ter, könne er nicht entfernt aufweiſen, nur einige ſei¬<lb/>
ner alten geſchnittenen Steine könnten neben dieſer<lb/>
Geſtalt noch beſehen werden. Der Marmorſaal gefiel<lb/>
ihm ſehr, und der Gedanke ein ſolches Gemach zu<lb/>
bauen, erſchien ihm als ein äußerſt glücklicher. Er<lb/>
pries die Geduld meines Gaſtfreundes im Suchen<lb/>
des Marmors, und lobte die, welche die Zuſammen¬<lb/>ſtellung entworfen hatten, daß etwas ſo Reines und<lb/>
Großartiges zu Stande gekommen ſei. Die alten<lb/>
Geräthe die Bilder die Bücher die Kupferſtiche be¬<lb/>ſchäftigten meinen Vater auf das Lebhafteſte, er ſah<lb/>
alles genau an, und ſprach als Liebhaber und auch<lb/>
als Kenner über vieles. Mein Gaſtfreund verſtän¬<lb/>
digte ſich leicht mit ihm, ihre Anſichten trafen häufig<lb/>
zuſammen, und ergänzten ſich häufig, in ſo ferne man<lb/>
überhaupt Anſichten in einer Geſellſchaft, in welcher<lb/>
man ſich kurz faſſen mußte, ausſprechen konnte. Meine<lb/>
Mutter freute ſich innig über die Freude des Vaters.<lb/>
So war es denn alſo doch in Erfüllung gegangen,<lb/>
was ſie ſo oft gewünſcht hatte, daß mein Vater das<lb/>
Haus meines Gaſtfreundes beſuchte, und es war<lb/>
auf eine liebe Art in Erfüllung gegangen, die ſie<lb/>ſich gewiß einſtens nicht gedacht hatte. Rolands Bild<lb/>
betrachtete der Vater ſehr aufmerkſam, er hielt es für<lb/></p></div></body></text></TEI>
[392/0406]
ter, könne er nicht entfernt aufweiſen, nur einige ſei¬
ner alten geſchnittenen Steine könnten neben dieſer
Geſtalt noch beſehen werden. Der Marmorſaal gefiel
ihm ſehr, und der Gedanke ein ſolches Gemach zu
bauen, erſchien ihm als ein äußerſt glücklicher. Er
pries die Geduld meines Gaſtfreundes im Suchen
des Marmors, und lobte die, welche die Zuſammen¬
ſtellung entworfen hatten, daß etwas ſo Reines und
Großartiges zu Stande gekommen ſei. Die alten
Geräthe die Bilder die Bücher die Kupferſtiche be¬
ſchäftigten meinen Vater auf das Lebhafteſte, er ſah
alles genau an, und ſprach als Liebhaber und auch
als Kenner über vieles. Mein Gaſtfreund verſtän¬
digte ſich leicht mit ihm, ihre Anſichten trafen häufig
zuſammen, und ergänzten ſich häufig, in ſo ferne man
überhaupt Anſichten in einer Geſellſchaft, in welcher
man ſich kurz faſſen mußte, ausſprechen konnte. Meine
Mutter freute ſich innig über die Freude des Vaters.
So war es denn alſo doch in Erfüllung gegangen,
was ſie ſo oft gewünſcht hatte, daß mein Vater das
Haus meines Gaſtfreundes beſuchte, und es war
auf eine liebe Art in Erfüllung gegangen, die ſie
ſich gewiß einſtens nicht gedacht hatte. Rolands Bild
betrachtete der Vater ſehr aufmerkſam, er hielt es für
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/406>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.