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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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einiges Gespräch folgte, und ging dann an seine Ge¬
schäfte. Die Kinder mußten ihre Aufgaben machen,
von denen Mathilde besonders von der Mutter
manche in einigen Zweigen bekam. Der Vater ging in
seine Stube, las, schrieb, oder er sah in dem Garten
oder in dem kleinen Grundbesize nach, der zu dem
Hause gehörte. Ich war theils in meiner Wohnung
mit meinen Arbeiten, die ich in der Stadt begonnen
hatte, und hier fortsezte, beschäftigt, theils war ich in
Alfreds Zimmer, und überwachte und leitete, was er
zu thun hatte. Die Mutter stand mir hierin bei, und
sie hielt es für ihre Pflicht, noch mehr um Alfred zu
sein als ich. Der Mittag versammelte uns wieder in
dem Speisezimmer, am Nachmittage waren Lehrstun¬
den, und der Rest des Tages wurde zu Gesprächen
zu Spaziergängen zum Aufenthalte im Garten, oder,
besonders wenn Regenwetter war, zum gemeinschaft¬
lichen Lesen eines Buches benüzt. Was man im
Freien thun konnte, wurde lieber im Freien als in
Zimmern abgemacht. Besonders war hiezu der Auf¬
enthalt unter den Linnendächern am Hause geeignet,
den die Mutter sehr liebte. Stundenlang war sie mit
irgend einer weiblichen Arbeit und die Kinder mit
ihrem Schreibzeuge oder mit Büchern auf diesem Plaze

einiges Geſpräch folgte, und ging dann an ſeine Ge¬
ſchäfte. Die Kinder mußten ihre Aufgaben machen,
von denen Mathilde beſonders von der Mutter
manche in einigen Zweigen bekam. Der Vater ging in
ſeine Stube, las, ſchrieb, oder er ſah in dem Garten
oder in dem kleinen Grundbeſize nach, der zu dem
Hauſe gehörte. Ich war theils in meiner Wohnung
mit meinen Arbeiten, die ich in der Stadt begonnen
hatte, und hier fortſezte, beſchäftigt, theils war ich in
Alfreds Zimmer, und überwachte und leitete, was er
zu thun hatte. Die Mutter ſtand mir hierin bei, und
ſie hielt es für ihre Pflicht, noch mehr um Alfred zu
ſein als ich. Der Mittag verſammelte uns wieder in
dem Speiſezimmer, am Nachmittage waren Lehrſtun¬
den, und der Reſt des Tages wurde zu Geſprächen
zu Spaziergängen zum Aufenthalte im Garten, oder,
beſonders wenn Regenwetter war, zum gemeinſchaft¬
lichen Leſen eines Buches benüzt. Was man im
Freien thun konnte, wurde lieber im Freien als in
Zimmern abgemacht. Beſonders war hiezu der Auf¬
enthalt unter den Linnendächern am Hauſe geeignet,
den die Mutter ſehr liebte. Stundenlang war ſie mit
irgend einer weiblichen Arbeit und die Kinder mit
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[272/0286] einiges Geſpräch folgte, und ging dann an ſeine Ge¬ ſchäfte. Die Kinder mußten ihre Aufgaben machen, von denen Mathilde beſonders von der Mutter manche in einigen Zweigen bekam. Der Vater ging in ſeine Stube, las, ſchrieb, oder er ſah in dem Garten oder in dem kleinen Grundbeſize nach, der zu dem Hauſe gehörte. Ich war theils in meiner Wohnung mit meinen Arbeiten, die ich in der Stadt begonnen hatte, und hier fortſezte, beſchäftigt, theils war ich in Alfreds Zimmer, und überwachte und leitete, was er zu thun hatte. Die Mutter ſtand mir hierin bei, und ſie hielt es für ihre Pflicht, noch mehr um Alfred zu ſein als ich. Der Mittag verſammelte uns wieder in dem Speiſezimmer, am Nachmittage waren Lehrſtun¬ den, und der Reſt des Tages wurde zu Geſprächen zu Spaziergängen zum Aufenthalte im Garten, oder, beſonders wenn Regenwetter war, zum gemeinſchaft¬ lichen Leſen eines Buches benüzt. Was man im Freien thun konnte, wurde lieber im Freien als in Zimmern abgemacht. Beſonders war hiezu der Auf¬ enthalt unter den Linnendächern am Hauſe geeignet, den die Mutter ſehr liebte. Stundenlang war ſie mit irgend einer weiblichen Arbeit und die Kinder mit ihrem Schreibzeuge oder mit Büchern auf dieſem Plaze

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/286>, abgerufen am 24.11.2024.