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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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erzählt, da ihr einer der unseren werden sollt, ich habe
zu euch von meinem tiefsten Herzen geredet, und jezt
enden wir dieses Gespräch."

"Ich bin euch Dank schuldig," antwortete ich,
"allein all das Gehörte ist noch zu mächtig und neu
in mir, als daß ich jezt die Worte des Dankes finden
könnte. Nur eins berührt mich fast wie ein Schmerz,
daß ihr mit Mathilden nach eurer Wiedervereinigung
nicht in einen nähern Bund getreten seid."

Der Greis erröthete bei diesen Worten, er errö¬
thete so tief und zugleich so schön, wie ich es nie
an ihm gesehen hatte.

"Die Zeit war vorüber," antwortete er, "das Ver¬
hältniß wäre nicht mehr so schön gewesen, und Ma¬
thilde hat es auch wohl nie gewünscht."

Er war schon früher aufgestanden, jezt reichte er
mir die Hand, drückte die meine herzlich, und verließ
das Zimmer.

Ich blieb eine geraume Weile stehen, und suchte
meine Gedanken zur Sammlung zu bringen. Das
wäre mir nie zu Sinne gekommen, als ich zum ersten
Male zu diesem Hause heraufstieg, und des andern
Tages seinen Inhalt sah, daß alles so kommen würde,
wie es kam, und daß das alles zu meinem Eigen¬

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erzählt, da ihr einer der unſeren werden ſollt, ich habe
zu euch von meinem tiefſten Herzen geredet, und jezt
enden wir dieſes Geſpräch.“

„Ich bin euch Dank ſchuldig,“ antwortete ich,
„allein all das Gehörte iſt noch zu mächtig und neu
in mir, als daß ich jezt die Worte des Dankes finden
könnte. Nur eins berührt mich faſt wie ein Schmerz,
daß ihr mit Mathilden nach eurer Wiedervereinigung
nicht in einen nähern Bund getreten ſeid.“

Der Greis erröthete bei dieſen Worten, er errö¬
thete ſo tief und zugleich ſo ſchön, wie ich es nie
an ihm geſehen hatte.

„Die Zeit war vorüber,“ antwortete er, „das Ver¬
hältniß wäre nicht mehr ſo ſchön geweſen, und Ma¬
thilde hat es auch wohl nie gewünſcht.“

Er war ſchon früher aufgeſtanden, jezt reichte er
mir die Hand, drückte die meine herzlich, und verließ
das Zimmer.

Ich blieb eine geraume Weile ſtehen, und ſuchte
meine Gedanken zur Sammlung zu bringen. Das
wäre mir nie zu Sinne gekommen, als ich zum erſten
Male zu dieſem Hauſe heraufſtieg, und des andern
Tages ſeinen Inhalt ſah, daß alles ſo kommen würde,
wie es kam, und daß das alles zu meinem Eigen¬

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[355/0369] erzählt, da ihr einer der unſeren werden ſollt, ich habe zu euch von meinem tiefſten Herzen geredet, und jezt enden wir dieſes Geſpräch.“ „Ich bin euch Dank ſchuldig,“ antwortete ich, „allein all das Gehörte iſt noch zu mächtig und neu in mir, als daß ich jezt die Worte des Dankes finden könnte. Nur eins berührt mich faſt wie ein Schmerz, daß ihr mit Mathilden nach eurer Wiedervereinigung nicht in einen nähern Bund getreten ſeid.“ Der Greis erröthete bei dieſen Worten, er errö¬ thete ſo tief und zugleich ſo ſchön, wie ich es nie an ihm geſehen hatte. „Die Zeit war vorüber,“ antwortete er, „das Ver¬ hältniß wäre nicht mehr ſo ſchön geweſen, und Ma¬ thilde hat es auch wohl nie gewünſcht.“ Er war ſchon früher aufgeſtanden, jezt reichte er mir die Hand, drückte die meine herzlich, und verließ das Zimmer. Ich blieb eine geraume Weile ſtehen, und ſuchte meine Gedanken zur Sammlung zu bringen. Das wäre mir nie zu Sinne gekommen, als ich zum erſten Male zu dieſem Hauſe heraufſtieg, und des andern Tages ſeinen Inhalt ſah, daß alles ſo kommen würde, wie es kam, und daß das alles zu meinem Eigen¬ 23 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/369>, abgerufen am 22.11.2024.