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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Unternehmen an dem Hause. Ich sah, daß die Übrig¬
gebliebenen schon einig waren. Es sprach nun mein
Gastfreund, es sprachen Eustach und Roland. Sie
hatten alle meine Ansicht. Ich wurde aufgefordert,
auch meine Meinung zu sagen. Ich sprach sie nach
meiner innern Empfindung aus. Alle mochten sie
wohl so erwartet haben. Über den Aufwand zur
Deckung der künftigen Kosten sprach mein Gastfreund
mit Mathilden besonders. Durch das Abschlagen der
Steine mit scharfen Hämmern hatten sich die Ausla¬
gen größer gezeigt, als man Anfangs vermuthen
konnte. Mein Gastfreund rieth daher, daß man die
Arbeit auf längere Fristen ausdehnen solle, wodurch
die Kosten weniger empfindlich würden, und, da doch
das Schaffen des Schönen das Vergnügen bilde,
dieses Vergnügen sich verlängere. Man billigte den
Vorschlag, und freute sich auf das Wachsen des Ed¬
leren, und freute sich auf den Augenblick, wenn das
Haus in einem würdigen Gewande da stehen würde,
und man die Beruhigung hätte, es so dem künftigen
Besizer übergeben zu können.

Mit dem Anbruche des nächsten Tages fuhren
mein Gastfreund Eustach Roland Gustav und ich auf
dem Wege nach dem Rosenhause dahin.

Unternehmen an dem Hauſe. Ich ſah, daß die Übrig¬
gebliebenen ſchon einig waren. Es ſprach nun mein
Gaſtfreund, es ſprachen Euſtach und Roland. Sie
hatten alle meine Anſicht. Ich wurde aufgefordert,
auch meine Meinung zu ſagen. Ich ſprach ſie nach
meiner innern Empfindung aus. Alle mochten ſie
wohl ſo erwartet haben. Über den Aufwand zur
Deckung der künftigen Koſten ſprach mein Gaſtfreund
mit Mathilden beſonders. Durch das Abſchlagen der
Steine mit ſcharfen Hämmern hatten ſich die Ausla¬
gen größer gezeigt, als man Anfangs vermuthen
konnte. Mein Gaſtfreund rieth daher, daß man die
Arbeit auf längere Friſten ausdehnen ſolle, wodurch
die Koſten weniger empfindlich würden, und, da doch
das Schaffen des Schönen das Vergnügen bilde,
dieſes Vergnügen ſich verlängere. Man billigte den
Vorſchlag, und freute ſich auf das Wachſen des Ed¬
leren, und freute ſich auf den Augenblick, wenn das
Haus in einem würdigen Gewande da ſtehen würde,
und man die Beruhigung hätte, es ſo dem künftigen
Beſizer übergeben zu können.

Mit dem Anbruche des nächſten Tages fuhren
mein Gaſtfreund Euſtach Roland Guſtav und ich auf
dem Wege nach dem Roſenhauſe dahin.

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[349/0363] Unternehmen an dem Hauſe. Ich ſah, daß die Übrig¬ gebliebenen ſchon einig waren. Es ſprach nun mein Gaſtfreund, es ſprachen Euſtach und Roland. Sie hatten alle meine Anſicht. Ich wurde aufgefordert, auch meine Meinung zu ſagen. Ich ſprach ſie nach meiner innern Empfindung aus. Alle mochten ſie wohl ſo erwartet haben. Über den Aufwand zur Deckung der künftigen Koſten ſprach mein Gaſtfreund mit Mathilden beſonders. Durch das Abſchlagen der Steine mit ſcharfen Hämmern hatten ſich die Ausla¬ gen größer gezeigt, als man Anfangs vermuthen konnte. Mein Gaſtfreund rieth daher, daß man die Arbeit auf längere Friſten ausdehnen ſolle, wodurch die Koſten weniger empfindlich würden, und, da doch das Schaffen des Schönen das Vergnügen bilde, dieſes Vergnügen ſich verlängere. Man billigte den Vorſchlag, und freute ſich auf das Wachſen des Ed¬ leren, und freute ſich auf den Augenblick, wenn das Haus in einem würdigen Gewande da ſtehen würde, und man die Beruhigung hätte, es ſo dem künftigen Beſizer übergeben zu können. Mit dem Anbruche des nächſten Tages fuhren mein Gaſtfreund Euſtach Roland Guſtav und ich auf dem Wege nach dem Roſenhauſe dahin.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/363>, abgerufen am 19.05.2024.