Wir fingen wirklich am andern Tage an, die Dinge zu bereden, welche Klotilde zur Reise brauche. Sie ging rüstig an die Anschaffung. Ich entwarf ein Verzeichniß der Nothwendigkeiten, welches ich nach und nach ergänzte. Als einige Zeit verflossen war, glaubte ich es so vervollständigt zu haben, daß nun nicht leicht mehr etwas Wesentliches vergessen wer¬ den konnte.
Indessen rückte auch der Tag heran, an welchem ich mit dem Vater abreisen sollte.
Am frühen Morgen desselben sezten wir uns in den leichten Reisewagen, dessen sich der Vater immer bedient hatte, wenn er größere Entfernungen zurück¬ legen mußte. Jezt war er lange nicht mehr aus dem Wagenbehältniß gekommen. Auf Anordnung der Mutter wurde er einige Tage vorher von Sachkundi¬ gen genau untersucht, ob er nicht heimliche Gebrechen habe, welche uns in Schaden bringen könnten. Als dies einstimmig verneint worden war, gab sie sich zu¬ frieden. Wir hatten Postpferde, wechselten dieselben an gehörigen Orten, und hielten uns in ihnen so lange auf, als es uns beliebte. Gegen jeden Abend
Wir fingen wirklich am andern Tage an, die Dinge zu bereden, welche Klotilde zur Reiſe brauche. Sie ging rüſtig an die Anſchaffung. Ich entwarf ein Verzeichniß der Nothwendigkeiten, welches ich nach und nach ergänzte. Als einige Zeit verfloſſen war, glaubte ich es ſo vervollſtändigt zu haben, daß nun nicht leicht mehr etwas Weſentliches vergeſſen wer¬ den konnte.
Indeſſen rückte auch der Tag heran, an welchem ich mit dem Vater abreiſen ſollte.
Am frühen Morgen desſelben ſezten wir uns in den leichten Reiſewagen, deſſen ſich der Vater immer bedient hatte, wenn er größere Entfernungen zurück¬ legen mußte. Jezt war er lange nicht mehr aus dem Wagenbehältniß gekommen. Auf Anordnung der Mutter wurde er einige Tage vorher von Sachkundi¬ gen genau unterſucht, ob er nicht heimliche Gebrechen habe, welche uns in Schaden bringen könnten. Als dies einſtimmig verneint worden war, gab ſie ſich zu¬ frieden. Wir hatten Poſtpferde, wechſelten dieſelben an gehörigen Orten, und hielten uns in ihnen ſo lange auf, als es uns beliebte. Gegen jeden Abend
Stifter, Nachſommer. III. 8
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0127"n="113"/>
werde, daß Klotildens Geſundheit keinen Schaden<lb/>
leide.</p><lb/><p>Wir fingen wirklich am andern Tage an, die<lb/>
Dinge zu bereden, welche Klotilde zur Reiſe brauche.<lb/>
Sie ging rüſtig an die Anſchaffung. Ich entwarf ein<lb/>
Verzeichniß der Nothwendigkeiten, welches ich nach<lb/>
und nach ergänzte. Als einige Zeit verfloſſen war,<lb/>
glaubte ich es ſo vervollſtändigt zu haben, daß nun<lb/>
nicht leicht mehr etwas Weſentliches vergeſſen wer¬<lb/>
den konnte.</p><lb/><p>Indeſſen rückte auch der Tag heran, an welchem<lb/>
ich mit dem Vater abreiſen ſollte.</p><lb/><p>Am frühen Morgen desſelben ſezten wir uns in<lb/>
den leichten Reiſewagen, deſſen ſich der Vater immer<lb/>
bedient hatte, wenn er größere Entfernungen zurück¬<lb/>
legen mußte. Jezt war er lange nicht mehr aus dem<lb/>
Wagenbehältniß gekommen. Auf Anordnung der<lb/>
Mutter wurde er einige Tage vorher von Sachkundi¬<lb/>
gen genau unterſucht, ob er nicht heimliche Gebrechen<lb/>
habe, welche uns in Schaden bringen könnten. Als<lb/>
dies einſtimmig verneint worden war, gab ſie ſich zu¬<lb/>
frieden. Wir hatten Poſtpferde, wechſelten dieſelben<lb/>
an gehörigen Orten, und hielten uns in ihnen ſo<lb/>
lange auf, als es uns beliebte. Gegen jeden Abend<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Stifter</hi>, Nachſommer. <hirendition="#aq">III</hi>. 8<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[113/0127]
werde, daß Klotildens Geſundheit keinen Schaden
leide.
Wir fingen wirklich am andern Tage an, die
Dinge zu bereden, welche Klotilde zur Reiſe brauche.
Sie ging rüſtig an die Anſchaffung. Ich entwarf ein
Verzeichniß der Nothwendigkeiten, welches ich nach
und nach ergänzte. Als einige Zeit verfloſſen war,
glaubte ich es ſo vervollſtändigt zu haben, daß nun
nicht leicht mehr etwas Weſentliches vergeſſen wer¬
den konnte.
Indeſſen rückte auch der Tag heran, an welchem
ich mit dem Vater abreiſen ſollte.
Am frühen Morgen desſelben ſezten wir uns in
den leichten Reiſewagen, deſſen ſich der Vater immer
bedient hatte, wenn er größere Entfernungen zurück¬
legen mußte. Jezt war er lange nicht mehr aus dem
Wagenbehältniß gekommen. Auf Anordnung der
Mutter wurde er einige Tage vorher von Sachkundi¬
gen genau unterſucht, ob er nicht heimliche Gebrechen
habe, welche uns in Schaden bringen könnten. Als
dies einſtimmig verneint worden war, gab ſie ſich zu¬
frieden. Wir hatten Poſtpferde, wechſelten dieſelben
an gehörigen Orten, und hielten uns in ihnen ſo
lange auf, als es uns beliebte. Gegen jeden Abend
Stifter, Nachſommer. III. 8
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/127>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.