Er nahm einen anderen Rock um, und geleitete mich in die Gewächshäuser, welche an seine Woh¬ nung stießen. Ich nahm wirklich großen Antheil an den Pflanzen selber, da ich mich ja in früherer Zeit viel mit Pflanzen beschäftigt hatte, und nahm Antheil an dem Zustande derselben. Wir gingen in alle Räu¬ me des nicht unbeträchtlich großen Kalthauses, und begaben uns dann in das Warmhaus. Nicht blos, daß ich die Pflanzen nach meiner Absicht betrachtete, nahm ich mir auch die Zeit, freundlich anzuhören, was mein Begleiter über die einzelnen sagte, und hörte zu, wie er sich über Lieblinge ziemlich weit ver¬ breitete. Diese Hingabe an seine Rede und die Theil¬ nahme an seinen Pfleglingen, die ich ihm stets bewie¬ sen hatte, mochten nebst dem Antheile, den er mir an der Erwerbung des Cereus peruvianus zuschrieb, Ur¬ sache sein, daß er eine gewisse Anhänglichkeit gegen mich hegte. Als wir an dem Ausgange der Gewächs¬ häuser waren, welcher seiner Wohnung entgegenge¬ sezt lag, fragte er mich, ob ich auch in das Cactus¬ haus gehen wolle, er werde zu diesem Behufe, da wir einen freien Raum zu überschreiten hätten, meinen
Er nahm einen anderen Rock um, und geleitete mich in die Gewächshäuſer, welche an ſeine Woh¬ nung ſtießen. Ich nahm wirklich großen Antheil an den Pflanzen ſelber, da ich mich ja in früherer Zeit viel mit Pflanzen beſchäftigt hatte, und nahm Antheil an dem Zuſtande derſelben. Wir gingen in alle Räu¬ me des nicht unbeträchtlich großen Kalthauſes, und begaben uns dann in das Warmhaus. Nicht blos, daß ich die Pflanzen nach meiner Abſicht betrachtete, nahm ich mir auch die Zeit, freundlich anzuhören, was mein Begleiter über die einzelnen ſagte, und hörte zu, wie er ſich über Lieblinge ziemlich weit ver¬ breitete. Dieſe Hingabe an ſeine Rede und die Theil¬ nahme an ſeinen Pfleglingen, die ich ihm ſtets bewie¬ ſen hatte, mochten nebſt dem Antheile, den er mir an der Erwerbung des Cereus peruvianus zuſchrieb, Ur¬ ſache ſein, daß er eine gewiſſe Anhänglichkeit gegen mich hegte. Als wir an dem Ausgange der Gewächs¬ häuſer waren, welcher ſeiner Wohnung entgegenge¬ ſezt lag, fragte er mich, ob ich auch in das Cactus¬ haus gehen wolle, er werde zu dieſem Behufe, da wir einen freien Raum zu überſchreiten hätten, meinen
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[188/0202]
Gattin machen wollte, meine Nebenabſicht geweſen,
erwiederte ich.
Er nahm einen anderen Rock um, und geleitete
mich in die Gewächshäuſer, welche an ſeine Woh¬
nung ſtießen. Ich nahm wirklich großen Antheil an
den Pflanzen ſelber, da ich mich ja in früherer Zeit
viel mit Pflanzen beſchäftigt hatte, und nahm Antheil
an dem Zuſtande derſelben. Wir gingen in alle Räu¬
me des nicht unbeträchtlich großen Kalthauſes, und
begaben uns dann in das Warmhaus. Nicht blos,
daß ich die Pflanzen nach meiner Abſicht betrachtete,
nahm ich mir auch die Zeit, freundlich anzuhören,
was mein Begleiter über die einzelnen ſagte, und
hörte zu, wie er ſich über Lieblinge ziemlich weit ver¬
breitete. Dieſe Hingabe an ſeine Rede und die Theil¬
nahme an ſeinen Pfleglingen, die ich ihm ſtets bewie¬
ſen hatte, mochten nebſt dem Antheile, den er mir an
der Erwerbung des Cereus peruvianus zuſchrieb, Ur¬
ſache ſein, daß er eine gewiſſe Anhänglichkeit gegen
mich hegte. Als wir an dem Ausgange der Gewächs¬
häuſer waren, welcher ſeiner Wohnung entgegenge¬
ſezt lag, fragte er mich, ob ich auch in das Cactus¬
haus gehen wolle, er werde zu dieſem Behufe, da wir
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/202>, abgerufen am 16.02.2025.
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