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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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in dem Hause in Heinbach befangen vielleicht noch
länger nicht gedacht haben würde."

"Ich ging wieder in die Stadt, in der ich meine
Habe gelassen hatte, und widmete mich ernstlich der
Laufbahn, zu welcher ich eigentlich die Vorbereitungs¬
schulen besucht hatte. Ich meldete mich zum Staats¬
dienste, wurde eingereiht, und arbeitete jezt sehr fleißig
in dem Bereiche der unteren Stellen, in welchen ich
war. Ich lebte noch zurückgezogener als sonst. Mein
kleiner Gehalt und das Erträgniß meines Ersparten
reichten hin, meine Bedürfnisse zu decken. Ich wohnte
in einem Theile der Vorstadt, welcher von dem Hause
der Eltern Mathildens sehr weit entfernt war. Im
Winter ging ich fast nirgends hin, als von meiner
Wohnstube in meine Amtsstube, welcher Weg wohl
sehr lange war, und von der Amtsstube in meine
Wohnstube. Meine Nahrung nahm ich in einem
kleinen Gasthause an meinem Wege ein. Freunde
und Genossen besuchte ich wenig, mir war alle Ver¬
bindung mit Menschen verleidet. Als Erholung diente
mir der Betrieb der Geschichte der Staatswissen¬
schaften und der Wissenschaften der Natur. Ein Gang
auf dem Walle der äußeren Stadt oder eine Wan¬
derung in einen einsamen Theil der Umgebungen der

in dem Hauſe in Heinbach befangen vielleicht noch
länger nicht gedacht haben würde.“

„Ich ging wieder in die Stadt, in der ich meine
Habe gelaſſen hatte, und widmete mich ernſtlich der
Laufbahn, zu welcher ich eigentlich die Vorbereitungs¬
ſchulen beſucht hatte. Ich meldete mich zum Staats¬
dienſte, wurde eingereiht, und arbeitete jezt ſehr fleißig
in dem Bereiche der unteren Stellen, in welchen ich
war. Ich lebte noch zurückgezogener als ſonſt. Mein
kleiner Gehalt und das Erträgniß meines Erſparten
reichten hin, meine Bedürfniſſe zu decken. Ich wohnte
in einem Theile der Vorſtadt, welcher von dem Hauſe
der Eltern Mathildens ſehr weit entfernt war. Im
Winter ging ich faſt nirgends hin, als von meiner
Wohnſtube in meine Amtsſtube, welcher Weg wohl
ſehr lange war, und von der Amtsſtube in meine
Wohnſtube. Meine Nahrung nahm ich in einem
kleinen Gaſthauſe an meinem Wege ein. Freunde
und Genoſſen beſuchte ich wenig, mir war alle Ver¬
bindung mit Menſchen verleidet. Als Erholung diente
mir der Betrieb der Geſchichte der Staatswiſſen¬
ſchaften und der Wiſſenſchaften der Natur. Ein Gang
auf dem Walle der äußeren Stadt oder eine Wan¬
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[331/0345] in dem Hauſe in Heinbach befangen vielleicht noch länger nicht gedacht haben würde.“ „Ich ging wieder in die Stadt, in der ich meine Habe gelaſſen hatte, und widmete mich ernſtlich der Laufbahn, zu welcher ich eigentlich die Vorbereitungs¬ ſchulen beſucht hatte. Ich meldete mich zum Staats¬ dienſte, wurde eingereiht, und arbeitete jezt ſehr fleißig in dem Bereiche der unteren Stellen, in welchen ich war. Ich lebte noch zurückgezogener als ſonſt. Mein kleiner Gehalt und das Erträgniß meines Erſparten reichten hin, meine Bedürfniſſe zu decken. Ich wohnte in einem Theile der Vorſtadt, welcher von dem Hauſe der Eltern Mathildens ſehr weit entfernt war. Im Winter ging ich faſt nirgends hin, als von meiner Wohnſtube in meine Amtsſtube, welcher Weg wohl ſehr lange war, und von der Amtsſtube in meine Wohnſtube. Meine Nahrung nahm ich in einem kleinen Gaſthauſe an meinem Wege ein. Freunde und Genoſſen beſuchte ich wenig, mir war alle Ver¬ bindung mit Menſchen verleidet. Als Erholung diente mir der Betrieb der Geſchichte der Staatswiſſen¬ ſchaften und der Wiſſenſchaften der Natur. Ein Gang auf dem Walle der äußeren Stadt oder eine Wan¬ derung in einen einſamen Theil der Umgebungen der

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/345>, abgerufen am 22.11.2024.