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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Messungen, welche ich in früheren Zeiten vorgenom¬
men hatte, um mich von der Beständigkeit oder Wan¬
delbarkeit des Wasserstandes oder des Seegrundes zu
überzeugen. Da ein durchaus gleicher Wasserstand
nicht zu denken ist, so bezog ich meine Messungen auf
einen mittleren Stand, und stellte immer die Frage,
wie tief unter diesem Stande die bestimmten Stellen
des Seegrundes liegen. Dieser mittlere Stand, der
nach demjenigen genommen wurde, welcher in der
meisten Zeit des Jahres herrscht, war in meiner Ab¬
bildung auch der Wasserspiegel. Ihn nahm ich bei
den Nachmessungen zur Richtschnur. In größeren Ent¬
fernungen von dem Ufer hatte sich der Seegrund seit
dem Beginne meiner Messungen nicht geändert, oder
wenn er sich geändert hatte, war es so wenig, daß es
durch unsere Meßwerkzeuge nicht wahrzunehmen war.
An jenen Ufern oder in der Nähe derselben, wo große
Tiefen herrschten, und steile ruhige Wände standen,
an denen bei Regengüssen höchstens schmale Bänder
oder seichte Wasserflächen niederrieseln, war ebenfalls
keine Veränderung. Aber an seichten Stellen bei flache¬
ren Ufern, wo der Regen Gerölle und andere Dinge
einführt, fanden sich schon Veränderungen vor. Am
meisten aber waren die Wandlungen und am größten,

Meſſungen, welche ich in früheren Zeiten vorgenom¬
men hatte, um mich von der Beſtändigkeit oder Wan¬
delbarkeit des Waſſerſtandes oder des Seegrundes zu
überzeugen. Da ein durchaus gleicher Waſſerſtand
nicht zu denken iſt, ſo bezog ich meine Meſſungen auf
einen mittleren Stand, und ſtellte immer die Frage,
wie tief unter dieſem Stande die beſtimmten Stellen
des Seegrundes liegen. Dieſer mittlere Stand, der
nach demjenigen genommen wurde, welcher in der
meiſten Zeit des Jahres herrſcht, war in meiner Ab¬
bildung auch der Waſſerſpiegel. Ihn nahm ich bei
den Nachmeſſungen zur Richtſchnur. In größeren Ent¬
fernungen von dem Ufer hatte ſich der Seegrund ſeit
dem Beginne meiner Meſſungen nicht geändert, oder
wenn er ſich geändert hatte, war es ſo wenig, daß es
durch unſere Meßwerkzeuge nicht wahrzunehmen war.
An jenen Ufern oder in der Nähe derſelben, wo große
Tiefen herrſchten, und ſteile ruhige Wände ſtanden,
an denen bei Regengüſſen höchſtens ſchmale Bänder
oder ſeichte Waſſerflächen niederrieſeln, war ebenfalls
keine Veränderung. Aber an ſeichten Stellen bei flache¬
ren Ufern, wo der Regen Gerölle und andere Dinge
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[361/0375] Meſſungen, welche ich in früheren Zeiten vorgenom¬ men hatte, um mich von der Beſtändigkeit oder Wan¬ delbarkeit des Waſſerſtandes oder des Seegrundes zu überzeugen. Da ein durchaus gleicher Waſſerſtand nicht zu denken iſt, ſo bezog ich meine Meſſungen auf einen mittleren Stand, und ſtellte immer die Frage, wie tief unter dieſem Stande die beſtimmten Stellen des Seegrundes liegen. Dieſer mittlere Stand, der nach demjenigen genommen wurde, welcher in der meiſten Zeit des Jahres herrſcht, war in meiner Ab¬ bildung auch der Waſſerſpiegel. Ihn nahm ich bei den Nachmeſſungen zur Richtſchnur. In größeren Ent¬ fernungen von dem Ufer hatte ſich der Seegrund ſeit dem Beginne meiner Meſſungen nicht geändert, oder wenn er ſich geändert hatte, war es ſo wenig, daß es durch unſere Meßwerkzeuge nicht wahrzunehmen war. An jenen Ufern oder in der Nähe derſelben, wo große Tiefen herrſchten, und ſteile ruhige Wände ſtanden, an denen bei Regengüſſen höchſtens ſchmale Bänder oder ſeichte Waſſerflächen niederrieſeln, war ebenfalls keine Veränderung. Aber an ſeichten Stellen bei flache¬ ren Ufern, wo der Regen Gerölle und andere Dinge einführt, fanden ſich ſchon Veränderungen vor. Am meiſten aber waren die Wandlungen und am größten,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/375>, abgerufen am 18.05.2024.