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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Wälder in das Freie der Berge hinaus. Wenn die
Bestandtheile eines ganzen Gesteinzuges ergründet
waren, wenn alle Wässer, die der Gesteinzug in die
Thäler sendet, untersucht waren, um jedes Geschiebe,
das der Bach führt, zu betrachten und zu verzeichnen,
wenn nun nichts Neues nach mehrfacher und genauer
Untersuchung sich mehr ergab, so wurde versucht, sich
des Zuges selbst zu bemächtigen, und seine Glieder,
so weit es die Macht und Gewalt der Natur zuließ,
zu begehen. In die wildesten und abgelegensten
Gründe führte uns so unser Plan, auf die schroffsten
Grate kamen wir, wo ein scheuer Geier oder irgend
ein unbekanntes Ding vor uns aufflog, und ein ein¬
samer Holzarm hervor wuchs, den in Jahrhunder¬
ten kein menschliches Auge gesehen hatte; auf lichte
Höhen gelangten wir, welche die ungeheure Wucht
der Wälder, in denen unser Wirthshaus lag, und die
angebauteren Gefilde draußen, in denen die Menschen
wohnten, wie ein kleines Bild zu unsern Füßen leg¬
ten. Meine Leute wurden immer eifriger. Wie über¬
haupt der Mensch einen Trieb hat, die Natur zu be¬
siegen, und sich zu ihrem Herrn zu machen, was schon
die Kinder durch kleines Bauen und Zusammenfügen
noch mehr aber durch Zerstören zeigen, und was die

Wälder in das Freie der Berge hinaus. Wenn die
Beſtandtheile eines ganzen Geſteinzuges ergründet
waren, wenn alle Wäſſer, die der Geſteinzug in die
Thäler ſendet, unterſucht waren, um jedes Geſchiebe,
das der Bach führt, zu betrachten und zu verzeichnen,
wenn nun nichts Neues nach mehrfacher und genauer
Unterſuchung ſich mehr ergab, ſo wurde verſucht, ſich
des Zuges ſelbſt zu bemächtigen, und ſeine Glieder,
ſo weit es die Macht und Gewalt der Natur zuließ,
zu begehen. In die wildeſten und abgelegenſten
Gründe führte uns ſo unſer Plan, auf die ſchroffſten
Grate kamen wir, wo ein ſcheuer Geier oder irgend
ein unbekanntes Ding vor uns aufflog, und ein ein¬
ſamer Holzarm hervor wuchs, den in Jahrhunder¬
ten kein menſchliches Auge geſehen hatte; auf lichte
Höhen gelangten wir, welche die ungeheure Wucht
der Wälder, in denen unſer Wirthshaus lag, und die
angebauteren Gefilde draußen, in denen die Menſchen
wohnten, wie ein kleines Bild zu unſern Füßen leg¬
ten. Meine Leute wurden immer eifriger. Wie über¬
haupt der Menſch einen Trieb hat, die Natur zu be¬
ſiegen, und ſich zu ihrem Herrn zu machen, was ſchon
die Kinder durch kleines Bauen und Zuſammenfügen
noch mehr aber durch Zerſtören zeigen, und was die

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[286/0300] Wälder in das Freie der Berge hinaus. Wenn die Beſtandtheile eines ganzen Geſteinzuges ergründet waren, wenn alle Wäſſer, die der Geſteinzug in die Thäler ſendet, unterſucht waren, um jedes Geſchiebe, das der Bach führt, zu betrachten und zu verzeichnen, wenn nun nichts Neues nach mehrfacher und genauer Unterſuchung ſich mehr ergab, ſo wurde verſucht, ſich des Zuges ſelbſt zu bemächtigen, und ſeine Glieder, ſo weit es die Macht und Gewalt der Natur zuließ, zu begehen. In die wildeſten und abgelegenſten Gründe führte uns ſo unſer Plan, auf die ſchroffſten Grate kamen wir, wo ein ſcheuer Geier oder irgend ein unbekanntes Ding vor uns aufflog, und ein ein¬ ſamer Holzarm hervor wuchs, den in Jahrhunder¬ ten kein menſchliches Auge geſehen hatte; auf lichte Höhen gelangten wir, welche die ungeheure Wucht der Wälder, in denen unſer Wirthshaus lag, und die angebauteren Gefilde draußen, in denen die Menſchen wohnten, wie ein kleines Bild zu unſern Füßen leg¬ ten. Meine Leute wurden immer eifriger. Wie über¬ haupt der Menſch einen Trieb hat, die Natur zu be¬ ſiegen, und ſich zu ihrem Herrn zu machen, was ſchon die Kinder durch kleines Bauen und Zuſammenfügen noch mehr aber durch Zerſtören zeigen, und was die

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/300>, abgerufen am 22.11.2024.