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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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und dieses verbunden mit viel Aufenthalt im Freien
habe mir eine dauernde und heitere Gesundheit ge¬
geben. Mein geistiges Befinden hänge von meinen
Beschäftigungen ab. Ich suche dieselben nach meiner
Einsicht zu regeln, und wenn sie geordnet und nach
meiner Meinung mit Aussicht auf einen Erfolg vor
sich gehen, so geben sie mir Ruhe und Haltung. Sie
sind aber in den lezten Jahren, was meine Haupt¬
richtung anbelangt, fast immer dieselben geblieben,
nur der Schauplaz habe sich geändert. Die Neben¬
richtungen sind freilich andere geworden, und dies
werde wohl fortdauern, so lange das Leben daure.

Hierauf fragte ich nach dem Wohlbefinden aller
unserer Freunde.

Mathilde antwortete, man könne hierüber sehr
befriedigt sein. Mein Gastfreund fahre in seinem ein¬
fachen Leben fort, er bestrebe sich, daß sein kleiner
Fleck Landes seine Schuldigkeit, die jedem Landbesize
zum Zwecke des Bestehenden obliege, bestmöglich er¬
fülle, er thue seinen Nachbarn und andern Leuten viel
Gutes, er thue es ohne Gepränge, und suche haupt¬
sächlich, daß es in ganzer Stille geschehe, er schmücke
sich sein Leben mit der Kunst mit der Wissenschaft und
mit andern Dingen, die halb in dieses Gebiet halb

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und dieſes verbunden mit viel Aufenthalt im Freien
habe mir eine dauernde und heitere Geſundheit ge¬
geben. Mein geiſtiges Befinden hänge von meinen
Beſchäftigungen ab. Ich ſuche dieſelben nach meiner
Einſicht zu regeln, und wenn ſie geordnet und nach
meiner Meinung mit Ausſicht auf einen Erfolg vor
ſich gehen, ſo geben ſie mir Ruhe und Haltung. Sie
ſind aber in den lezten Jahren, was meine Haupt¬
richtung anbelangt, faſt immer dieſelben geblieben,
nur der Schauplaz habe ſich geändert. Die Neben¬
richtungen ſind freilich andere geworden, und dies
werde wohl fortdauern, ſo lange das Leben daure.

Hierauf fragte ich nach dem Wohlbefinden aller
unſerer Freunde.

Mathilde antwortete, man könne hierüber ſehr
befriedigt ſein. Mein Gaſtfreund fahre in ſeinem ein¬
fachen Leben fort, er beſtrebe ſich, daß ſein kleiner
Fleck Landes ſeine Schuldigkeit, die jedem Landbeſize
zum Zwecke des Beſtehenden obliege, beſtmöglich er¬
fülle, er thue ſeinen Nachbarn und andern Leuten viel
Gutes, er thue es ohne Gepränge, und ſuche haupt¬
ſächlich, daß es in ganzer Stille geſchehe, er ſchmücke
ſich ſein Leben mit der Kunſt mit der Wiſſenſchaft und
mit andern Dingen, die halb in dieſes Gebiet halb

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[387/0401] und dieſes verbunden mit viel Aufenthalt im Freien habe mir eine dauernde und heitere Geſundheit ge¬ geben. Mein geiſtiges Befinden hänge von meinen Beſchäftigungen ab. Ich ſuche dieſelben nach meiner Einſicht zu regeln, und wenn ſie geordnet und nach meiner Meinung mit Ausſicht auf einen Erfolg vor ſich gehen, ſo geben ſie mir Ruhe und Haltung. Sie ſind aber in den lezten Jahren, was meine Haupt¬ richtung anbelangt, faſt immer dieſelben geblieben, nur der Schauplaz habe ſich geändert. Die Neben¬ richtungen ſind freilich andere geworden, und dies werde wohl fortdauern, ſo lange das Leben daure. Hierauf fragte ich nach dem Wohlbefinden aller unſerer Freunde. Mathilde antwortete, man könne hierüber ſehr befriedigt ſein. Mein Gaſtfreund fahre in ſeinem ein¬ fachen Leben fort, er beſtrebe ſich, daß ſein kleiner Fleck Landes ſeine Schuldigkeit, die jedem Landbeſize zum Zwecke des Beſtehenden obliege, beſtmöglich er¬ fülle, er thue ſeinen Nachbarn und andern Leuten viel Gutes, er thue es ohne Gepränge, und ſuche haupt¬ ſächlich, daß es in ganzer Stille geſchehe, er ſchmücke ſich ſein Leben mit der Kunſt mit der Wiſſenſchaft und mit andern Dingen, die halb in dieſes Gebiet halb 25 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/401>, abgerufen am 06.05.2024.