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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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ten nichts von ihm, man vermied es, seiner Erwäh¬
nung zu thun, und oft in einem ganzen Jahre wurde
sein Name nicht genannt. Die Zustände meines Va¬
ters aber blühten empor, und er war fast der Ange¬
sehenste in der Gegend. In dem Jahre, nach dessen
Ende ich in die Lehranstalt abgehen sollte, trafen
mehrere Unglücksfälle ein. Hagelschaden verwüstete
die Felder, ein Theil des Gebäudes brannte ab, und
als das alles wieder hergestellt und in das Geleise
gebracht worden war, starb der Vater eines plözlichen
unvorhergesehenen Todes. Ein lässiger Vormund hin¬
terlistige Handelsfreunde, welche zweifelhafte For¬
derungen stellten, und ein unglücklicher Prozeß, der
daraus entsprang, brachten für die Mutter eine Lage
herbei, in welcher sie mit Sorgen für unsere Zukunft
zu kämpfen hatte. Sie war, da man endlich alles zur
Ruhe gebracht hatte, auf das Nothdürftigste beschränkt.
Ich mußte im Herbste das geliebte Haus das geliebte
Thal und die geliebten Angehörigen verlassen. Mit
ärmlicher Ausstattung ging ich an der Hand eines
größeren Schülers zu Fuß den ziemlich weiten Weg
in die Lehranstalt. Dort gehörte ich zu den Dürftig¬
sten. Aber die Mutter sandte das, was sie senden
konnte, so genau und zu rechter Zeit, daß ich nie viel

ten nichts von ihm, man vermied es, ſeiner Erwäh¬
nung zu thun, und oft in einem ganzen Jahre wurde
ſein Name nicht genannt. Die Zuſtände meines Va¬
ters aber blühten empor, und er war faſt der Ange¬
ſehenſte in der Gegend. In dem Jahre, nach deſſen
Ende ich in die Lehranſtalt abgehen ſollte, trafen
mehrere Unglücksfälle ein. Hagelſchaden verwüſtete
die Felder, ein Theil des Gebäudes brannte ab, und
als das alles wieder hergeſtellt und in das Geleiſe
gebracht worden war, ſtarb der Vater eines plözlichen
unvorhergeſehenen Todes. Ein läſſiger Vormund hin¬
terliſtige Handelsfreunde, welche zweifelhafte For¬
derungen ſtellten, und ein unglücklicher Prozeß, der
daraus entſprang, brachten für die Mutter eine Lage
herbei, in welcher ſie mit Sorgen für unſere Zukunft
zu kämpfen hatte. Sie war, da man endlich alles zur
Ruhe gebracht hatte, auf das Nothdürftigſte beſchränkt.
Ich mußte im Herbſte das geliebte Haus das geliebte
Thal und die geliebten Angehörigen verlaſſen. Mit
ärmlicher Ausſtattung ging ich an der Hand eines
größeren Schülers zu Fuß den ziemlich weiten Weg
in die Lehranſtalt. Dort gehörte ich zu den Dürftig¬
ſten. Aber die Mutter ſandte das, was ſie ſenden
konnte, ſo genau und zu rechter Zeit, daß ich nie viel

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[231/0245] ten nichts von ihm, man vermied es, ſeiner Erwäh¬ nung zu thun, und oft in einem ganzen Jahre wurde ſein Name nicht genannt. Die Zuſtände meines Va¬ ters aber blühten empor, und er war faſt der Ange¬ ſehenſte in der Gegend. In dem Jahre, nach deſſen Ende ich in die Lehranſtalt abgehen ſollte, trafen mehrere Unglücksfälle ein. Hagelſchaden verwüſtete die Felder, ein Theil des Gebäudes brannte ab, und als das alles wieder hergeſtellt und in das Geleiſe gebracht worden war, ſtarb der Vater eines plözlichen unvorhergeſehenen Todes. Ein läſſiger Vormund hin¬ terliſtige Handelsfreunde, welche zweifelhafte For¬ derungen ſtellten, und ein unglücklicher Prozeß, der daraus entſprang, brachten für die Mutter eine Lage herbei, in welcher ſie mit Sorgen für unſere Zukunft zu kämpfen hatte. Sie war, da man endlich alles zur Ruhe gebracht hatte, auf das Nothdürftigſte beſchränkt. Ich mußte im Herbſte das geliebte Haus das geliebte Thal und die geliebten Angehörigen verlaſſen. Mit ärmlicher Ausſtattung ging ich an der Hand eines größeren Schülers zu Fuß den ziemlich weiten Weg in die Lehranſtalt. Dort gehörte ich zu den Dürftig¬ ſten. Aber die Mutter ſandte das, was ſie ſenden konnte, ſo genau und zu rechter Zeit, daß ich nie viel

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/245>, abgerufen am 24.11.2024.