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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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nicht selten Leitern verfertigten, und über das Eis
trugen, ich stand auf der zuweilen ganz kleinen Fläche
des lezten Steines, oberhalb dessen keiner mehr war,
und sah auf das Gewimmel der Berge um mich und
unter mir, die entweder noch höher mit den weißen
Hörnern in den Himmel ragten, und mich besiegten,
oder die meinen Stand in anderen Luftebenen fortsez¬
ten, oder die einschrumpften, und hinab sanken, und
kleine Zeichnungen zeigten, ich sah die Thäler wie
rauchige Falten durch die Gebilde ziehen und manchen
See wie ein kleines Täfelchen unten stehen, ich sah
die Länder wie eine schwache Mappe vor mir liegen,
ich sah in die Gegend, wo gleichsam wie in einen
staubigen Nebel getaucht die Stadt sein mußte, in
der alle lebten, die mir theuer waren, Vater Mutter
und Schwester, ich sah nach den Höhen, die von
hier aus wie blauliche Lämmerwolken erschienen, auf
denen das Asperhaus sein mußte und der Sternen¬
hof, wo mein lieber Gastfreund hauste, wo die gute
klare Mathilde wohnte, wo Eustach war, wo der
fröhliche feurige Gustav sich befand, und wo Nata¬
liens Augen blickten. Alles schwieg unter mir, als
wäre die Welt ausgestorben, als wäre das, daß
sich Alles von Leben rege und rühre, ein Traum ge¬

nicht ſelten Leitern verfertigten, und über das Eis
trugen, ich ſtand auf der zuweilen ganz kleinen Fläche
des lezten Steines, oberhalb deſſen keiner mehr war,
und ſah auf das Gewimmel der Berge um mich und
unter mir, die entweder noch höher mit den weißen
Hörnern in den Himmel ragten, und mich beſiegten,
oder die meinen Stand in anderen Luftebenen fortſez¬
ten, oder die einſchrumpften, und hinab ſanken, und
kleine Zeichnungen zeigten, ich ſah die Thäler wie
rauchige Falten durch die Gebilde ziehen und manchen
See wie ein kleines Täfelchen unten ſtehen, ich ſah
die Länder wie eine ſchwache Mappe vor mir liegen,
ich ſah in die Gegend, wo gleichſam wie in einen
ſtaubigen Nebel getaucht die Stadt ſein mußte, in
der alle lebten, die mir theuer waren, Vater Mutter
und Schweſter, ich ſah nach den Höhen, die von
hier aus wie blauliche Lämmerwolken erſchienen, auf
denen das Asperhaus ſein mußte und der Sternen¬
hof, wo mein lieber Gaſtfreund hauste, wo die gute
klare Mathilde wohnte, wo Euſtach war, wo der
fröhliche feurige Guſtav ſich befand, und wo Nata¬
liens Augen blickten. Alles ſchwieg unter mir, als
wäre die Welt ausgeſtorben, als wäre das, daß
ſich Alles von Leben rege und rühre, ein Traum ge¬

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[288/0302] nicht ſelten Leitern verfertigten, und über das Eis trugen, ich ſtand auf der zuweilen ganz kleinen Fläche des lezten Steines, oberhalb deſſen keiner mehr war, und ſah auf das Gewimmel der Berge um mich und unter mir, die entweder noch höher mit den weißen Hörnern in den Himmel ragten, und mich beſiegten, oder die meinen Stand in anderen Luftebenen fortſez¬ ten, oder die einſchrumpften, und hinab ſanken, und kleine Zeichnungen zeigten, ich ſah die Thäler wie rauchige Falten durch die Gebilde ziehen und manchen See wie ein kleines Täfelchen unten ſtehen, ich ſah die Länder wie eine ſchwache Mappe vor mir liegen, ich ſah in die Gegend, wo gleichſam wie in einen ſtaubigen Nebel getaucht die Stadt ſein mußte, in der alle lebten, die mir theuer waren, Vater Mutter und Schweſter, ich ſah nach den Höhen, die von hier aus wie blauliche Lämmerwolken erſchienen, auf denen das Asperhaus ſein mußte und der Sternen¬ hof, wo mein lieber Gaſtfreund hauste, wo die gute klare Mathilde wohnte, wo Euſtach war, wo der fröhliche feurige Guſtav ſich befand, und wo Nata¬ liens Augen blickten. Alles ſchwieg unter mir, als wäre die Welt ausgeſtorben, als wäre das, daß ſich Alles von Leben rege und rühre, ein Traum ge¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/302>, abgerufen am 25.11.2024.