"Nun so dränget nur nicht," erwiederte er, "es wird geschehen, das ist genug; binden, wißt ihr, kann sich ein Mann nicht, der von seinem Geschäfte ab¬ hängt, und nicht wissen kann, welche Umstände ein¬ zutreten vermögen, die von ihm Zeit und Handlun¬ gen fordern."
Die Mutter kannte ihn zu gut, um weiter in ihn zu dringen, er würde bei seinem ausgesprochenen Saze geblieben sein. Sie beruhigte sich mit dem Er¬ langten.
Sowohl sie als die Schwester dankten mir, daß ich dem Vater die Bilder gebracht hatte, die ihm ein solches Vergnügen bereiteten.
"Die Fußböden müssen auch vortrefflich sein," rief er aus.
"Sie sind viel schöner als die ungefähre Malerei andeuten kann," erwiederte ich, "mein Pinsel kann noch immer nicht den Glanz und die Zartheit und das Seidenartige der Holzfasern ausdrücken, was man alles dort so liebt, daß nur mit Filzschuhen auf diesen Böden gegangen werden darf."
"Das kann ich mir denken," antwortete er, "das kann ich mir denken."
Hierauf mußte ich ihm alle Hölzer nennen, die
5 *
„Nun ſo dränget nur nicht,“ erwiederte er, „es wird geſchehen, das iſt genug; binden, wißt ihr, kann ſich ein Mann nicht, der von ſeinem Geſchäfte ab¬ hängt, und nicht wiſſen kann, welche Umſtände ein¬ zutreten vermögen, die von ihm Zeit und Handlun¬ gen fordern.“
Die Mutter kannte ihn zu gut, um weiter in ihn zu dringen, er würde bei ſeinem ausgeſprochenen Saze geblieben ſein. Sie beruhigte ſich mit dem Er¬ langten.
Sowohl ſie als die Schweſter dankten mir, daß ich dem Vater die Bilder gebracht hatte, die ihm ein ſolches Vergnügen bereiteten.
„Die Fußböden müſſen auch vortrefflich ſein,“ rief er aus.
„Sie ſind viel ſchöner als die ungefähre Malerei andeuten kann,“ erwiederte ich, „mein Pinſel kann noch immer nicht den Glanz und die Zartheit und das Seidenartige der Holzfaſern ausdrücken, was man alles dort ſo liebt, daß nur mit Filzſchuhen auf dieſen Böden gegangen werden darf.“
„Das kann ich mir denken,“ antwortete er, „das kann ich mir denken.“
Hierauf mußte ich ihm alle Hölzer nennen, die
5 *
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0081"n="67"/><p>„Nun ſo dränget nur nicht,“ erwiederte er, „es<lb/>
wird geſchehen, das iſt genug; binden, wißt ihr, kann<lb/>ſich ein Mann nicht, der von ſeinem Geſchäfte ab¬<lb/>
hängt, und nicht wiſſen kann, welche Umſtände ein¬<lb/>
zutreten vermögen, die von ihm Zeit und Handlun¬<lb/>
gen fordern.“</p><lb/><p>Die Mutter kannte ihn zu gut, um weiter in ihn<lb/>
zu dringen, er würde bei ſeinem ausgeſprochenen Saze<lb/>
geblieben ſein. Sie beruhigte ſich mit dem Er¬<lb/>
langten.</p><lb/><p>Sowohl ſie als die Schweſter dankten mir, daß<lb/>
ich dem Vater die Bilder gebracht hatte, die ihm ein<lb/>ſolches Vergnügen bereiteten.</p><lb/><p>„Die Fußböden müſſen auch vortrefflich ſein,“ rief<lb/>
er aus.</p><lb/><p>„Sie ſind viel ſchöner als die ungefähre Malerei<lb/>
andeuten kann,“ erwiederte ich, „mein Pinſel kann<lb/>
noch immer nicht den Glanz und die Zartheit und das<lb/>
Seidenartige der Holzfaſern ausdrücken, was man<lb/>
alles dort ſo liebt, daß nur mit Filzſchuhen auf dieſen<lb/>
Böden gegangen werden darf.“</p><lb/><p>„Das kann ich mir denken,“ antwortete er, „das<lb/>
kann ich mir denken.“</p><lb/><p>Hierauf mußte ich ihm alle Hölzer nennen, die<lb/><fwplace="bottom"type="sig">5 *<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[67/0081]
„Nun ſo dränget nur nicht,“ erwiederte er, „es
wird geſchehen, das iſt genug; binden, wißt ihr, kann
ſich ein Mann nicht, der von ſeinem Geſchäfte ab¬
hängt, und nicht wiſſen kann, welche Umſtände ein¬
zutreten vermögen, die von ihm Zeit und Handlun¬
gen fordern.“
Die Mutter kannte ihn zu gut, um weiter in ihn
zu dringen, er würde bei ſeinem ausgeſprochenen Saze
geblieben ſein. Sie beruhigte ſich mit dem Er¬
langten.
Sowohl ſie als die Schweſter dankten mir, daß
ich dem Vater die Bilder gebracht hatte, die ihm ein
ſolches Vergnügen bereiteten.
„Die Fußböden müſſen auch vortrefflich ſein,“ rief
er aus.
„Sie ſind viel ſchöner als die ungefähre Malerei
andeuten kann,“ erwiederte ich, „mein Pinſel kann
noch immer nicht den Glanz und die Zartheit und das
Seidenartige der Holzfaſern ausdrücken, was man
alles dort ſo liebt, daß nur mit Filzſchuhen auf dieſen
Böden gegangen werden darf.“
„Das kann ich mir denken,“ antwortete er, „das
kann ich mir denken.“
Hierauf mußte ich ihm alle Hölzer nennen, die
5 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/81>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.