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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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durfte, war immer da, ehe das Bedürfniß sich noch
klar dargestellt hatte. Aber auch nicht blos das wurde
hergestellt, was ich bedurfte, sondern auch das, was
zum Schmucke des Lebens geeignet ist. Blumen, die
ich liebte, wurden in Töpfen in meine Zimmer gestellt,
ein Buch ein neues Zeichnungsgeräthe fand sich von
Zeit zu Zeit ein, und da ich einmal auf mehrere Tage
abwesend war, sah ich bei meiner Rückkehr meine
Wohnung mit Farben bekleidet, die ich einmal bei
einem Besuche in einem Nachbarschlosse sehr gelobt
hatte. Bei Spaziergängen gesellte sich der Vater Al¬
freds gerne zu mir, wir gingen abgesondert von den
andern, und führten Gespräche, die mir in dem, was
er sagte, sehr inhaltreich schienen. Ebenso war die
Mutter Alfreds nicht ungeneigt, sich mit mir zu be¬
sprechen. Wenn ich in Alfreds Zimmer war, das an
das ihrige grenzte, kam sie gerne herein, und sprach
mit mir, oder sie ließ mich in ihr Zimmer treten, wies
mir einen Siz an, und redete mit mir. Ich hatte ihr
nach und nach alle meine Familienverhältnisse erzählt,
sie hatte theilnehmend zugehört, und hatte manches
Wort gesprochen, das höchst wohlthätig in meine
Seele ging. Alfred war mir gleich in den ersten Ta¬
gen zugethan, und diese Neigung wuchs. Sein Wesen

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durfte, war immer da, ehe das Bedürfniß ſich noch
klar dargeſtellt hatte. Aber auch nicht blos das wurde
hergeſtellt, was ich bedurfte, ſondern auch das, was
zum Schmucke des Lebens geeignet iſt. Blumen, die
ich liebte, wurden in Töpfen in meine Zimmer geſtellt,
ein Buch ein neues Zeichnungsgeräthe fand ſich von
Zeit zu Zeit ein, und da ich einmal auf mehrere Tage
abweſend war, ſah ich bei meiner Rückkehr meine
Wohnung mit Farben bekleidet, die ich einmal bei
einem Beſuche in einem Nachbarſchloſſe ſehr gelobt
hatte. Bei Spaziergängen geſellte ſich der Vater Al¬
freds gerne zu mir, wir gingen abgeſondert von den
andern, und führten Geſpräche, die mir in dem, was
er ſagte, ſehr inhaltreich ſchienen. Ebenſo war die
Mutter Alfreds nicht ungeneigt, ſich mit mir zu be¬
ſprechen. Wenn ich in Alfreds Zimmer war, das an
das ihrige grenzte, kam ſie gerne herein, und ſprach
mit mir, oder ſie ließ mich in ihr Zimmer treten, wies
mir einen Siz an, und redete mit mir. Ich hatte ihr
nach und nach alle meine Familienverhältniſſe erzählt,
ſie hatte theilnehmend zugehört, und hatte manches
Wort geſprochen, das höchſt wohlthätig in meine
Seele ging. Alfred war mir gleich in den erſten Ta¬
gen zugethan, und dieſe Neigung wuchs. Sein Weſen

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[275/0289] durfte, war immer da, ehe das Bedürfniß ſich noch klar dargeſtellt hatte. Aber auch nicht blos das wurde hergeſtellt, was ich bedurfte, ſondern auch das, was zum Schmucke des Lebens geeignet iſt. Blumen, die ich liebte, wurden in Töpfen in meine Zimmer geſtellt, ein Buch ein neues Zeichnungsgeräthe fand ſich von Zeit zu Zeit ein, und da ich einmal auf mehrere Tage abweſend war, ſah ich bei meiner Rückkehr meine Wohnung mit Farben bekleidet, die ich einmal bei einem Beſuche in einem Nachbarſchloſſe ſehr gelobt hatte. Bei Spaziergängen geſellte ſich der Vater Al¬ freds gerne zu mir, wir gingen abgeſondert von den andern, und führten Geſpräche, die mir in dem, was er ſagte, ſehr inhaltreich ſchienen. Ebenſo war die Mutter Alfreds nicht ungeneigt, ſich mit mir zu be¬ ſprechen. Wenn ich in Alfreds Zimmer war, das an das ihrige grenzte, kam ſie gerne herein, und ſprach mit mir, oder ſie ließ mich in ihr Zimmer treten, wies mir einen Siz an, und redete mit mir. Ich hatte ihr nach und nach alle meine Familienverhältniſſe erzählt, ſie hatte theilnehmend zugehört, und hatte manches Wort geſprochen, das höchſt wohlthätig in meine Seele ging. Alfred war mir gleich in den erſten Ta¬ gen zugethan, und dieſe Neigung wuchs. Sein Weſen 18 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/289>, abgerufen am 24.11.2024.