Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

an der Wand hin, und eine bewegliche stand an
dem Tische. Wir hatten vor, hier erst unser eigent¬
liches warmes Tagesmahl zu bereiten. Aber, worauf
wir kaum gefaßt waren, es zeigte sich nirgends auch
nicht der geringste Vorrath von Holz. Ich hatte für
den Fall Weingeist bei mir, um einige Schnitten
Braten in einer flachen Pfanne rösten zu können;
aber wir zogen es vorzüglich wegen der Erwärmung
des Körpers vor, ein Stück Bank zu verbrennen, und
dem Eigenthümer Ersaz zu leisten. Kaspar machte
sich mit der Axt an die Arbeit, und bald loderte ein
lustiges Feuer auf dem Heerde. Ein Abendessen wurde
bereitet, wie wir es oft bei unsern Gebirgsarbeiten
bereitet hatten, aus dem Heu der Schlafstellen den
Decken und den Pelzen wurden Betten zurecht gemacht,
und nachdem ich noch meine Meßwerkzeuge, die im
Freien vor der Hütte aufgehängt waren, betrachtet
hatte, begaben wir uns zur Ruhe. Auch jezt am späten
Abende war bei ganz heiterem sternenvollen Himmel
eine viel mindere Kälte in dieser Höhe, als ich ver¬
muthet hatte.

Ehe der Tag graute, standen wir auf, machten
Licht, kleideten uns vollständig an, richteten all unsere
Dinge zurecht, bereiteten ein Frühmahl, verzehrten es,

an der Wand hin, und eine bewegliche ſtand an
dem Tiſche. Wir hatten vor, hier erſt unſer eigent¬
liches warmes Tagesmahl zu bereiten. Aber, worauf
wir kaum gefaßt waren, es zeigte ſich nirgends auch
nicht der geringſte Vorrath von Holz. Ich hatte für
den Fall Weingeiſt bei mir, um einige Schnitten
Braten in einer flachen Pfanne röſten zu können;
aber wir zogen es vorzüglich wegen der Erwärmung
des Körpers vor, ein Stück Bank zu verbrennen, und
dem Eigenthümer Erſaz zu leiſten. Kaspar machte
ſich mit der Axt an die Arbeit, und bald loderte ein
luſtiges Feuer auf dem Heerde. Ein Abendeſſen wurde
bereitet, wie wir es oft bei unſern Gebirgsarbeiten
bereitet hatten, aus dem Heu der Schlafſtellen den
Decken und den Pelzen wurden Betten zurecht gemacht,
und nachdem ich noch meine Meßwerkzeuge, die im
Freien vor der Hütte aufgehängt waren, betrachtet
hatte, begaben wir uns zur Ruhe. Auch jezt am ſpäten
Abende war bei ganz heiterem ſternenvollen Himmel
eine viel mindere Kälte in dieſer Höhe, als ich ver¬
muthet hatte.

Ehe der Tag graute, ſtanden wir auf, machten
Licht, kleideten uns vollſtändig an, richteten all unſere
Dinge zurecht, bereiteten ein Frühmahl, verzehrten es,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="158"/>
an der Wand hin, und eine bewegliche &#x017F;tand an<lb/>
dem Ti&#x017F;che. Wir hatten vor, hier er&#x017F;t un&#x017F;er eigent¬<lb/>
liches warmes Tagesmahl zu bereiten. Aber, worauf<lb/>
wir kaum gefaßt waren, es zeigte &#x017F;ich nirgends auch<lb/>
nicht der gering&#x017F;te Vorrath von Holz. Ich hatte für<lb/>
den Fall Weingei&#x017F;t bei mir, um einige Schnitten<lb/>
Braten in einer flachen Pfanne rö&#x017F;ten zu können;<lb/>
aber wir zogen es vorzüglich wegen der Erwärmung<lb/>
des Körpers vor, ein Stück Bank zu verbrennen, und<lb/>
dem Eigenthümer Er&#x017F;az zu lei&#x017F;ten. Kaspar machte<lb/>
&#x017F;ich mit der Axt an die Arbeit, und bald loderte ein<lb/>
lu&#x017F;tiges Feuer auf dem Heerde. Ein Abende&#x017F;&#x017F;en wurde<lb/>
bereitet, wie wir es oft bei un&#x017F;ern Gebirgsarbeiten<lb/>
bereitet hatten, aus dem Heu der Schlaf&#x017F;tellen den<lb/>
Decken und den Pelzen wurden Betten zurecht gemacht,<lb/>
und nachdem ich noch meine Meßwerkzeuge, die im<lb/>
Freien vor der Hütte aufgehängt waren, betrachtet<lb/>
hatte, begaben wir uns zur Ruhe. Auch jezt am &#x017F;päten<lb/>
Abende war bei ganz heiterem &#x017F;ternenvollen Himmel<lb/>
eine viel mindere Kälte in die&#x017F;er Höhe, als ich ver¬<lb/>
muthet hatte.</p><lb/>
        <p>Ehe der Tag graute, &#x017F;tanden wir auf, machten<lb/>
Licht, kleideten uns voll&#x017F;tändig an, richteten all un&#x017F;ere<lb/>
Dinge zurecht, bereiteten ein Frühmahl, verzehrten es,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0172] an der Wand hin, und eine bewegliche ſtand an dem Tiſche. Wir hatten vor, hier erſt unſer eigent¬ liches warmes Tagesmahl zu bereiten. Aber, worauf wir kaum gefaßt waren, es zeigte ſich nirgends auch nicht der geringſte Vorrath von Holz. Ich hatte für den Fall Weingeiſt bei mir, um einige Schnitten Braten in einer flachen Pfanne röſten zu können; aber wir zogen es vorzüglich wegen der Erwärmung des Körpers vor, ein Stück Bank zu verbrennen, und dem Eigenthümer Erſaz zu leiſten. Kaspar machte ſich mit der Axt an die Arbeit, und bald loderte ein luſtiges Feuer auf dem Heerde. Ein Abendeſſen wurde bereitet, wie wir es oft bei unſern Gebirgsarbeiten bereitet hatten, aus dem Heu der Schlafſtellen den Decken und den Pelzen wurden Betten zurecht gemacht, und nachdem ich noch meine Meßwerkzeuge, die im Freien vor der Hütte aufgehängt waren, betrachtet hatte, begaben wir uns zur Ruhe. Auch jezt am ſpäten Abende war bei ganz heiterem ſternenvollen Himmel eine viel mindere Kälte in dieſer Höhe, als ich ver¬ muthet hatte. Ehe der Tag graute, ſtanden wir auf, machten Licht, kleideten uns vollſtändig an, richteten all unſere Dinge zurecht, bereiteten ein Frühmahl, verzehrten es,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/172
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/172>, abgerufen am 22.11.2024.