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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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ordentlich schöne Tragsteine gezeichnet. Meistens
wohnt der Freiherr im Sommer in Wahlstein schon
ziemlich tief in den Bergen, wo die Elm hervor¬
strömt."

"Ich kenne den Siz," antwortete ich, "und kenne
auch die Familie im Allgemeinen."

"Der Mann mit den schneeweißen Haaren," sprach
Roland weiter, "heißt Sandung, er veredelt die
Schafzucht, und der eine von den zwei neben ihm
gehenden Männern ist der Besizer des sogenannten
Berghofes ein allgemein geachteter Mann und der
andere ist der Oberamtmann von Landegg. Es fehlen
noch die vom Inghof, dann sind mehrere Vertreter
der hier herum wohnenden Leute vorhanden. Ich
theile sie, wenn ich in meiner Liebhaberei im Lande
herum reise, nach ihren Liebhabereien in Gruppen
ein, und man könnte eine Landmappe so nach diesen
Liebhabereien mit Farben zeichnen, wie ihr die Ge¬
birge mit Farben zeichnet, um das Vorkommen der
verschiedenen Gesteine anzuzeigen."

Da wir wieder eine Wendung machten, ganz
nahe an der rechten Seite der Eppichwand, ging Ma¬
thilde mit der Frau von Tillburg auf einem Neben¬
wege gegen uns hervor. Sie blieb vor uns stehen,

ordentlich ſchöne Tragſteine gezeichnet. Meiſtens
wohnt der Freiherr im Sommer in Wahlſtein ſchon
ziemlich tief in den Bergen, wo die Elm hervor¬
ſtrömt.“

„Ich kenne den Siz,“ antwortete ich, „und kenne
auch die Familie im Allgemeinen.“

„Der Mann mit den ſchneeweißen Haaren,“ ſprach
Roland weiter, „heißt Sandung, er veredelt die
Schafzucht, und der eine von den zwei neben ihm
gehenden Männern iſt der Beſizer des ſogenannten
Berghofes ein allgemein geachteter Mann und der
andere iſt der Oberamtmann von Landegg. Es fehlen
noch die vom Inghof, dann ſind mehrere Vertreter
der hier herum wohnenden Leute vorhanden. Ich
theile ſie, wenn ich in meiner Liebhaberei im Lande
herum reiſe, nach ihren Liebhabereien in Gruppen
ein, und man könnte eine Landmappe ſo nach dieſen
Liebhabereien mit Farben zeichnen, wie ihr die Ge¬
birge mit Farben zeichnet, um das Vorkommen der
verſchiedenen Geſteine anzuzeigen.“

Da wir wieder eine Wendung machten, ganz
nahe an der rechten Seite der Eppichwand, ging Ma¬
thilde mit der Frau von Tillburg auf einem Neben¬
wege gegen uns hervor. Sie blieb vor uns ſtehen,

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[336/0350] ordentlich ſchöne Tragſteine gezeichnet. Meiſtens wohnt der Freiherr im Sommer in Wahlſtein ſchon ziemlich tief in den Bergen, wo die Elm hervor¬ ſtrömt.“ „Ich kenne den Siz,“ antwortete ich, „und kenne auch die Familie im Allgemeinen.“ „Der Mann mit den ſchneeweißen Haaren,“ ſprach Roland weiter, „heißt Sandung, er veredelt die Schafzucht, und der eine von den zwei neben ihm gehenden Männern iſt der Beſizer des ſogenannten Berghofes ein allgemein geachteter Mann und der andere iſt der Oberamtmann von Landegg. Es fehlen noch die vom Inghof, dann ſind mehrere Vertreter der hier herum wohnenden Leute vorhanden. Ich theile ſie, wenn ich in meiner Liebhaberei im Lande herum reiſe, nach ihren Liebhabereien in Gruppen ein, und man könnte eine Landmappe ſo nach dieſen Liebhabereien mit Farben zeichnen, wie ihr die Ge¬ birge mit Farben zeichnet, um das Vorkommen der verſchiedenen Geſteine anzuzeigen.“ Da wir wieder eine Wendung machten, ganz nahe an der rechten Seite der Eppichwand, ging Ma¬ thilde mit der Frau von Tillburg auf einem Neben¬ wege gegen uns hervor. Sie blieb vor uns ſtehen,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/350>, abgerufen am 22.11.2024.