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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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bürtig erkannt werden, weil er auf eine größere Zahl
von Menschen wirkt, und bei denen, welche die nach¬
geahmten Gemälde nicht sehen können, eine desto
tiefere und vollere Kunstwirkung hervorbringt, je
tiefer und edler er selber ist. Dies habe ich bei mei¬
nem Gastfreunde in der Zeit, als ich mit ihm in Ver¬
bindung war, immer mehr kennen gelernt, und dies
ist mir wieder besonders klar geworden, als die
Kupferstiche durchgesehen wurden, und als man über
ihren Werth und über Mittel Wege und Wirkung der
Kupferstecherkunst überhaupt sprach. Es wurde, da
man die Einzelheiten der guten Blätter genau unter¬
sucht, und ihre Vorzüge und ihre Mängel sorglich be¬
sprochen hatte, festgesezt, daß man der guten Stücke
willen die ganze Sammlung kaufen wolle, wenn ihr
Preis einen gewissen Betrag, den man anboth, und
den man gerechter und billiger Weise geben konnte,
nicht überstiege. Die schlechten Blätter wollte man
dann vernichten, weil sie durch ihr Dasein eine gute
Wirkung nicht nur nicht hervorbringen, sondern das
Gefühl dessen, der nichts Besseres sieht, statt es zu
heben, in eine rohere und verbildetere Richtung len¬
ken, als es nähme, wenn ihm nichts als die Gegen¬
stände der Natur gebothen würden. Den Geist des

bürtig erkannt werden, weil er auf eine größere Zahl
von Menſchen wirkt, und bei denen, welche die nach¬
geahmten Gemälde nicht ſehen können, eine deſto
tiefere und vollere Kunſtwirkung hervorbringt, je
tiefer und edler er ſelber iſt. Dies habe ich bei mei¬
nem Gaſtfreunde in der Zeit, als ich mit ihm in Ver¬
bindung war, immer mehr kennen gelernt, und dies
iſt mir wieder beſonders klar geworden, als die
Kupferſtiche durchgeſehen wurden, und als man über
ihren Werth und über Mittel Wege und Wirkung der
Kupferſtecherkunſt überhaupt ſprach. Es wurde, da
man die Einzelheiten der guten Blätter genau unter¬
ſucht, und ihre Vorzüge und ihre Mängel ſorglich be¬
ſprochen hatte, feſtgeſezt, daß man der guten Stücke
willen die ganze Sammlung kaufen wolle, wenn ihr
Preis einen gewiſſen Betrag, den man anboth, und
den man gerechter und billiger Weiſe geben konnte,
nicht überſtiege. Die ſchlechten Blätter wollte man
dann vernichten, weil ſie durch ihr Daſein eine gute
Wirkung nicht nur nicht hervorbringen, ſondern das
Gefühl deſſen, der nichts Beſſeres ſieht, ſtatt es zu
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[200/0214] bürtig erkannt werden, weil er auf eine größere Zahl von Menſchen wirkt, und bei denen, welche die nach¬ geahmten Gemälde nicht ſehen können, eine deſto tiefere und vollere Kunſtwirkung hervorbringt, je tiefer und edler er ſelber iſt. Dies habe ich bei mei¬ nem Gaſtfreunde in der Zeit, als ich mit ihm in Ver¬ bindung war, immer mehr kennen gelernt, und dies iſt mir wieder beſonders klar geworden, als die Kupferſtiche durchgeſehen wurden, und als man über ihren Werth und über Mittel Wege und Wirkung der Kupferſtecherkunſt überhaupt ſprach. Es wurde, da man die Einzelheiten der guten Blätter genau unter¬ ſucht, und ihre Vorzüge und ihre Mängel ſorglich be¬ ſprochen hatte, feſtgeſezt, daß man der guten Stücke willen die ganze Sammlung kaufen wolle, wenn ihr Preis einen gewiſſen Betrag, den man anboth, und den man gerechter und billiger Weiſe geben konnte, nicht überſtiege. Die ſchlechten Blätter wollte man dann vernichten, weil ſie durch ihr Daſein eine gute Wirkung nicht nur nicht hervorbringen, ſondern das Gefühl deſſen, der nichts Beſſeres ſieht, ſtatt es zu heben, in eine rohere und verbildetere Richtung len¬ ken, als es nähme, wenn ihm nichts als die Gegen¬ ſtände der Natur gebothen würden. Den Geiſt des

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/214>, abgerufen am 22.11.2024.